Drei Fragen an Bernecker: Nikola-Aktie am Boden kaufen, ist Nordex unterbewertet und Ihre Einschätzung zur Coinbase-Aktie
In unserer heutigen Ausgabe haben wir nach einer Einschätzung zu Coinbase gefragt, ob Nordex unterbewertet ist und ob Nikola, jetzt wo die Aktie am Boden liegt, vielleicht ein Kauf wert ist.
onvista-Redaktion: Beim Windanlagenbauer Nordex läuft es rund, die Auftragsbücher sind prall gefüllt und die Bemühungen verschiedener Staaten zum Energiewandel versprechen auch für die Zukunft weitere Aufträge. Nordex will in seinem Segment langfristig unter die Top 3 Anbieter der Welt aufsteigen. Ist daher bei der Aktie noch Platz für eine höhere Bewertung?
Der Markt für Windkrafttechnik ist völlig offen. Die Ziele für die Investitionen liegen bereits nahe an der Billionen-Dollar-Grenze. Ausschlaggebend ist das Ausschreibungsverfahren für alle größeren Projekte und damit verbindet sich Auftragsumfang, Preisstellung und technische Abwicklung. In diesem Dreieck bewegen sich die einzelnen Zielgrößen, die am Ende zur Bewertung führen. In Europa sind Vestas, Siemens Gamesa und Nordex die drei wichtigsten Größen. Dazu kommt allerdings eine ganze Reihe wichtiger Zulieferer.
Nordex hat seine technischen Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Das gilt branchenweit. Aber: Eine zuverlässige Einschätzung der Aufträge im Sinne des genannten Dreiecks gibt es bei Nordex nicht oder kaum. Das erschwert die Einschätzung. 2,88 Mrd. € Marktwert sind zu wenig. Das Doppelte ist möglich, wenn die Gesamtorganisation von Nordex übersichtlicher wird. Permanente Änderungen in den Zielen und Ergebnissen sind dafür störend. Kurzum: Alle genannten Windkraftgrößen sind immer noch ein Investment wert. Auf die Zeitperspektive kommt es jedoch an.
onvista-Redaktion: Der Truck-Bauer Nikola hat seit seinem Börsengang einen wilden Ritt hinter sich. Von dem anfänglichen Höhenflug ist jetzt nicht mehr viel übrig, aufgrund der vielen Probleme. Jüngst haben noch eine angekündigte Kapitalerhöhung und der Abgang eines wichtigen Brennstoffzellen-Ingenieurs für Frust gesorgt. Ist die Aktie, jetzt wo sie am Boden liegt, vielleicht doch wieder ein Kauf?
Nikola war eine typische amerikanische Schnellwette des Gründers Milton, der damit auf den Bauch fiel, dass er mit eher billigen Tricks vor- und damit gegen die Wand fuhr. General Motors wollte Partner werden und verzichtete darauf. Die zwei einzigen Partner sind technologisch die Italiener über die Fiat-LKW-Tochter mit Schwerpunkt Ulm und saudi-arabische Investoren mit viel Geld. Nun muss Nikola einen echten Brennstoffzellen-LKW vorführen. Darauf wird es ankommen. Aber: Auch dies ist amerikanisch: Aufgeben gilt nicht! Vorerst nur ein Spiel. Einen Fuß in der Tür zu haben, lohnt sich in der Regel.
onvista-Redaktion: Mit der US-Handelsplattform Coinbase geht das erste wirklich große reine Krypto-Unternehmen an die Börse und öffnet den Anlegern an den traditionellen Finanzmärkten damit die Tore für ein Investment in diesen Bereich. Wie wichtig ist ein solches Ereignis generell für eine aufstrebende Branche? Sind Skaleneffekte, was das Interesse und die Akzeptanz betrifft, denkbar?
Coinbase startete ambitiös. Zum Referenzpreis von 250 Dollar, woraus zunächst 360 Dollar wurden, anschließend 430 und am Ende des ersten Tages 326 Dollar. Das Spiel kann also beginnen. Mit dieser Handelsplattform für Kryptowährungen gewinnt der gesamte Sektor an Breite und Tiefe. Niemand kann daran vorbeischauen. Mit Coinbase und rd. 56 Mio. Transaktionen pro Woche ist eine umfangreiche Breitenwirkung absehbar.
Bitcoin + Co sind ein Mediummarkt, ohne ökonomische Basis und rechtlich zweifelhaft, aber eine Realität. Daran kommt niemand mehr vorbei. Wie spielt man mit? Bitcoin als Investment im Sinne der üblichen Bewertungen einzuordnen geht nicht. Es entwickelt sich jedenfalls ein anderer Markt als der übliche Markt für Währungen und er lebt davon, dass Kryptowährungen keine Alternative, aber eine ergänzende Option zu anderen Währungen darstellen. Wie verfährt man als Privatanleger damit? Indem man sich schrittweise beteiligt. Der Originalpreis von über 62.000 Dollar pro Einheit ist für den einen oder anderen zu viel. Kleinere Zertifikate, die das Gleiche abbilden und 27 Dollar kosten, sind eine brauchbare Alternative. Davon gibt es mehrere Abschnitte und ich fahre dies schon von Anfang an, mit dem letzten Einstieg bei rd. 12.000 Dollar (umgerechnet). Also: Sammeln Sie Mini-Bitcoins wie Briefmarken.
Vielen Dank für Ihre Antworten!
Foto: Bernecker
Jetzt neu: die Experten-Watchlist des Bernecker Aktionärsbriefes
Haben Sie schon unsere neue Experten-Watchlist entdeckt? Das Redaktionsteam des mehrfach ausgezeichneten Aktionärsbriefes führt eine exklusive Experten-Watchlist im my onvista-Bereich. Interessieren Sie sich für die aktuelle Favoritenauswahl mit spannenden internationalen Werten und attraktiven Aktien aus dem Nebenwertesegment? Dann abonnieren Sie einfach die Experten-Watchlist des Bernecker Aktionärsbriefes. Über die Notiz-Funktion können Sie zu jedem Wert der Watchlist die aktuelle Einschätzung der Bernecker Redaktion aufrufen.
Gleich Experten-Watchlist abonnieren und keine neue Chance verpassen!