Corona-Boom bei Softwareanbieter Teamviewer abgeflacht

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Der durch die Corona-Krise ausgelöste Nachfrageboom nach Softwarelösungen für das Homeoffice ist beim Softwarehaus Teamviewer wieder abgeebbt.

"Wir haben im dritten Quartal von den grundsätzlichen Trends wie der Digitalisierung und Automatisierung profitiert und nicht mehr von Corona", sagte Firmenchef Oliver Steil im Gespräch mit Reuters am Dienstag. Von Juli bis September legten die abgerechneten Umsätze (Billings) um 29 Prozent auf rund 106 Millionen Euro zu. Im Vorjahreszeitraum hatte das Plus noch bei 63 Prozent gelegen. Steil sprach von einer "Abwartehaltung" in der Wirtschaft angesichts der Krise. Zunächst hatte die Pandemie im März und April die Nachfrage nach den Lösungen des Göppinger Unternehmens angeschobene, als viele Firmen ihre Mitarbeiter für das Homeoffice ausrüsten mussten und dafür vermehrt auf Teamviewer-Software zurückgriffen, um Computer aus der Ferne warten, steuern oder vernetzen zu können.

Trotzdem traut sich der Softwareanbieter mit rund 500.000 zahlenden Kunden inzwischen etwas mehr zu und stellt für 2020 ein Wachstum bei den Billings zwischen 450 bis 455 Millionen Euro in Aussicht. Bisher waren rund 450 Millionen Euro prognostiziert worden. Einige Händler hatten gehofft, dass das Management auch den Ausblick für Umsatz und Ergebnis anhebt. Die im MDax notierte Aktie gab fast drei Prozent nach.

Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) stieg im dritten Quartal um 26 Prozent auf 58,2 Millionen Euro. Finanzchef Stefan Gaiser sprach von einem "vielversprechenden Start" in das vierte Quartal. Steil sagte, es sei "ein kleiner Effekt" durch die neuen Lockdowns festzustellen, aber "nicht vergleichbar mit März". Teamviewer wird sich nun laut Steil auf das Großkundengeschäft konzentrieren und weiter in Asien und den USA expandieren. "Japan wird ein großer Fokus sein, und auch China und Indien", sagte der Firmenchef, der weltweit mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Bei Zukäufen will sich Teamviewer nach der Übernahme des Augmented-Reality-Spezialisten Ubimax, der Lösungen beispielsweise für Datenbrillen entwickelt und DHL und Siemens zu seinen Kunden zählt, erstmal zurückhalten und begründet dies mit der "Unsicherheit im Markt".

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