DAX: Scharfe Korrektur lässt Anleger zittern

Bernd Raschkowski · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Am gestrigen Donnerstag hatte es richtig gescheppert: Im Zuge einer scharfen Korrektur an der Wall Street geriet auch der DAX unter Druck. Nach einem Hoch bei 13.460 Punkten fiel der Index bis zum Handelsschluss auf 13.057 Zähler.

Am heutigen Freitag eröffnete der DAX zunächst ebenfalls im Minus, kämpfte sich dann aber in positives Gebiet vor. Am Nachmittag wird das Börsenbarometer mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 13.082 Punkten gesehen. Die umkämpfte Marke von 13.000 Punkten wurde bislang eindrucksvoll verteidigt.

Ausverkauf der amerikanischen Tech-Favoriten

Ausgangspunkt der Korrektur waren die heiß-gelaufenen amerikanischen Technologie-Aktien. Ich hatte in den letzten Wochen immer wieder auf die Überhitzung im Nasdaq100 hingewiesen, insofern kam mir die gestrige Entwicklung sehr gelegen.

Nachdem Apple & Co. zuletzt in atemberaubendem Tempo gestiegen sind, setzten nun endlich überfällige Gewinnmitnahmen ein. Anleger rund um den Globus machten vor allem bei den Favoriten der vergangenen Monate Kasse. In der Folge gab es bei Amazon, Tesla, Nvidia, Apple oder Netflix ordentliche Kursabgaben von sechs bis zehn Prozent. Der Technologie-Index Nasdaq 100 gab satte 5,2 Prozent ab. Heute geht es bei den Technologie-Werten zunächst weiter bergab.

Kurzfristiger Rücksetzer oder Beginn einer ausgedehnten Korrektur?

Nun bleibt abzuwarten, ob es sich beim gestrigen Abriss lediglich um einen kleinen Schüttler handelt, oder ob es womöglich der Beginn einer längeren Korrektur in Amerika ist. Argumente gäbe es für beide Szenarien zu Genüge.

Ich persönlich hätte nichts gegen weitere Minus-Tage an der Nasdaq. Denn dadurch würden sich möglicherweise schon bald wieder gute Kaufkurse in den USA ergeben. Einer anschließenden Fortsetzung der Rally steht grundsätzlich nichts im Weg, schließlich haben die meisten Tech-Unternehmen zuletzt starke Zahlen gemeldet. In den vergangenen Wochen waren mir die Bewertungen der Unternehmen zu hoch und die Aktien zu teuer.

DAX relativ stabil

Zurück zum deutschen Markt: Zur Wochenmitte sah es in Frankfurt richtig gut aus, der DAX kletterte dynamisch hoch und setzte sich erstmals nach langer Zeit wieder deutlich von der 13.000er-Marke ab. Noch am Donnerstagvormittag markierte das Börsenbarometer ein neues Mehrmonatshoch. Der Ausbruch aus der mehrwöchigen Seitwärtsphase war zum Greifen nah, wurde anschließend jedoch von den schwachen US-Börsen abgewürgt. Zuvor pendelte der DAX rund drei Monate lang um die runde Marke von 13.000 Zählern.

Mit dem jüngsten, zwischenzeitlichen Anstieg hatte der DAX kurzzeitig das Vor-Krisen-Niveau wieder erreicht. Wer hatte dies noch im Frühjahr für möglich gehalten? Ich jedenfalls nicht. Die Anleger setzen voll und ganz auf eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft, die verschiedenen Risikofaktoren werden momentan eher ausgeblendet. Neuere Konjunkturdaten aus China und den USA machen allerdings tatsächlich Hoffnung auf eine starke Erholung der Weltwirtschaft.

Nachgebender Euro verleiht Auftrieb

Rückenwind erfährt der DAX unter anderem vom sinkenden Euro. Nachdem die Gemeinschaftswährung in der Vorwoche bis auf 1,20 US-Dollar kletterte, verzeichnet die Währung in den letzten Tagen eine Korrektur. Momentan notiert der Euro mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 1,181 US-Dollar. Dies hilft vor allem den europäischen Exportwerten.

Charttechnik: Aufwärtstrend bislang weiter intakt

Aus charttechnischer Sicht muss dem DAX das neue Mehrmonatshoch am Donnerstag bei 13.460 Punkten angerechnet werden. Auch der Aufwärtstrend ist bislang weiterhin intakt -allerdings doch sehr knapp.

In der folgenden Abbildung ist die DAX-Entwicklung seit November 2019 abgebildet (Candlestick-Chart auf Tagesbasis):

Solange die maßgebliche Trendlinie, die aktuell bei rund 13.000 Punkten verläuft, nicht nachhaltig nach Süden gebrochen wird, bleibt das positive Szenario mit dem Kursziel von 13.795 Punkten (Hoch aus dem Februar) aktiv. Zuvor besteht noch bei 13.500 Punkten ein kleiner Widerstand, welcher sich aus dem negativen Eröffnungs-Gap zu Beginn der Corona-Krise ergibt.

In der momentanen Börseneuphorie kann ich mir vor dem Hintergrund der anhaltenden Unterstützungen seitens der internationalen Notenbanken einen DAX-Ausbruch auf der Oberseite gut vorstellen.

Anderseits kann es auch ganz schnell eine Etage tiefer gehen, falls der technische Aufwärtstrend im DAX nach Süden gebrochen werden sollte. Auch das negative Szenario muss man als flexibler Börsianer immer im Hinterkopf haben. Die maßgebliche Aufwärtstrendlinie verläuft derzeit bei rund 13.000 Punkten (siehe Abbildung). Als Trader handle ich stets in Trendrichtung und stelle mich nicht gegen die mächtige Markttendenz.

Auf nextmarkets.com verfolge ich die Entwicklung und gebe mögliche Trading-Ideen bekannt.

Neueste exklusive Artikel