Bitcoin ist kein Zahlungsmittel, aber eine Anlageklasse

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Ankündigung von Paypal, den Bitcoin zukünftig als Zahlungsmittel zu akzeptieren, hat dem Kurs erstmals seit langer Zeit wieder einen richtigen Schub gegeben. Über 16.000 US-Dollar notiert die Mutter aller Kryptowährungen jetzt. Ist das nun die Bestätigung dafür, dass der Bitcoin zukünftig Zahlungsmittel ist? Mitnichten. Die Meldung signalisiert eigentlich das Gegenteil. Denn wenn PayPal nun den Bitcoin akzeptiert, dann liegt es ja nahe, dass man zwar sein PayPal-Konto mit Bitcoin bestücken kann, Zahlungstransaktionen aber über den Service von PayPal abwickelt. Der Bitcoin eignet sich als Zahlungsmittel auch schon deswegen nicht, weil Transaktionen viel zu lange dauern und im dezentralen Peer-to-Peer-System ja auf jedem Rechner, der angeschlossen ist, jede einzelne Transaktion verbucht werden muss. Das allein löst schon einen Stromverbrauch aus, der unter dem Gesichtspunkt des CO2-Fußabdrucks kaum gesellschaftliche Akzeptanz finden würde.

Bitcoin ist eine neue Anlageklasse

Weit mehr als zehn Jahre gibt es den Bitcoin nun. Was man deshalb nun konstatieren muss: Der Bitcoin hat sich als Anlageklasse etabliert. In der Welt des unendlich vermehrbaren Papiergeldes ist er mit seinem maximal 20 Millionen, die von ihm geschürft werden können, ein ideales Wertaufbewahrungsmittel ähnlich wie Gold. Der größte Teil des Goldes ist heute schon geschürft und insofern ist auch hier die Menge begrenzt. Die Nachricht von PayPal ist insofern eine Bestätigung dafür, dass der Bitcoin als Vermögenswert einzustufen ist. Heißt dies nun, dass bald wieder Kurse von 20.000 Dollar überschritten werden? Durchaus möglich, aber selbstverständlich nicht sicher. Gold wie auch der Bitcoin haben keinen inneren Wert. Es gibt keine Rendite, die diese Anlageklassen erwirtschaften und wo sich über eine Dividendenrendite oder einen Zins ein Wert berechnen lässt. Der Preis ist ein rein ideeller. Einzig und allein die Explorationskosten haben einen Einfluss auf das zukünftige Angebot. Sinkt der Preis darunter, werden weniger Gold geschürft und demgemäß auch weniger Bitcoins. Beim Bitcoin ist der Strompreis der entscheidende Faktor, denn die Differenzialgleichungen, die für das Schürfen von Bitcoin zu lösen sind, sind mittlerweile so aufwendig, dass eine erhebliche Rechnerleistung notwendig ist. Und Computer müssen eben gekühlt werden, das frisst Strom.

Längst nicht alle Kryptowährungen werden sich etablieren

Man kann also nun sagen, der Bitcoin ist eine eigene Anlageklasse. Doch Vorsicht, längst nicht alle Kryptowährungen, die an den entsprechenden Börsen notiert sind, werden es dauerhaft zu diesem Status bringen. Es dürften nur sehr wenige sein, womöglich bleibt am Ende nur der Bitcoin übrig. Bleibt die Frage der Zahlungsabwicklung. Da deutet alles darauf hin, dass die vorhandenen Kryptowährungen, die ja sehr stark gegenüber den üblichen Währungen schwanken, diese Rolle nie übernehmen werden. Es ist alles viel zu unkalkulierbar. Wenn es irgendwann digitale Münzen gibt, dann werden sie ein Äquivalent des jeweils gesetzlichen Zahlungsmittels eines Landes sein. Anderes werden die Notenbanken gar nicht erlauben. Das hat sich schon mit der Ankündigung von Facebook gezeigt, eine Kryptowährung namens Libra zu erschaffen. Doch selbst bei dieser soll es nicht so sein, dass sie frei schwankt, sondern vielmehr soll sie aus einem Korb der wichtigsten Währungen berechnet werden. Es bleibt ohne Frage spannend, wie die Entwicklung weitergeht. Die Spreu dürfte sich wie immer auch hier vom Weizen trennen.

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