Zehn Tote bei Amoklauf an Schule in Österreich

- von Alexandra Schwarz-Goerlich
Wien (Reuters) - In einer Schule im österreichischen Graz hat nach Regierungsangaben ein ehemaliger Schüler neun Menschen und sich selbst getötet.
Der Amoklauf vom Dienstag ist das schwerste Gewaltdelikt in der jüngeren Geschichte des Landes. "Diese nationale Tragödie hat nach jetzigem Stand neun Todesopfer zu beklagen, sechs weibliche und drei männliche", sagte Österreichs Innenminister Gerhard Karner am Nachmittag bei einer Pressekonferenz in Graz. Der zehnte Tote sei der mutmaßliche Täter selbst, ein 21-jähriger Österreicher, der sich nach der Tat auf einer Schultoilette das Leben genommen habe. Zusätzlich gebe es zwölf verletzte Jugendliche, darunter zum Teil Schwerverletzte.
Nach Angaben der Polizei war der Täter ein ehemaliger Schüler des Bundes-Oberstufenrealgymnasiums (BORG) Dreierschützengasse. Er hatte die Schule jedoch nicht abgeschlossen. Zum Tatmotiv machten die Behörden zunächst keine Angaben.
GROSSEINSATZ MIT ÜBER 300 KRÄFTEN
Mehr als 300 Einsatzkräfte, darunter auch die Spezialeinheit Cobra, waren an der Evakuierung und Sicherung der Schule beteiligt. Die Schülerinnen und Schüler wurden rasch in Sicherheit gebracht. Die Polizei stellte am Tatort zwei Schusswaffen sicher – eine Faustfeuerwaffe und eine Langwaffe, mutmaßlich eine Schrotflinte. Beide Waffen waren legal im Besitz des Täters, der bislang nicht polizeilich auffällig gewesen war.
Laut österreichischen Medienberichten schoss der Täter in seinem ehemaligen Klassenzimmer um sich. In Österreich ist der Besitz von Schusswaffen ab 18 Jahren erlaubt, für bestimmte Waffenkategorien ist eine behördliche Genehmigung - eine sogenannte Waffenbesitzkarte - erforderlich. Im Zentralen Waffenregister waren laut Innenministerium im April rund 1,5 Millionen Schusswaffen registriert – verteilt auf etwa 370.000 Personen. In Österreich leben insgesamt über neun Millionen Menschen.
NATIONALE TRAUER
Die Tat löste landesweit Entsetzen aus. Die Flaggen auf dem Dach des Parlaments in Wien wurden für eine dreitätige Staatstrauer auf Halbmast gesetzt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach auf der Plattform X von einem "Horror, der nicht in Worte zu fassen ist". "Was heute in einer Schule in Graz passiert ist, trifft unser Land mitten ins Herz. Es waren Jugendliche, die ihr ganzes Leben vor sich hatten. Eine Lehrperson, die sie auf ihrem Weg begleitet hat."
Auch Bundeskanzler Christian Stocker zeigte sich tief betroffen. Er sprach von einer "nationalen Tragödie": "Durch diese unfassbare Tat wurden Jugendliche plötzlich aus ihrem Leben gerissen, das sie noch vor sich hatten. Es gibt keine Worte für den Schmerz und die Trauer, die wir alle – ganz Österreich – gerade fühlen." Alle offiziellen Termine wurden abgesagt.
(Mitarbeit: Paul Arnold, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)