BlackRock Marktausblick: Eine ungute Gemengelage

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Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock



Eine ungute Gemengelage

Wenn Technologieaktien an der Nasdaq ihre schlechteste Woche seit der Finanzkrise verzeichnen, muss etwas Ernstzunehmendes passiert sein. In der Tat ist es wohl ein ganzer Cocktail von Nachrichten, die den Investorenblick auf die Gemengelage in der vergangenen Woche derart eingetrübt haben, dass der Index der Technologiebörse um rund 7% einbrach, der S&P 500 immerhin um 5,7%. Diese Reaktion wird verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Kombination sich gerade zusammenbraut. Einerseits hat die US-Notenbank ihren Blick auf die Inflation drastisch verändert. Sie rechnet jetzt mit dauerhaft hohen Preissteigerungsraten und hat im Dezember nicht nur das Ende ihrer Anleihekäufe und damit den ersten Zinsschritt auf der Zeitschiene deutlich nach vorn gebracht, sondern erstmals auch ein zügiges Abschmelzen ihrer rekordhohen Bilanzsumme angedeutet. Gleichzeitig lässt sich an den US-Makro-Indikatoren nachlassende Wachstumsdynamik ablesen, und Omikron droht, das Gesundheitssystem erneut an seine Grenzen zu bringen. Das Gespenst der Stagflation, in derartigen Situationen reflexartig herbeizitiert, geistert bereits wieder durch die Gazetten. Und drittens schließlich scheint sich die Kriegsgefahr in der Ukraine zu konkretisieren. Am Sonntagabend beorderte die US-Regierung diplomatisches Personal aus Kiew zurück und verwies auf Berichte über einen unmittelbar bevorstehenden russischen Überfall. Sollten die inzwischen über 100.000 russischen Soldaten tatsächlich einmarschieren, wäre der resultierende Krieg sicherlich nicht mit der handstreichartigen Annexion der Krim im Jahr 2014 zu vergleichen, sondern hätte wohl verheerende Konsequenzen. Insofern erscheint angesichts dieser Gefahrenlage die Reaktion der Aktienmärkte nicht nur verständlich, sondern geradezu mild.

Zu verdanken ist das unter anderem der Berichtssaison für die Unternehmensergebnisse im vierten Quartal 2021, die inzwischen in den USA ihre Halbzeit überschritten hat. Zum Ende vergangener Woche hatten 56% der Unternehmen ihre Ergebnisse vorgelegt, und in 72% der Fälle waren die Analystenerwartungen übertroffen worden. Das ist ein ordentlicher Wert in der Nähe des langjährigen Durchschnitts, der wohl in weniger bewegten Zeiten den Markt in seiner positiven Haltung eher bestärkt hätte. Angesichts der oben genannten Mixtur an besorgniserregenden Nachrichten reicht das aber nicht aus. Folgerichtig ziehen sich Investoren vor allem aus Wachstumstiteln zurück und bevorzugen günstiger bewertete Substanzaktien („Value“), die auch in früheren Zeiten bei steigenden Zinsen die Nase vorn gehabt haben. Die Verschiebung der Präferenzen lässt sich an einer spektakulären Umschichtung in ETF-Bewegungen ablesen. Über die letzten vier Wochen flossen aus Wachstums-ETFs rund doppelt so viele Mittel ab wie im gesamten Jahr 2021, während der Zufluss zu Value-ETFs den höchsten Stand seit Mai 2021 erreichte. Es wird also immer wichtiger, ob die Zinsen nun wirklich weiter steigen. In der vergangenen Woche legten sie erst einmal eine Pause ein, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank nach einem zwischenzeitlichen Intra-day-Hoch bei 1,90% leicht auf 1,75%. Auch die entsprechende Bundesanleihe rentiert, nachdem kurz die psychologisch wichtige Nulllinie überschritten wurde, wieder knapp negativ. Der weitere Verlauf dürfte nun vor allem dadurch geprägt werden, wie die Inflation sich in den nächsten Monaten entwickeln wird.

Blick auf CORE PCE und FED

Am Freitag dieser Woche könnte der Preisindex persönlicher Konsumausgaben in den USA, kurz PCE, noch einmal höher herauskommen als für den Vormonat November. Erwartet wird ein Anstieg von 5,7% auf 6,1% bei der Gesamtzahl, und von 4,7% auf 4,8% bei der um Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigten Kernrate (core PCE), dem Referenzmaß der US-Notenbank. Letztere könnte sich, sofern es so kommt, in ihrer jüngsten Verschärfung der Geldpolitik bestätigt sehen und bei ihrer Ratssitzung am Mittwoch entsprechend darauf verzichten, die Markterwartungen von inzwischen vier Zinsschritten im Jahr 2022 zu dämpfen. Schon dass die Vertreter des Offenmarktausschusses FOMC dies bisher nicht getan haben spricht dafür, dass man inzwischen bei der Fed mehrheitlich von dauerhaft erhöhten Inflationsraten ausgeht.

Dagegen könnte in Europa schon im Januar die Inflation deutlich zu bröckeln beginnen. Während für Deutschland übermorgen der Dezemberwert von 5,3% bestätigt werden dürfte, richten sich gespannte Erwartungen auf die Woche darauf. Dann nämlich stehen für die Eurozone die Januarzahlen auf der Agenda. Alles andere als ein deutlicher Rückgang der Preisdynamik wäre eine Überraschung.

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