Aktien: Die Chemie stimmt

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Was wird nun aus dem Börsen-Sommer? Der alte Fuchs bleibt „gehemmt bullisch“, wie schon seit Wochen. Das heißt, keine Angst vor einem Crash, andererseits Zweifel beim Blick nach oben. Wolfgang Juds, ein alter Hase von der Fraktion der Vermögensverwalter, hat gefühlsmäßig den richtigen Ton in seinem „Credo-Kompass“ angeschlagen, den er titelt: „Augen auf und Fuß vom Gas!“ Eine Korrektur wäre gesund. Deshalb ruhig mal Gewinne mitnehmen, meine Freunde, zumindest teilweise, vor allem wenn man schon länger gut in Aktien investiert ist und relativ wenig Liquidität fährt.

Das von mir besonders geschätzte Research der Helaba mahnt ebenfalls - vielleicht sind die Frankfurter aber auch übervorsichtig: Da Aktien ebenso wie Renten ihr fundamental gerechtfertigtes Potenzial ausgereizt haben, dürften sie anfällig für Korrekturen bleiben. Bislang zieht man sich an den Kapitalmärkten zwar darauf zurück, dass sich viele politische Risiken nicht materialisiert haben. Allerdings bleibt nur wenig übrig, um daraus Impulse für zusätzliches Wachstum abzuleiten [ … ] Politische Risiken in der Eurozone können jederzeit wieder auf die Tagesordnung kommen. Die Unternehmensstimmung im Euroraum befindet sich auf einen Hochpunkt, ebenso wie die Sorglosigkeit unter den Anlegern. Eine Konsolidierung ist in den Sommermonaten deshalb angesagt.

Jo, das klingt plausibel. Dagegen: Deutschbank-Chefstratege Ulrich Stephan verbreitet zum Wochenbeginn gute Laune - unter anderem freut er sich über den inzwischen wieder regeren Welthandel. Ablesen lässt sich dies an bestimmten Indikatoren: So ist das Umschlagvolumen in Großhäfen wie Shanghai, Singapur oder Hongkong in den ersten vier Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um bis zu 10 Prozent gestiegen. Auch die Auftragslage der Verpackungsindustrie, die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und das Konsumentenvertrauen deuten darauf hin, dass der globale Seeverkehr dieses Jahr um 4,5 Prozent wächst (bislang nur plus 2,5 Prozent erwartet). Das spricht für eine weiter robuste Weltkonjunktur.

Gutes Beispiel und gerade für uns interessant ist die Chemie. Mit über 30 Prozent plus in den vergangenen zwölf Monaten haben sich europäische Chemieaktien besser entwickelt als der Stoxx 600 insgesamt. Auch diese zyklische Branche profitiert von der globalen Konjunkturerholung und dem in den letzten Jahren im Vergleich zum US-Dollar schwachen Euro. Aber noch mehr davon, dass sich die Rosskur der Branche inzwischen auszahlt: Geringe Erweiterungsinvestitionen haben dazu geführt, dass die Kapazitäten besser ausgelastet sind. Dies sowie die eiserne Kostendisziplin haben die Analysten veranlasst, ihre Gewinnschätzungen in den letzten sechs Monaten um 2,3 Prozent bis auf ein Plus von 10,6 Prozent für 2017 nach oben zu schrauben. Folgert der Anlagestratege: „Und weil die Unternehmen ihre Bilanzen auch für Fusionen und Übernahmen herausgeputzt haben, könnten ihre Aktien eine interessante Anlage bleiben.“

Im übertragenen Sinn: Am Aktienmarkt stimmt die Chemie (noch). Neue Indexrekorde rücken näher. Aber vergesst nicht, meine Freunde, dass Erwartungen und Prognosen immer wieder und immer häufiger gecheckt und dann korrigiert werden müssen! Letztes Jahr herrschten lange trübe Stimmung und viel Skepsis für 2017 - seit Jahresbeginn stecken sich aber die Optimisten weltweit an. Hoffentlich müssen wir nicht in der zweiten Jahreshälfte wieder umdenken!

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