Deutsche Bank: US-Institute präsentieren herbe Gewinneinbrüche – Wie sieht es bei den Frankfurtern aus?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

JPMorgan und Welss Fargo haben am Dienstag die Berichtssaison in den USA eingeläutet. Was die beiden amerikanischen Geldhäuser verkündeten fand wenig Anklang bei den Anlegern. Aufgrund von großen Rückstellungen vermeldeten beide Institute einen herben Gewinneinbruch. Die Aktie von JPMorgan konnte sich zwar vorbörslich noch im Plus halten, beendete den Handelstag dann aber doch mit einem Minus von fast 2 Prozent.

# JPMorgan: US-Bank vermeldet herben Gewinneinbruch - hohe Rückstellungen für gefährdete Kredite - Zahlen werden freundlich aufgenommen

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Höhenflug der Deutschen Bank durch Coronakrise jäh gestoppt

Von allen 30 Dax-Titeln war die Deutsche Bank am besten 2020 aus den Starlöchern gekommen. Mit Ausbruch des Covid-19-Virus war die positive Entwicklung der Aktie aber auch schnell wieder gestoppt. Aus einem Plus von rund 30 Prozent im laufenden Jahr ist mittlerweile wieder ein Minus geworden. Die Corona-Pandemie hat dem Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing den kurzen Anflug von Hoffnung auf eine Wende der Bank schnell zunichte gemacht. Nachdem sich Sewing bei der Pressekonferenz zu den Jahreszahlen mit Blick für eine positive Wende noch optimistisch gezeigt hatte, steuert der Dax-Konzern nun wohl auf sein sechstes und siebtes Verlustjahr in Folge zu.

Coronavirus dürfte Umbau verlangsamen

Deutschlands größtes Geldhaus kommt einfach nicht aus der Krise. Nachdem hohe Betriebskosten, extreme Niedrigzinsen und nicht zuletzt folgenschwere Rechtsverstöße die Bank vier Jahre lang in den roten Zahlen gehalten hatten, wollte der vor rund zwei Jahren angetretene Bankchef Sewing mit einem teuren Radikalumbau eigentlich die Wende schaffen. Ab 2020 sollte die Bank zumindest beim Vorsteuerergebnis die Nulllinie erreichen. Und für 2022 nahm sich der Vorstand eine Rendite von acht Prozent auf das materielle Eigenkapital vor.

Um das zu erreichen, fallen seit Mitte 2019 weltweit schrittweise 18.000 Jobs weg. Das Geschäft mit dem Aktienhandel hat die Bank eingestellt, das lange verlustreiche Investmentbanking mit seinen hochbezahlten Mitarbeitern eingedampft. Sewing will das Geldhaus wieder stärker auf seine klassischen Kunden wie Mittelständler, Familienunternehmen und multinationale Konzerne ausrichten – und die Computersysteme des Hauses auf den Stand der Zeit bringen. Noch Ende Januar zeigte er sich „sehr zuversichtlich, den Umbau mit unseren Mitteln stemmen und nun wieder wachsen zu können“.

Pandemie verändert die Voraussetzungen

Doch die Corona-Krise verändert alles: Wirtschaftslage, Geschäftsaussichten und sogar den Stellenabbau. Zwar sei die Deutsche Bank besser für wirtschaftliche Turbulenzen gerüstet als vor einem Jahr, schrieb der Vorstand im März im Geschäftsbericht. Allerdings sei es „noch nicht möglich, sämtliche Folgen für die Gesamtwirtschaft abzuschätzen“, sagte Sewing. Ein anhaltender Abschwung könnte die Bank „in erheblicher Weise“ negativ beeinträchtigen. Um die Belegschaft in dieser Lage nicht noch zusätzlich emotional zu belasten, will das Management vorerst keine weiteren Mitarbeiter mehr auf den Wegfall ihrer Jobs ansprechen.

Dabei ist völlig offen, wie lange die derzeitige Krise dauern – und wie schwer sie die Kreditinstitute und speziell die Deutsche Bank treffen wird. Wegen der Pandemie schloss das Institut schon Ende März vorübergehend über 200 seiner mehr als 500 Filialen. Der anhaltende Geschäftsausfall bei vielen Kunden könnte bei der Deutschen Bank zu hohen Kreditausfällen führen. Regierungen und Notenbanken versuchen zwar Unternehmen mit Zuschüssen und Hilfskrediten zu stützen, das ausgeweitete Kurzarbeitergeld soll Beschäftigten, Arbeitgebern und Gesamtwirtschaft helfen. Doch nicht alle Unternehmen dürften ihre bestehenden Kredite bei den Banken voll zurückzahlen können.

