Anlage in Aktien sollte auch Spaß machen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Solltet Ihr Euch genauso verhalten wie die Profis? Nö, denn auch Anlageexperten machen Fehler und schätzen die Märkte mitunter falsch ein. Deshalb will ich heute mal auf einen wesentlichen Unterschied hinweisen. Während beispielsweise Fondsmanager fremdes (Kunden-)Geld verwalten und strenge gesetzliche Regeln beachten müssen, sind Privatanleger für die eigene Kohle (und sonst nix) verantwortlich - also müsst Ihr Euch kümmern und selbst strategische und taktische Entscheidungen treffen. Dafür braucht’s zwar möglichst viel professionelles Know-how und ein gutes Näschen. Genauso wichtig ist nach meiner Einschätzung aber auch der Spaßfaktor, denn der Erfolg macht Freude. Umgekehrt sollte es auch Spaß machen, sich mit der Aktie und dem Börsengeschehen zu beschäftigen. Wer hat schon Lust auf die Aktienanlage, wenn er nix davon versteht?

Medienberichte haben mich am Wochenende auf dieses Thema gebracht - insbesondere ein Kommentar zum „Home Bias“. Wenn Anlageprofis typische Fehler von Privatanlegern benennen sollen, erwähnen sie meist auch die sogenannte Heimatmarktneigung (auf Englisch „home bias“). Damit ist die Praxis vieler Privatanleger gemeint, einen großen Teil ihres Geldes im Heimatland anzulegen statt international breit zu streuen. Als „geradezu lehrbuchhaft“ wird die Vorgehensweise des staatlichen norwegischen Ölfonds beschrieben, der mit einem Anlagevolumen von umgerechnet gut 900 Milliarden Euro zu den größten Anlegern in der Welt zählt. Der norwegische Fonds darf sein Geld überall anlegen, nur nicht in seinem Heimatland. Sein Prinzip ist einfach: Man tauscht sein Öl und Gas gegen internationale Unternehmensbeteiligungen.

Und was machen andere Großanleger, wie die Chinesen? Die protektionistische Stimmung in Ami-Land hat im vergangenen Jahr die Zahl der Übernahmen chinesischer Unternehmen auf dem US-Markt deutlich gedrosselt. Der Transaktionswert der Zukäufe in den USA durch Firmen aus dem Reich der Mitte fiel 2017 drastisch auf gut 10 Milliarden Dollar zurück. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2016 waren es noch über 50 Milliarden Dollar gewesen. Obwohl auch in Europa und Deutschland die Widerstände gegen Übernahmen aus Fernost gewachsen sind, haben chinesische Investoren 2017 mit 13,7 Milliarden Dollar eine Rekordsumme in deutsche Unternehmen investiert. Die absolute Zahl der Übernahmen ging jedoch um 21 Prozent auf 54 Transaktionen zurück, geht aus einer Studie hervor.

Zugegeben, das sind Extrembeispiele für die Beteiligungspolitik. Aber sie machen deutlich, wie total anders Ausgangslage und Zielsetzung von Profis und Privaten sein können (vom Volumen ganz abgesehen). Chancen und Risiken sollten gestreut werden, klar - nicht nur durch unterschiedliche Branchen und Länder, sondern dazu durch unterschiedliche Anlageklassen und Anlageinstrumente. Als alter Fuchs habe ich aber immer wieder beobachten können, dass es einfach mehr Spaß macht, in Unternehmen und Märkte zu investieren, die man kennt (und ihre Produkte), über die man sich leicht informieren kann. Momentan kommt hinzu, und das ist wichtig, dass deutsche Aktien zu den internationalen Favoriten zählen - da ist in den Kursen wahrscheinlich noch mehr nach oben drin als bei den Amis. Also machen die Perspektiven der Dax-Familie voll Spaß. Deshalb nix gegen den Home Bias. Achtet in den nächsten Tagen besonders auf die Welle von Unternehmensergebnissen (Bilanzsaison)!

Übrigens: Der Spaßfaktor sollte möglichst für alle Kapitalanlagen gelten, also auch für Edelmetalle, Immobilien, Holz, Wein, Kunst …

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