Bayer: 60 Milliarden Euro Börsenwert verbrannt – Heuschrecken im Anflug?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist ein tiefer Sturz, den die Bayer-Aktionäre in den vergangenen 1 ½ Jahren mitgemacht haben. Im Juni 2017 stand die Aktie noch klar über 120 Euro. Mittlerweile ist der Kurs auf rund 56 Euro abgesackt – die Marktkapitalisierung um 60 Milliarden Euro gefallen. Und so wie es aussieht, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Es droht weiteres Unheil

Heute wird gegen 16 Uhr europäischer Zeit in San Francisco ein weiteres Urteil zum Glyphosat-Mittel „Roundup“ erwartet. Eine 6-köpfige Jury muss entscheiden, ob Monsanto/Bayer von einer Krebsgefahr wusste und diese vernachlässigt hat. Damit das Urteil noch positiv für Bayer ausfällt müsste die Jury ihre Auffassung grundlegend geändert haben. Bereits zum Auftakt des Prozesses vor einer Woche waren die Geschworenen der Meinung, dass „Roundup“ krebserregend ist. Sollte dies auch so entschieden werden, dann dürfte der Kurs von Bayer weiter unter Druck bleiben und weitere Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet werden.

Kommt alles noch schlimmer?

Sollte der Kurs von Bayer eine längere Zeit weiter unter Druck bleiben, dann befürchtet die Fondsgesellschaft Union Investment, dass Bayer selbst zu einem Übernahme-Kandidaten werden könnte. „Sollte der Kurs auf Dauer bis ins Jahr 2020 hinein so niedrig bleiben, wächst die Gefahr einer Übernahme. Dauerhaft niedrige Kurse locken aktivistische Investoren an, die gerne die Auswechslung des Vorstands und eine Zerschlagung verlangen, wie sich in anderen Branchen zeigt“, sagte Markus Manns, Portfolio-Manager bei Union Investment, der Zeitung „Rheinischen Post“.

Niedriger Kurs könnte Heuschrecken anlocken

Bereits gegen Ende des vergangenen Jahres wurde spekuliert das Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott bei Bayer eingestiegen sein soll. Bislang ist es aber eher zu ruhig um den aktivistischen Investor. Bei Thyssenkrupp ist der Hedgefonds schon ganz anders zu Werke gegangen. Auch Bayer-Chef Baumann hat keine Ahnung, ob Paul Singer eingestiegen ist oder nicht. Im Dezember sagte der Vorstandsvorsitzende lediglich, dass sein Konzern neue Investoren immer gerne begrüße. „Bisher habe ihn aber niemand angerufen“. Daher kann es auch gut möglich sein, dass Paul Singer gar nicht eingestiegen ist.

Was nicht ist kann ja noch werden

Sollte der Kurs von Bayer weiter bröckeln, dann könnte der Leverkusener Dax-Konzern allerdings genau in das Beuteschema von aktivistischen Investoren passen. Die Vorgehensweise ist in den meisten Fällen identisch. Zunächst geht es um Beteiligungen in Höhe von 1,5 bis 3 Prozent, die reichen meistens. Der Investor outet sich und gibt öffentlich bekannt, was das Management in seinen Augen falsch macht. Er fordert beispielsweise die Ausschüttung überschüssig scheinender Mittel, weil das Management noch nicht kommuniziert hat, wie dieses Geld gewinnbringend investiert werden soll. Ein anderes Mal ist es hohes Kostensenkungspotenzial oder die Möglichkeit, durch eine Aufspaltung den Firmenwert massiv zu erhöhen. Mit der letzteren Forderung dürfte Hedgefonds-Manager bei den Bayer-Investoren mittlerweile nicht mehr auf so taube Ohren stoßen.

In den kommenden Wochen und Monaten dürfte den Bayer-Aktionären jedenfalls nicht langweilig werden.

Von Markus Weingran

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Foto: ESB Professional / Shutterstock.com

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