Auch EU-Kommission will Wasserstoff-Technologie vorantreiben

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Brüssel/Berlin (Reuters) - Nach Deutschland hat jetzt auch die EU-Kommission eine Strategie zum Aufbau einer klimafreundlichen Wasserstoff-Produktion entwickelt.

Bis 2050 könnten in den Sektor bis zu 470 Milliarden Euro fließen, heißt es in dem Konzept, das EU-Klimakommissar Frans Timmermans am Mittwoch vorstellte. In einer erste Phase bis 2024 soll die Produktionskapazität auf eine Million Tonnen klimafreundlichen Wasserstoff erhöht werden. Bis 2030 sollen es dann zehn Millionen Tonnen sein. Danach wird sie laut Konzept so ausgeweitet, dass Stahl- oder Chemiebranche auf den Brennstoff wechseln können. Für sie gilt Wasserstoff als einzige Möglichkeit, um ohne CO2-Ausstoß zu produzieren.

Voraussetzung ist, dass der Wasserstoff mit Hilfe erneuerbaren Stroms gewonnen wird. Die EU-Kommission will aber auch Erdgas genehmigen, sofern das freigesetzte CO2 gespeichert wird.

Deutschland will dagegen zumindest auf seinem Gebiet kein CO2 speichern und die Produktion mittels Elektrolyse vor allem mit Wind- oder Sonnenstrom vorantreiben. In der vom Kabinett beschlossenen Strategie wird zudem stark auf den Import von Wasserstoff aus anderen europäischen aber auch afrikanischen Ländern gesetzt. In Deutschland allein würde der erneuerbare Strom nicht ausreichen. Genau wie Deutschland sieht auch die EU zudem die Notwendigkeit, steuerliche Rahmenbedingungen in der Energiewirtschaft für die Wasserstoffproduktion zu verbessern.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte, die Corona-Krise biete für Europa die Chance, nun klimafreundliche Technologien voranzutreiben. "In diesem Zusammenhang spielt Wasserstoff eine entscheidende Rolle." Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sprach von einem wichtigen Signal. "Brüssel darf jetzt nicht kleckern, sondern muss klotzen, um die EU zum Weltmarktführer für Wasserstoff zu machen", sagte Vize-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. Deutschland müsse in seiner EU-Ratspräsidentschaft Tempo bei der Umsetzung der Strategie machen. Die Unternehmen warteten auf EU-weite Standards. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl sprach von einer wichtigen Weichenstellung: "Es muss jetzt rasch gelingen, Initiativen in den Mitgliedsstaaten und der EU sinnvoll zu koordinieren", forderte der Verband.

Umweltgruppen lobten zwar die Ziele zum Ausbau klimafreundlichen Wasserstoffs. Kritik entzündete sich aber am Einsatz von Erdgas bei der Produktion, auch wenn das freigesetzte CO2 dann unterirdisch gespeichert werden sollte. Diese Technologie sei riskant, kritisierte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Kai Niebert. "Nur aus erneuerbaren Energien gewonnener grüner Wasserstoff kann Bestandteil eines klimaneutralen Energiemixes sein, alles andere wäre Augenwischerei."

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