Bayer erhält Sonderstatus für Krebsmedikament in den USA – Aktie erobert Mehrmonatshoch

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer erhält in den USA einen Sonderstatus für einen Krebswirkstoff. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA verlieh dem Wirkstoff Sorafenib zur Behandlung sogenannter Desmoid-Tumoren am 28. Februar den Status einer „Orphan Drug“, wie aus aktuellen FDA-Daten hervorgeht.

Der „Orphan-Drug“-Status ermöglicht die Förderung bestimmter Medikamentenkandidaten für seltene Krankheiten, darunter Steuererleichterungen für klinische Tests. Bei Desmoid-Tumoren handelt es sich um seltene Weichteiltumore.

Sorafenib ist unter dem Medikamentennamen Nexavar bereits zur Behandlung anderer Krebsformen der Leber, Nieren und Schilddrüse zugelassen. Allerdings sank der Umsatz mit dem Medikament im Jahr 2018 deutlich wegen eines hohen Wettbewerbsdrucks. Sollte die US-Gesundheitsbehörde grünes Licht für den Einsatz des Wirkstoffes gegen diesen Tumortyp geben, so winkten Bayer mehrere Jahre Marktexklusivität für dessen Einsatz.

Sonderstatus-Freigabe sorgt für Kursanstieg

Der Rückenwind aus den USA hat den Aktienkurs am Montag angetrieben. Mit einem Plus von 1,67 Prozent auf 72,59 Euro führte die Aktie nicht nur die Gewinner im Dax an, sondern stieg auch auf den höchsten Stand seit Ende Oktober. Damit setzte sich die Erholung von den Tiefkursen von Ende Dezember bei unter 60 Euro fort.

Bayer Jahreschart (Xetra)

Ein Händler nannte die Nachricht „leicht positiv“ für die Leverkusener. Sorafenib sei eines der umsatzstarken Mittel von Bayer.

Der Konzern hat seit der Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto mit Klagen wegen des Wirkstoffs Glyphosat zu kämpfen, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Bayer ist nach der Übernahme des US-Konzerns einer der führenden Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln und konnte dank Monsanto die Umsätze im vergangenen Jahr stark erhöhen, die negativen Begleiterscheinungen haben sich jedoch fatal auf den Aktienkurs ausgewirkt.

Bayer-Chef Baumann bemängelt Einstellung zum Risiko in Deutschland

Bayer-Vorstandschef Werner Baumann hat sich in der „Welt am Sonntag“ zum Standort Deutschland in wirtschaftlicher Sicht geäußert und sieht in dem hier herrschenden ausgeprägtem Risikobewusstsein eine Gefahr für den Wohlstand in Deutschland. Es fehle an „Chancenorientierung“, sagte der Vorstandsvorsitzende und fügte hinzu: „Wir sind immer zuallererst vom Risiko beseelt. Hätte Amerika unsere Vorschriften, wären Amazon oder Google dort wahrscheinlich nie so erfolgreich geworden. Mit voller Hose gewinnen Sie eben keinen 100-Meter-Lauf.“

Die Deutschen pflegen nach den Worten des Bayer-Chefs bei Zukunftstechnologien „eine extreme Betonung des Vorsorgeprinzips“. In Deutschland brüste man sich damit, die umfassendste Regulierung zu haben. Die kommerziellen Chancen, die Wohlstand und Arbeitsplätze brächten, würden dann woanders wahrgenommen.

Diskussion über genmodifiziertes Saatgut wandelt sich

In bestimmten Bereichen gibt es laut Baumann „eine Dauerbespielung von Themen, die dazu führt, dass Leute manche Aussagen für unumstößlich halten und gar nicht mehr hinterfragen“. Als Beispiel nannte er die Diskussion über grüne Gentechnologie und das Thema genmodifiziertes Saatgut: „Das war in einigen Ländern lange Zeit ein Thema, über das man nicht sachlich sprechen konnte.“ Mittlerweile sei eine zunehmend konstruktiv-kritische Diskussion zu beobachten.

Überlegungen der Bundesregierung zu einer neuen Industriepolitik begrüßte Baumann. Das Papier von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sei „ein guter Startpunkt“. Auf europäischer Ebene sollten Schlüsseltechnologien identifiziert werden: „Diese Technologien sollte sich Europa in einem offenen Freihandelsumfeld zu eigen machen und Führungspositionen entwickeln.“

(Onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: ricochet64 / Shutterstock.com

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