BTC: Ist die Identität des Bitcoin-Erfinders „Satoshi Nakamoto“ jetzt endgültig aufgedeckt?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der australische Unternehmer und seines Zeichens im Krypto-Sektor bekannte, wie kontroverse Craig Wright hat sich das Urheberrecht für das Bitcoin-Whitepaper bei der amerikanischen „Copyright Office“ Behörde eintragen lassen. Das Dokument wurde 2008 unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ verfasst und war der Startschuss für die Entwicklung des Krypto- und Blockchain-Sektors.

Damit ist Wright jetzt offiziell als Autor des Whitepapers registriert und wird zudem als Urheber des ursprünglichen Programm-Codes des Bitcoin geführt.

Wer ist Craig Wright?

Craig Steven Wright ist ein australischer Informatiker und Geschäftsmann. Er hat bereits in der Vergangenheit öfter behauptet, Teil des ursprünglichen BTC-Entwicklerteams gewesen zu sein und die Identität des Pseudonyms Satoshi Nakamotos für sich beansprucht. Wright arbeitete in der Informationstechnologie-Branche für verschiedene Unternehmen, darunter OzEmail, K-Mart und die Australian Securities Exchange.

Wright war zudem der CEO des Technologieunternehmens Hotwire Preemptive Intelligence Group (Hotwire PE), das die Denariuz Bank, die weltweit erste Bank mit Bitcoin-Basis, auf den Markt bringen wollte, jedoch an regulatorischen Hürden gescheitert ist.

Wo liegt die (jüngste) Kontroverse?

Wright will das Urheberrecht auf seine Bitcoin Association übertragen, die aus einem Zusammenschluss der BSV-Unterstützer besteht. Die Kryptowährung „Bitcoin Satoshis Vision“ (BSV) entstand im Herbst 2018 als eine Abspaltung von „Bitcoin Cash“, einem Klon des ursprünglichen Bitcoin mit einer höheren Speicherkapazität. Bitcoin Cash (BCH) sollte eine Weiterentwicklung des Bitcoin sein, die besser als digitale Währung geeignet sein sollte.

Craig Wright war maßgeblich in den ausbrechenden „Bitcoin-Cash-Bürgerkrieg“ involviert und vertrat (mit einigen anderen) die Meinung, dass sich der BCH zu weit von der ursprünglichen Vision des Bitcoin entfernt hatte und hat die Abspaltung der neuen Version, dem „Bitcoin Satoshis Vision“ vorangetrieben. Dieser Bürgerkrieg zwischen BCH und BSV wird als einer der Hauptgründe für den weiteren Absturz des ursprünglichen Bitcoin im Winter 2018 angesehen, bei dem er von 6000 auf nur noch knapp über 3000 Dollar abgestürzt ist. BSV hat diesen Krieg verloren und wird Stand heute nur noch auf wenigen Kryptobörsen gelistet.

Momentan ist Wright als wissenschaftlicher Leiter bei einem Startup namens nChain angestellt. Gründer und CEO der Firma, Jimmy Nguyen, äußerte sich zu der Urheberrechtsregistrierung wie folgt: “Wir sind sehr erfreut, dass Craig Wright als der Autor des Bitcoin-Whitepapers und des ursprünglichen Codes anerkannt wurde. Craig versteht besser als jeder andere, dass Bitcoin geschaffen wurde, um mit einer gut skalierbaren Blockchain das elektronische Cash für Milliarden von Menschen sowie die globale Datenbank für Applikationen zu werden.”

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Wie sehen die Fakten aus?

Jede Person kann ein Urheberrecht bei der Behörde anmelden. Ein Beweis dafür, das Craig Wright wirklich der (alleinige) Verfasser des Bitcoin-Whitepapers war, ist dies keineswegs.

Jerry Brito, Geschäftsführer der Organisation Coin Center äußerte sich beispielsweise wie folgt: „Ein Urheberrecht eintragen zu lassen, ist lediglich das Ausfüllen eines Formulars. Das Amt überprüft nicht den Wahrheitsgehalt des jeweiligen Antrags, sondern nimmt nur die Eintragung vor. Leider gibt es keine Möglichkeit, die Registrierung anzufechten. Wenn sich mehrere gestellte Ansprüche überlagern, werden diese lediglich allesamt eingetragen.“

Wright hatte in der Vergangenheit schon öfters behauptet, dass er direkt in die Entwicklung des Bitcoin involviert gewesen ist und hatte sich zuletzt als Satoshi Nakamoto selbst geoutet, die Krypto-Gemeinde hatte diesen Aussagen jedoch immer wieder skeptisch entgegengeblickt. Auch nach der Urheberrechtseintragung sind diese Zweifel keinesfalls beiseite gewischt.

Wright blickt seit Jahren vielen Anschuldigungen gegenüber, die diese Zweifel genährt haben. Das „Bitcoin Magazine“ hat diese skeptischen Punkte aufgelistet, darunter:

– anfechtbare Angaben zu seinen akademischen Qualifikationen

– technische Fehler in einigen seiner Schriften

– Aussagen, die im Widerspruch zu den Veröffentlichungen des Pseudonyms Nakamoto stehen

– Bisher konnte er keinen einfachen kryptografischen Nachweis erbringen, dass er die Private Keys der Wallets kontrolliert, die Satoshi Nakamoto zugeschrieben werden, obwohl er dies versprochen hatte. Auf den Wallets liegen mehr als eine Millionen Bitcoin und wurden seit den Anfängen der Kryptowährung nicht mehr bewegt.

Die gängigste Vermutung über die Entwicklung des Bitcoin ist, dass eine Gruppe an Entwicklern das Whitepaper und den ursprünglichen Code konzipiert und in Umlauf gebracht hat. Eine Mitarbeit von Craig Wright gilt als plausibel und wird ihm im Allgemeinen nicht aberkannt. Dass er der alleinige Schöpfer des Bitcoin ist, oder auch nur wesentlichen Anteil an der Entwicklung hatte, wird jedoch von vielen bezweifelt.

Die Auswirkungen der Urheberrechtseintragung

Craig Wrights derzeitiges Projekt, die Kryptowährung „Bitcoin Satoshis Vision“, ist nach der Bekanntmachung seines Urheberrechtseintrags zwischenzeitig um über 120 Prozent im Preis gestiegen. Derzeit liegt der Coin immer noch mit über 30 Prozent im Plus, auf einem Wert von knapp über 100 US-Dollar.

Der Bitcoin hat zunächst ebenfalls positiv auf die Nachricht reagiert und ist kurzzeitig wieder über die Marke von 8000 Dollar gestiegen. Im Verlauf der Nacht hat er sich jedoch wieder unter diese Marke begeben und folgt weiter seinem leichten Korrekturlauf nach den jüngsten extremen Kursanstiegen.

Auf Lizenz-Ebene hat der Urheberrechtseintrag aufgrund der dezentralen Natur des Bitcoin-Netzwerks überhaupt keine Auswirkungen. Interessant dürfte jedoch noch werden, ob eventuelle andere Mitentwickler des Bitcoin sich an der Eintragung Wrights als momentan alleinigem Schöpfer stören werden und sich deswegen an die Öffentlichkeit wagen.

Zuletzt hatte Antivirus-Software-Pionier John McAfee behauptet, er wüsste, wer sich hinter Satoshi Nakamoto verbirgt.

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Von Alexander Mayer

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Titelfoto: Natali_ Mis / Shutterstock.com

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