DIW-Studie - Wirtschaftseinbruch trifft Minijobber

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Minijobber mit monatlichen Einkünften von bis zu 450 Euro trifft der Wirtschaftseinbruch durch die Coronavirus-Krise laut einer Studie besonders hart.

Die Zahl der Minijobber sei Ende Juni 2020 um 850.000 oder zwölf Prozent geringer gewesen als ein Jahr davor, erklärte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch. Minijobber verlören in einer Wirtschaftskrise vergleichsweise schnell ihre Beschäftigung, sagte Markus Grabka vom DIW. "Sie gehören auf jeden Fall zu den Verlierern der coronabedingten Rezession." Sie hätten keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Zudem beträfen die Einschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vor allem Branchen mit vielen Minijobs, wie Gastronomie und Veranstaltungsorganisation.

Die DIW-Forscher halten eine Reform der Minijobs für überfällig. Die Zahl der Minijobs sei von 2003 bis 2019 um 43 Prozent auf 7,6 Millionen gestiegen. Knapp 19 Prozent aller Arbeitnehmer seien damit zum Stichtag im Juni des vergangenen Jahres in einem Nebenjob oder ausschließlich geringfügig beschäftigt gewesen. Ihre Zahl sei sehr groß geworden, während sich die Hoffnung oftmals nicht erfüllt habe, sie könnten eine Brücke in sozialversicherungspflichtige Jobs sein. Das Problem drohender Altersarmut bleibe bei vielen Minijobber ungelöst.

Für Minijobs zahlen Arbeitgeber pauschal Sozialbeiträge. Für die Beschäftigten selbst sind die Jobs abgaben- und steuerfrei. Die DIW-Autoren zogen in Zweifel, dass diese Privilegierung sinnvoll sei. Sie forderten größere Anreize, mehr Minijobs in besser abgesicherte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze umzuwandeln. Denkbar sei es, die Minijobschwelle von 450 auf 300 Euro pro Monat abzusenken. Zudem sollte nach Ansicht der Autoren für Minijobs in Nebentätigkeiten die volle Sozialabgabenpflicht greifen. Von dem Privileg profitierten auch höhere Einkommensgruppen, die darauf nicht angewiesen seien.

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