Bayer-Aktie: Reicht eine gute Woche schon für die Wende?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Für den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer lief es zuletzt alles andere als rund. Mögliche finanzielle Risiken durch den Unkrautvernichter Glyphosat der US-Neuerwerbung Monsanto, ein durchwachsener Jahresausblick sowie Probleme im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten haben die Aktie auf Talfahrt geschickt.

Diese Woche ist für das Bayer-Wertpapier mal wieder ein kleiner Lichtblick. Über 7 Prozent konnte das Wertpapier zulegen. Aus charttechnischer Sicht ist das allerdings kein Befreiungsschlag und auch die Probleme mit dem Unkrautvernichter Glyphosat könnten wieder größer werden. Diesmal kommt der Gegenwind nicht aus den USA, sondern aus dem von Leverkusen 50 Kilometer entfernten Gelsenkirchen.

Glyphosat wird verboten

Der Umweltausschuss der Stadt hat in seiner letzten Sitzung entschieden, dass der Unkrautvernichter nicht mehr auf den landwirtschaftlichen Flächen der Stadt benutzt werden darf. Sicherlich wird Bayer dieses Verbot beim weltweiten Umsatz mit Glyphosat sehr gering bis fast gar nicht zu spüren bekommen, aber es geht um die Symbolkraft der Aktion. Sollten sich mehrere Städte und Gemeinden anschließen, dann könnten sich die Folgen in Leverkusen schon bemerkbar machen.

Glyphosat-Absatz 2017 gestiegen

Im vergangenen Jahr haben die Streitigkeiten rund um den Unkrautvernichter keine großen Auswirkungen gehabt. Nach einer Anfang der Woche veröffentlichten Statistik des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurden 2017 knapp 4700 Tonnen sogenannter Organophosphor-Herbizide abgesetzt. Glyphosat macht den Hauptbestandteil an diesen Unkrautvernichtungsmitteln aus. 2016 lag der Verbrauch an Organophosphor-Herbiziden bei 3780 Tonnen.

Manchmal kommt es anders als man denkt

Bayer-Chef Werner Baumann hatte sich die Monsanto-Übernahme sicherlich anders vorgestellt. Nach zähem Ringen mit den Wettbewerbsbehörden, das länger dauerte als geplant, hatte der Leverkusener Konzern die mehr als 60 Milliarden schwere Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto endlich abgeschlossen.

Freude währte nur kurz

Eine Geschworenen-Jury in Kalifornien sprach einem Krebspatienten, der den höchst umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat für sein Leiden verantwortlich macht, 289 Millionen US-Dollar (derzeit 248 Mio. Euro) zu. Zwar ist noch lange nicht klar, ob Monsanto überhaupt zahlen muss, da das Urteil angefochten wird. Allerdings laufen mehrere Tausend ähnliche Klagen. Die Unsicherheit der Anleger ist immer noch hoch, da auf Bayer im schlimmsten Falle Milliardenstrafen zukommen könnten.

Monsanto nicht das einzige Problem

Auch in anderen Sparten ist ein wenig Sand im Getriebe. Das Pharmageschäft bekam zuletzt den stärkeren Eurokurs sowie höhere Produktionskosten und Lieferengpässe bei Medikamenten wie Aspirin zu spüren. Hier belasteten weiterhin Produktionsanpassungen nach einem Rüffel der US-Gesundheitsbehörde FDA das Ergebnis. Wegen der Maßnahmen sowie eines erwarteten Produktionsstillstands für eine Nachkontrolle der FDA rechnet Bayer-Chef Baumann auch im weiteren Jahresverlauf mit Belastungen. Und das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten leidet unter einer Schwäche in Europa und den USA.

Analysten sind noch auf der Bayer-Seite

Nach dem Glyphosat-Urteil hatten Analysten ihre Einstufungen und Kursziele reihenweise gesenkt, ihre Einschätzung allerdings beibehalten. Die lautet in vielen Fällen „Hold“ und „Buy“. Die Citigroup und Warburg Research emphalen sogar erst diese Woche das Bayer-Wertpapier ins Depot zu holen.

Charttechnisch keine Augenweide

Der Bayer-Kurs befand sich schon vor dem Glyphosat-Urteil im Rückwärtsgang. Die Gerichtsentscheidung aus den USA hat den Abwärtstrend dann noch etwas beschleunigt. Mitte September rutschte die Aktie sogar kurzfristig unter 70 Euro. Zuletzt stand die Aktie Anfang 2013 so tief. Danach erholte sich das Papier wieder etwas. Mit einem Minus von gut einem Viertel seit Jahresbeginn gehört die Bayer-Aktie bislang zu den größten Verlierern im Dax.

Mit dem Kursgewinn in dieser Woche atmet das Wertpapier zwar ein Stück auf, der langfristige Abwärtstrend ist aber nicht gestoppt. Dafür müsste die Aktie sich wieder in die Region von 90 Euro vortrauen.

Die Kursziele der meisten Analysten liegen über dieser Marke.

Von Markus Weingran

Foto: Lukassek / Shutterstock.com

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