Wegen US-Politik

Deutsche Firmen wollen weg von US-Clouds - heimische Anbieter bevorzugt

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: VDB Photos/Shutterstock.com

Berlin (Reuters) - Deutsche Firmen setzen bei der Digitalisierung ihrer Unternehmen zunehmend auf Clouds und wünschen sich aus Sicherheitsgründen dafür künftig deutsche oder europäische Anbieter.

Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten "Cloud Report 2025" des Digitalverbands Bitkom hervor. 78 Prozent der Befragten halten Deutschland für zu abhängig von US-Anbietern, 100 Prozent würden deutsche Cloud-Dienste bevorzugen. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst forderte die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit wettbewerbsfähige deutsche Anbieter entstehen könnten.

Der Blick auf politische Unsicherheit in den USA und ihre Folgen rückte in der Umfrage in der Rangliste der Unternehmen weiter nach oben. Wegen der politischen Veränderungen unter US-Präsident Donald Trump wolle nun jedes zweite Unternehmen, das bereits Cloud-Computing benutzt, die eigene Cloud-Strategie überdenken. Nur noch sechs Prozent geben an, einen US-Anbieter zu bevorzugen. Zum Vergleich: Die Zahlen sind für Deutschland 100 Prozent, für die EU 61 Prozent, für Japan zwölf und für Indien sechs Prozent.

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Dennoch beherrschen US-Anbieter wie Google, Microsoft und Amazon den milliardenschweren Markt auch in Europa und investieren hohe Summen in den Ausbau der für das Cloud-Geschäft nötigen Datenbanken - auch im Zusammenhang mit der verstärkten Nutzung von Künstlicher Intelligenz.

Sie zwingen zudem immer mehr Kunden, ihnen zu folgen. So geben 60 Prozent der Unternehmen in der Bitkom-Umfrage an, sie müssten Cloud-Dienste nutzen, weil die benötigte Software nur noch Cloud-basiert angeboten wird. Deshalb will die Hälfte der befragten Firmen in diesem Jahr mehr Geld in diesem Bereich investieren.

"Die Cloud ist für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Ihre Nutzung sei in Unternehmen der zentrale Digitalisierungstreiber. Denn mit der Cloud-Nutzung komme unter anderem auch eine Standardisierung. Zugleich müsse sich Deutschland aus einseitigen Abhängigkeiten lösen. Es gebe in Deutschland einen "digitalen Mittelstand", der konkurrenzfähige Angebote aufbauen könnte. "Der Zug ist noch nicht abgefahren. Aber wir müssen ganz schön rennen."

Wintergerst sieht auch die Politik gefordert. Die wichtigsten Punkte seien ein niedrigerer Strompreis und die Nutzung deutscher Clouds durch Behörden. So müssten genügend Datencenter in Deutschland entstehen, die Voraussetzung für die Clouds seien. Allerdings dürfte der Umstieg von US-Anbietern wie auch in anderen IT-Bereichen schwierig sein. Denn die Bitkom-Umfrage zeigt auch, dass die große Mehrzahl der Firmen in der Umfrage angibt, dass sie auf Alternativen zu amerikanischen Dienstleistern nur umschwenken würden, wenn diese genauso leistungsfähig wären wie die Angebote der US-Firmen. Auch höhere Kosten lehnen die meisten ab.

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