Drei Fragen an Bernecker: Hat Bayer ein neues großes Problem, kommt Apple wegen des Coronavirus in Schwierigkeiten und wie ist Ihre Einschätzung zu Wasserstoff?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer dieswöchigen Ausgabe fragen wir nach einer Einschätzungen zu den neuen Entwicklungen bei Bayer und BASF, ob es bei Apple vielleicht bald ein böses Erwachen gibt und wie die Chancen für Deutschland als Wasserstoff-Vorreiter sind.

onvista-Redaktion: Erst hat der Fall Glyphosat den Bayer-Aktionären lange eine schwere Zeit beschert, jetzt blicken Bayer und BASF einer neuen Millionenstrafe wegen dem Herbizid Dicamba entgegen. Von einem ins nächste Unglück oder wird diese Sache glimpflicher an der Aktie vorübergehen?

Glyphosat war der Anfang, weitere Präparate des Pflanzenschutzes dürften in den nächsten Jahren unter Beschuss der Naturschützer geraten, denen ich im Grundsatz folge. Das bedeutet, dass sich die Zusammensetzung dieser Präparate und deren Wirkungen anders gestalten lassen müssen. Wer dem nicht folgt, muss mit Verboten und Strafen rechnen. Es gehört zur Verantwortung gegenüber der Natur, dies klar und deutlich zu sagen. Die Konsequenz aus der Börsensicht: Jede Gesellschaft, die mit diesen Präparaten zu tun hat, muss entweder ihr Produktionsprogramm erkennbar umstellen oder ist aus dem Verkehr zu nehmen.

onvista-Redaktion: Das Coronavirus hat am iPhone-Hersteller Apple deutliche Spuren hinterlassen und den Konzern dazu veranlasst, die Umsatzprognose zu streichen. Erwarten uns wegen der schwierigen Produktionslage in China Horrorzahlen? Und wird Apple aufgrund seiner riesigen Größe den restlichen Aktienmarkt dann mit runterziehen?

Die Pandemieangst funktioniert wie die Brexit- oder Zollangst: Sie hat einen triftigen Grund, aber führt natürlich zu Übertreibungen. Das Coronavirus ist der erste Fall, der weltweit alle Menschen berührt, weil sie weltweit auch betroffen sein können. Daraus folgen vielfältige Reaktionen unterschiedlicher Angst. Zum einen hinsichtlich der Humanhilfe und zum anderen für die Wirtschaft selbst. Die Unterbrechung von Lieferketten gehört leider dazu. Die Frage ist: Für wie lange? Eine genaue Antwort gibt es nicht, soweit man den Berichten dazu folgen will. Aber eine Kette über mehrere Monate ist sehr wohl anzunehmen. Daraus folgt logisch eine Korrektur in wirtschaftlichen Sektoren, die davon betroffen sind. Insbesondere Verkehr, aber auch Touristik und auch Zulieferstränge mit nachhaltigen Folgen. So ganz leicht nehme ich also die Folgen dieser Epidemie nicht. Apple ist lediglich der Anfang und alle, die mit China zu tun haben, sind mehr oder minder berührt. Das kostet aus der Börsensicht technische Korrekturen, die überschaubar bleiben.

onvista-Redaktion: In letzter Zeit wird das Thema Wasserstoff immer präsenter. Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung ist momentan in der Mache, mit dem Ziel, Deutschland zu einer Hochburg des grünen Wasserstoffs zu machen. Was erwarten Sie in dieser Hinsicht, auch aus der Investmentperspektive?

Wenn ich richtig gezählt habe, will Deutschland zum sechsten Mal Weltmeister werden. Diesmal nach Ankündigung des Wirtschaftsministers und anschließend seiner Kollegin vom Umweltressort. Es geht um die Wasserstofftechnik bzw. um Brennstoffzellen. Das Thema ist weder neu noch sensationell, aber es bedarf einer sorgfältigen Begleitung durch den Staat mit Finanzhilfen und einer ebenso sorgfältigen Forschung und Entwicklung bei den Unternehmen, die es können. Leider gibt es dafür in Deutschland keine renommierten Adressen. Die Brennstoffzelle und die Wasserstofftechnik sind eine Ergänzung zu den anderen bekannten Energieträgern und deshalb ist eine Förderung richtig. Mehrere Firmen aus Skandinavien, Kanada und auch Japan sind auf diesem Gebiet schon sehr viel weiter. Lediglich Bosch beteiligte sich kürzlich an einer solchen Firma mit immerhin 90 Mio. €, um an dieses Wissen heranzukommen. Das wird anderen genauso gehen, so dass diese bekannten Firmen zwar hochspekulativ sind, aber als Investment diskutabel wären. Der Grund ist einfach: Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet entwickeln sich ungeheuer schnell mit sehr  unterschiedlichen Ergebnissen, also hoher Volatilität der Erkenntnisse. Meine Sicht: Wir beteiligen uns an den Firmen, deren Ergebnisse einigermaßen greifbar und nachvollziehbar sind. Das führt dazu, dass man in kleinen Positionen überall dabei ist. Ein anderer Weg ist vorerst nicht machbar.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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