Coronavirus: Robert-Koch-Institut verzeichnet schnellen Anstieg der Infektionen – „Pandemie könnte etwa 2 Jahre dauern“ – Italien sieht „Peak“ näher kommen

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Während Italien den Höhepunkt der Corona-Krise auf sich zukommen sieht, scheint die Lage in Deutschland sich weiterhin zu verschlechtern. Das Robert-Koch-Institut (RKI) verzeichnet eine schnell steigende Zahl von Virus-Kranken und erhält zunehmend Alarmsignale von den Behörden. „Wir merken, dass sogar gut aufgestellte Gesundheitsämter und Universitätskliniken inzwischen Probleme haben mit der steigenden Zahl von Erkrankungsfällen“, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Dienstag in Berlin.

Darunter seien schwere und sehr schwere Fälle. Man habe die Risikoeinschätzung für die Menschen in Deutschland auf die zweithöchste Stufe „Hoch“ gesetzt. Die von der Regierung beschlossenen Einschränkungen seien eine angemessene Konsequenz darauf. Nach seiner Einschätzung könne die Pandemie etwa zwei Jahre dauern. Auf die Frage, ob entsprechend die Beschränkungen für die Menschen in Kraft bleiben müssten, sagte Wieler: „Im extremen Fall bestünde diese Möglichkeit.“ Die Lage müsse immer wieder analysiert werden.

Die Zahl der Infizierten bezifferte Wieler auf gut 6000, es gebe 13 Tote. Allerdings sei klar, dass die wirkliche Zahl schon wegen der Dauer der Meldewege höher sei. Mit 86.000 Infizierten gebe es außerhalb Chinas inzwischen mehr als im Ausbruchsland mit 81.000. „Zur Zeit ist Europa im Fokus der Pandemie“, sagte Wieler.

Er verlangte eine schnelle Vorbereitung der Kliniken auf eine wachsende Zahl von schwer Erkrankten. „Wir stehen am Beginn einer Epidemie“, sagt Wieler. „Wir erwarten von allen Hospitälern, dass sie ihre Intensivkapazitäten mindestens verdoppeln.“ Dies sei machbar und werde auch klappen. Eine von fünf Infektionen nehme einen schweren Verlauf. „Wir wissen noch nicht, wie die Sterberate am Ende aussieht.“ Klar sei, dass Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen besonders gefährdet seien. Inwieweit die Beschränkungen für die Menschen die Krankheitswelle verlangsamten, werde man nach 14 Tagen sehen.

Man wisse, dass Pandemien in Wellen verliefen. Mit welcher Geschwindigkeit aber, dies sei unklar. Es werde Jahre dauern, bis der erwartete Infektionsanteil von 60 bis 70 Prozent erreicht sei. Stark hänge die Dauer auch davon ab, wann ein Impfstoff eingesetzt werden könne. Dies könne ab nächstes Jahr der Fall sei, sagte der RKI-Chef.

Italien hat Höhepunkt der Krise vor Augen

In Italien rechnen viele Experten bei der Lungenkrankheit Covid-19 bald mit einem Höhepunkt der Ansteckungswelle. Auch nach einem sogenannten „Peak“ wird die Gesamtzahl der Infizierten zwar weiter steigen, aber nicht mehr so schnell. „Wir erwarten, dass es sich in den kommenden Tagen, bis Sonntag, zeigt, ob sich die Entwicklung verlangsamt“, sagte der für die Lombardei zuständige Koordinator Giulio Gallera am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa für seine Region. In der norditalienischen Region war die Corona-Welle im Februar landesweit zuerst entdeckt worden. Sie ist mit über 15 000 Infizierten (Montag) weiterhin am heftigsten betroffen und wurde am 8. März zum Sperrgebiet mit Ausgehverboten. Forscher in Italien sprechen von Ansteckungszeiten von rund zwei bis elf Tagen.

Der Virologe Roberto Burioni rechnete laut der Zeitung „Corriere della Sera“ vor, dass ein Verlangsamungseffekt wegen diverser Aspekte – wie der verzögerten Wirkung von Kontaktsperren – in der Statistik noch etwas länger auf sich warten lassen werde. Ähnlich äußerten sich Experten der Universität von Genua in der „Repubblica“. Ihre Fachleute hätten den 25. März als möglichen Höhepunkt der Fallkurve ermittelt. Das alles gelte aber nur, wenn die Italiener sich strikt an die Vorgaben der Regierung zur sozialen Distanz halten würden. Das ganze Land war zwischen dem 9./10. und 11./12. März zum Sperrgebiet mit – im zweiten Schritt – fast ganz geschlossenen Geschäften erklärt worden. Insgesamt sind rund 28 000 Fälle bisher registriert.

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

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