Miguel Lopez soll Thyssenkrupp ins nächste Jahrzehnt führen

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- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat den Vertrag mit dem umstrittenen Vorstandschef Miguel Lopez verlängert.

Der Aufsichtsrat habe den bis 2026 laufenden Vertrag um fünf Jahre bis Ende Mai 2031 verlängert, teilte der Konzern am Freitag mit. Lopez hatte vor zwei Jahren den Chefposten beim Ruhrkonzern übernommen und damit begonnen, das Unternehmen umzubauen. Dabei war er immer wieder mit Arbeitnehmervertretern in Konflikt geraten. Gewerkschaft und Betriebsräte haben Lopez unter anderem mangelnde Transparenz vorgeworfen, was dieser zurückweist.

Der Vizechef der IG Metall und stellvertretende Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, Jürgen Kerner, hatte angekündigt, gegen eine Vertragsverlängerung für Lopez zu stimmen. "Über eine Vertragsverlängerung kann erst dann sinnvoll geredet werden, wenn die betreffende Person geliefert hat. Das ist hier nicht der Fall", sagte er nach der Sitzung des Kontrollgremiums. Es gebe große Bedenken und Vorbehalte gegen diese Entscheidung. "Ich persönlich habe daher nicht für eine Vertragsverlängerung gestimmt." Kerner äußerte sich nicht dazu, ob die zehn Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat geschlossen gegen Lopez gestimmt haben, und ob deshalb der Vorsitzende Siegfried Russwurm von seinem Doppelstimmrecht Gebrauch gemacht habe. Das sei nicht nötig gewesen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Thyssenkrupp wollte sich dazu nicht äußern.

Lopez reagierte auf die Kritik an ihm in einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden internen Newsletter. "Es ist nachvollziehbar, dass bei einem so umfassenden Transformationsprozess unterschiedliche Meinungen und auch Sorgen aufkommen", erklärte der Manager. Der Vorstand nehme diese Anliegen sehr ernst. Gleichzeitig stehe fest: "An der grundlegenden Aufgabe, unsere Geschäfte auf eine stabile und zukunftssichere Basis zu stellen, führt kein Weg vorbei – und die Zeit drängt."

LOPEZ HABE FÜHRUNGSSTÄRKE GEZEIGT

"Die Vertragsverlängerung von Miguel Lopez ist Ausdruck unseres Vertrauens in seine Führungsstärke und unserer Überzeugung, dass klare Orientierung und Kontinuität entlang des eingeschlagenen Weges entscheidend für den weiteren Fortschritt und die Zukunft von Thyssenkrupp sind", betonte der Konzern.

Der Aufsichtsrat treibt auch die Abspaltung der Marine-Sparte voran. Er empfahl den Aktionären, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August der Abspaltung eines Minderheitsanteils von 49 Prozent zuzustimmen. Die Notierung von TKMS an der Frankfurter Börse sei noch in diesem Kalenderjahr geplant.

Die Pläne sähen vor, das Marinegeschäft unter einer neuen Holding-Gesellschaft zu bündeln und 49 Prozent der TKMS-Aktien an die Aktionäre der Thyssenkrupp AG im Verhältnis ihrer Beteiligung an der Thyssenkrupp AG zu übertragen. Die Aktionäre der Thyssenkrupp AG würden damit zu unmittelbaren Anteilseignern von TKMS. Der U-Boot-Bauer profitiert von der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Rüstungsgütern. Mit einem Auftragsbestand auf Rekordniveau von etwa 18 Milliarden Euro seien die Produktionskapazitäten des Unternehmens bis weit ins nächste Jahrzehnt ausgelastet.

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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