Hitzewelle bringt Europa zum Kochen - Deutschland vor Rekordtemperaturen

Reuters · Uhr

Paris/Madrid (Reuters) - Die Hitzewelle hat Europa fest im Griff und sorgt für neue Temperaturrekorde, umfangreiche Gesundheitswarnungen sowie erhebliche Einschränkungen im öffentlichen Leben.

Besonders betroffen sind die Länder rund um das Mittelmeer, doch auch Deutschland spürt zunehmend die Folgen extremer Hitze. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte ab Mittwoch vor extremer Hitze in der Westhälfte des Landes. Es gebe aber auch eine starke Wärmebelastung im gesamten Bundesgebiet, erklärte der DWD am Dienstagmittag. Einzige Ausnahme: die Küsten der Nordsee.

Spanien verzeichnete im vergangenen Monat mit durchschnittlich 23,6 Grad Celsius den heißesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das Mittelmeer ist derzeit bis zu sechs Grad wärmer als üblich für diese Jahreszeit. Die Balearen meldeten mit bis zu 30 Grad im Meer einen neuen Rekord. In Frankreich wurden am Dienstag Temperaturen von 40 bis 41 Grad erwartet. Für 16 Departements galt die höchste Alarmstufe, Schulen wurden bereits in großem Umfang geschlossen.

In Italien reagierten Behörden mit Verboten für Arbeiten im Freien in mehreren Regionen, während in Sizilien eine Frau möglicherweise an den Folgen der Hitze starb. In Barcelona wird der Tod eines Straßenarbeiters im Zusammenhang mit der Hitzewelle untersucht. In Paris wurde die oberste Aussichtsplattform des Eiffelturms für Touristen gesperrt und Besuchern dringend geraten, ausreichend Wasser zu trinken.

Gleichzeitig steigt die Brandgefahr in landwirtschaftlichen Regionen, insbesondere in Frankreich, dem größten Getreideproduzenten der EU. Einige Landwirte arbeiteten die Nacht hindurch, um die Höchsttemperaturen am Nachmittag zu vermeiden. Im Departement Indre in der Landesmitte, wo es bereits wiederholt zu Feldbränden gekommen ist, wurde die Arbeit auf Feldern zwischen 14.00 und 18.00 Uhr untersagt.

DTV SIEHT HITZEWELLE ALS RISIKO FÜR TOURISMUS

Der Deutsche Tourismusverband (DTV) äußerte Besorgnis über die Auswirkungen der Hitzewelle auf die Attraktivität Deutschlands als Reiseziel. "Die Sommermonate sind in vielen deutschen Städten die touristische Hoch-Zeit", erklärte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. "Deutschland muss als Reiseland attraktiv bleiben und die Anpassung an den Klimawandel sehr ernst nehmen." Ohne entsprechende Maßnahmen könnten Innenstädte im Sommer zeitweise unattraktiv für Besucher werden. Neben langfristigen stadtplanerischen Anpassungen seien kurzfristige Lösungen wie gekühlte Treffpunkte, Trinkbrunnen und Sprühnebelsysteme schnell umsetzbar und wirkungsvoll.

Aus Sicht von Altersmedizinern trifft Deutschland bislang nicht genügend Vorkehrungen für extreme Hitzewellen mit Temperaturen von über 40 Grad. Ohne gezielte Schutzmaßnahmen seien im Ernstfall Zehntausende Todesfälle binnen weniger Tage möglich, warnte die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse. Das Statistische Bundesamt verzeichnete von 2003 bis 2023 im Durchschnitt mehr als 1400 Krankenhausbehandlungen im Jahr wegen hitzebedingter Schäden – trotz eines leichten Rückgangs in jüngster Zeit, der auch auf die Pandemie und eine gesteigerte Sensibilisierung der Bevölkerung für die gesundheitlichen Gefahren von Hitze zurückzuführen ist.

Der Klimawandel lässt Europa schneller als andere Kontinente erwärmen – doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, wie der EU-Dienst Copernicus bestätigte. Experten warnen, dass solche extremen Hitzephasen künftig häufiger und intensiver auftreten werden. "Was außergewöhnlich ist – und ich betone außergewöhnlich, aber nicht beispiellos – ist die Jahreszeit", sagte Clare Nullis von der Weltorganisation für Meteorologie. "Wir haben erst Anfang Juli und erleben bereits Hitzewellen, die sonst eher im Hochsommer auftreten."

(Bericht von Kate Abnett, Gus Trompiz, Rachel More, Patricia Weiß und Rene Wagner, geschrieben von Elke Ahlswede und Patricia Weiß, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

onvista Premium-Artikel

Kolumne von Stefan Riße
Die großen US-Aktien sind zu teuerheute, 08:30 Uhr · Acatis
Die großen US-Aktien sind zu teuer
Kryptowährungen
Mit diesen Aktien kannst du auf Bitcoin setzen02. Juli · onvista
Bitcoin und Dollar-Noten sind zu sehen