Bayer: Eine Performance-Chance von 30 bis 50 Prozent?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

So sieht es zumindest ein Teil der Analysten. Nach einer Telefonkonferenz zur Monsanto-Übernahme am Donnerstag, haben Barclays und die Baader Bank ihre Analysen zum Bayer-Papier aktualisiert. Beide Parteien kommen zu dem Urteil, dass die Aktie ins Depot gehört.

Die Kursverluste der Aktie wegen unrealistisch großen Sorgen über weitere Schadenersatzzahlungen im Kontext mit dem Unkrautvernichter Glyphosat seien eine Chance, zuzukaufen, schrieb Barclay-Analyst Emmanuel Papadakisin in seiner Studie. Daher stuft der Experte das Wertpapier mit „Overweight“ ein und sieht ein Kursziel von 110 Euro.

Noch etwas optimistischer bezüglich des Kurszieles ist die Baader Bank. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern werden gegen das Urteil vorgehen, schrieb Analyst Markus Mayer in einer Studie kurz nach der Analystenkonferenz. Bayer habe sich zuversichtlich gegeben, auch da die Rechtsabteilungen von Monsanto und Bayer nun zusammenarbeiten könnten. Daher hat Mayer seine Einschätzung bei „Buy“ mit einem Kursziel von 123 Euro belassen. Sollte die Bayer-Aktie in diese Region vordringen, dann winkt Anlegern ein Kursplus von etwa 50 Prozent. Woher kommt dieser Optimismus?

In Leverkusen bleibt man ruhig

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern gibt sich trotz des Millionenurteils im ersten Glyphosat-Prozess gegen die neue Tochter Monsanto zuversichtlich. Geld für mögliche Schadensersatzzahlungen im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter soll nach aktuellen Planungen erst einmal nicht beiseitegelegt werden. Rückstellungen seien nur für erwartete Verteidigungskosten geplant, sagte Bayer-Finanzchef Wolfgang Nickl in einer Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten. Die Höhe dürfte dann bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal am 5. September bekanntgegeben werden.

Der eingeschlagene Kurs bleibt bestehen

Strategie und Finanzziele sind unverändert. Ab 2022 sind weiterhin jährliche Beiträge zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen von 1,2 Milliarden Dollar aus Einsparungen im Zuge der Übernahme des US-Saatgutkonzerns geplant, sagte Bayer-Chef Werner Baumann. Bereits 2019 soll Monsanto zudem einen positiven Beitrag zum bereinigten Ergebnis je Aktie leisten.

Glyphosat kein Problem

Baumann verteidigte das Herbizid und betonte erneut, dass zahlreiche Studien die Unbedenklichkeit von Glyphsat gezeigt hätten. Das Urteil eines Geschworenen-Gerichts in Kalifornien gegen die Bayer-Tochter Monsanto, einem Krebspatienten 289 Millionen Dollar (249 Mio Euro) zu zahlen, hält Baumann für ungerechtfertigt. „Ein Urteil von einer Jury in einem Fall ändert nichts an den wissenschaftlichen Fakten.“ Monsanto hatte umgehend Schritte gegen die Entscheidung angekündigt.

Seit Mitte August kann auch Bayer mit Blick auf Verfahren aktiv eingreifen. Bis alle Bedingungen für den Monsanto-Kauf erfüllt waren, war dem Unternehmen wegen Auflagen des US-Justizministeriums der Zugang zu detaillierten internen Informationen von Monsanto verwehrt gewesen.

Bayer gibt sich kämpferisch

„Wir sind darauf eingestellt, das Produkt energisch zu verteidigen“, sagte Baumann. Mit den zusammengelegten Rechtsabteilungen von Bayer und dem übernommenen US-Saatgutriesen Monsanto könne man effektiv vorgehen. Per Ende Juli waren rund 8000 Klagen in den USA wegen Glyphosat anhängig, wie es hieß.

Hohes Risiko, hohe Chance

Wie die rund 8.000 Klagen um Glyphosat ausgehen, kann mit Sicherheit niemand sagen. Wer sich allerdings mit dem amerikanischen Rechtssystem auskennt, der weiß auch, dass es noch ganz schön dauern kann, bis Monsanto bzw. Bayer zur Kasse gebeten werden könnte.

Gegen das erste Urteil hat Monsanto bereits Berufung eingelegt. Zudem gibt es bei jedem Verfahren noch die Möglichkeit sich außergerichtlich zu einigen. Daher gießt Bayer auch kein weiteres Öl ins Feuer und bildet schon jetzt Rückstellungen für mögliche Schadensersatzklagen.

Die Klageflut in den USA dürfte sich auch nicht in den kommenden Quartalsberichten bemerkbar machen. Die bereits eingesetzte Erholung könnte daher weiter gehen. Allerdings schwebt über der Aktie weiterhin das Damoklesschwert von neuen Nachrichten oder Urteilen zu Glyphosat. Die können jederzeit für Rücksetzer im Kurs sorgen.

Daher gilt die für die Bayer-Aktie die alt bekannte Börsen-Weisheit: Eine hohe Chance gibt es nur für ein hohes Risiko.

Von Markus Weingran

Foto: Lukassek / Shutterstock.com

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