Ausflug über 10 Euro war nicht sehr lang

Der kurze Höhenflug der Aktie nach Bekanntgabe der Jahreszahlen und Sewings kämpferischem Auftritt bei der Pressekonferenz Ende Januar ist durch die Corona-Krise längst wieder beendet. Nachdem das Papier Mitte Februar erstmals seit langer Zeit mehr als 10 Euro gekostet hatte, ging es im Corona-Crash zeitweise bis auf 4,449 Euro nach unten. So billig war die Aktie in ihrer jüngeren Geschichte noch nie.

Seitdem konnte sich das Papier zwar deutlich erholen, liegt mit Kursen knapp über der 6-Euro-Marke aber immer noch knapp 37 Prozent unter dem Vor-Corona-Crash-Niveau. Immerhin schlägt sich die Aktie damit etwas besser als der Stoxx 600 Banks, der im gleichen Zeitraum etwas mehr als 40 Prozent absackte.

Langfristig gehört das Deutsche-Bank-Papier aber weiterhin zu den größten Verlierern seit der Finanzkrise Ende vergangenen Jahrzehnts – sowohl unter den Banktiteln als auch unter allen Standardwerten. Seit dem unter anderem um die Effekte von Kapitalerhöhungen bereinigten Rekordhoch von etwas mehr als 90 Euro im Frühjahr 2007 ging es damit um rund 93 Prozent nach unten.

Mehr hat in diesem Zeitraum kaum ein Papier einer anderen Großbank verloren. Trotz einiger Kapitalerhöhungen, um das Kapitalpolster zu verbessern, ist die Bank an der Börse derzeit nur noch etwas mehr als zwölf Milliarden Euro wert – sie liegt damit bei dieser Wertung im Dax nur noch im unteren Mittelfeld. 2007 hatte die Bank mit einem Börsenwert von mehr als 60 Milliarden Euro noch in der Dax-Spitze mitgemischt.

Analysten raten überwiegend zum Verkauf

Auch wenn die Deutsche-Bank-Aktie inzwischen wieder klar über ihrem jüngsten Krisentief gehandelt wird, schreiben Branchenexperten dem Papier im Schnitt keine weiteren Kurszuwächse zu. Von den 29 Analysten, die die Nachrichtenagentur Bloomberg erfasst hat, empfiehlt nur einer die Aktie zum Kauf. 13 Experten raten zum Halten, 15 zum Abstoßen der Papiere. Das Kursziel sehen sie mit 5,83 Euro im Schnitt etwas unter dem aktuellen Kurs von gut 6 Euro.

An diesem Mittwoch ordnete Societe-Generale-Analyst Andrew Lim die Deutsche Bank in einer Branchenstudie in das schwächere Segment unter den großen Geldhäusern ein. So könnte der Geldregen von Staaten und Notenbanken zur Bekämpfung der Corona-Folgen seiner Ansicht nach Investmentbanken glänzende Geschäfte bescheren. Doch ausgerechnet aus diesem Bereich hat sich die Deutsche Bank bekanntlich gerade großenteils zurückgezogen. Lim zufolge dürfte das Institut wegen hoher Kreditausfälle und hoher Kosten in diesem und im nächsten Jahr erneut rote Zahlen schreiben.

Wie hoch sind die Rückstellungen bei der Deutschen Bank?

Von der Deutschen Bank selbst bis 7. April befragte Analysten gehen für 2020 im Schnitt von einem bereinigten Nettoverlust von rund zwei Milliarden Euro aus. Davon dürften mehr als 400 Millionen Euro im ersten Quartal angefallen sein. Für das Jahr 2021 erwarten Experten immer noch ein Minus im niedrigen dreistelligen Millionenbereich. Dabei erwarten die Analysten im Schnitt, dass die Bank in beiden Jahren knapp 1,5 Milliarden Euro für faule Kredite zurücklegt. Allerdings reichen ihre Schätzungen von knapp 800 Millionen bis fast 2,8 Milliarden Euro und scheinen damit ähnlich unsicher wie der weitere Verlauf der Corona-Krise.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: phantomlord78 / Shutterstock.com

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