Attraktive Aktien trotz Kurswechsel der Geldpolitik

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Wenn der Euro gegenüber dem Dollar raufgeht, wird das von den Börsianern als Belastung empfunden. Weil dann unsere Exporte teurer werden. In den Aktienkursen schlägt sich das aber nur dann nieder, wenn man keine besseren Argumente hat. Also nur manchmal. Ich sage: Das zeugt von Unsicherheit der Profis, wie man die Währungseinflüsse einschätzen soll. Ganz ähnlich verhält es sich beim Dauerbrenner Geldpolitik der Notenbanken - mal sorgt man sich über die Folgen eines Kurswechsels (was plausibel ist), mal ärgert sich die Börse, wenn Fed oder EZB nix machen oder nix Neues ankündigen. Momentan sieht es so aus, als würden die Amis in dieser Woche den nächsten Schritt unternehmen.

Und die Europäische Zentralbank, die doch sooo heftig unter Beschuss von Volkswirten und Politikern wegen Draghis Halsstarrigkeit steht? Sie muss nach Worten ihres Chefvolkswirts Peter Praet bei der Abkehr von der Politik des billigen Geldes „sehr vorsichtig“ bleiben. Vorerst gelte es, geduldig zu sein und Kurs zu halten, sagte Praet am Wochenende in einem Zeitungsinterview. Ein substanzieller Stimulus sei weiter notwendig. Dank der anziehenden Konjunktur im Euro-Raum werde die EZB zwar immer zuversichtlicher, dass sich die Teuerung wieder dem Notenbankziel von knapp 2 Prozent annähert. Aber bislang sei die Inflationsdynamik noch zu schwach. „Im Herbst werden wir über unsere Politik im nächsten Jahr entscheiden”, sagte Praet.

Die Währungshüter in Ami-Land sind zinstechnisch längst viel weiter, dort gab’s die ersten kleinen Schritte nach oben schon im vergangenen Jahr. Jetzt wird’s aus Börsensicht wieder spannend: Als erste der großen Notenbanken weltweit wird die Federal Reserve voraussichtlich am Mittwoch die Abkehr von der seit der Finanzkrise betriebenen Geldflut einleiten. Das glauben jedenfalls die meisten Beobachter. Fed-Chefin Janet Yellen und ihre Mannen haben Schritt minutiös vorbereitet. Alle technischen Details sind längst geklärt, wie das in den Jahren nach der Finanzkrise auf die Riesensumme von 4,5 Billionen Dollar angeschwollene Portfolio der Notenbank nach und nach eingedampft werden soll. Jetzt muss nur noch der Startschuss zum Abbau der enormen Bilanz erfolgen. Außerdem warten Anleger gespannt darauf, ob noch eine Zinserhöhung im laufenden Jahr signalisiert wird. Wann die Zinswende bei uns kommen wird, steht noch immer in den Sternen, aber sie wird irgendwann kommen.

Was heißt das nun für Euch, meine Freunde? Einfach logisch klingt folgende These: Wenn Liquidität (Geldschwemme + Zinssenkung) der Motor für den langfristigen Aufwärtstrend der Aktienmärkte war, dann sollte die geldpolitische Wende der Notenbanken das Gegenteil bewirken - also Ende der Hausse. Anleihen werden dann nämlich für die Großanleger zunehmend attraktiver, Geld wird aus dementsprechend aus Aktien abgezogen. Bleibt deshalb vorsichtig und wachsam, aber cool!

Denn eine wirklich empfindliche Geldverknappung gibt es weder bei den Amis, schon gar nicht ist sie in Europa in Sicht. Soweit abzusehen (über die nächsten Monate) wird es somit bis auf Weiteres keine starke Konkurrenz zur Aktie geben. Mit anderen Worten: Für eine „anlagestrategische Neuorientierung“, wie sie manche Experten schon propagieren, ist es (viel) zu früh.

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