Drei Fragen an Bernecker: Wer profitiert vom Digitalisierungsschub, wie ist die Lage an den Anleihemärkten und liegen jetzt große Chancen im chinesischen Aktienmarkt?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach dem Zustand des Anleihemarkts, den Chancen in den Emerging Markets und speziell China, sowie interessanten Digitalisierungs-Profiteuren.

onvista-Redaktion: Angesichts der Einschränkungen durch das Virus sind nun sehr viele Unternehmen zum Homeoffice gezwungen – und hier wird bei vielen ein Rückstand offensichtlich. Es gilt nun aufzurüsten. Viele Experten sehen daher einen massiven Digitalisierungsschub kommen. Für einige Unternehmen könnte das eine lukrative Zeit bedeuten. TeamViewer oder Zoom sind da nur zwei Beispiele – sehen sie noch weitere Perlen in diesem Bereich?

Homeoffice wird in Zukunft sicher ein wichtiges Instrument, die betriebliche Kommunikation zu verbessern und die Produktivität zu erhöhen, indem man entweder Mitarbeiter effizienter einsetzt oder neue Verbindungen aufbaut. Das ergibt für Klein- und Mittelbetriebe erheblich verbesserte Perspektiven, die Geschäftsfelder auszuweiten. In Großbetrieben (bis zu Konzernen) erlaubt es umfangreiche Erweiterungen im gleichen Sinne.

Teamviewer und Zoom sind im Moment die Marktleader. Viele Unternehmen in Deutschland werden sich das Gleiche überlegen, ob sie mit ihrer bisherigen Expertise in Sachen IT-Dienstleistung diese neuen Möglichkeiten nutzen können. Mehr als 15 Unternehmen in der DAX-Familie sind dafür geeignet. Ab der nächsten Woche beginnt bekanntlich die Berichtssaison. Die Ergebnisse fallen desolat aus. Die Perspektiven für die nächsten zwei bis drei Quartale ebenfalls. Doch vielleicht wagt es der eine oder andere kreative Chef, diese neuen Perspektiven, die aus dem Home-Office kommen, für eigene Geschäftsfelder auszubauen. Deshalb ist ein Vorgriff noch nicht möglich.

onvista-Redaktion: Die chinesischen Märkte sind in der Crash-Phase weniger tief gestürzt als die europäischen und die US-Pendants. Jetzt wird in China zudem die Produktion wieder hochgefahren und die Maßnahmen gegen die Epidemie scheinen wirksam zu sein – Gibt es dort jetzt Investment-Potenzial?

Die chinesischen Märkte sind weniger stark eingebrochen, weil viele Banken auf Geheiß Pekings interveniert hatten. Das gehört zur chinesischen Praxis, wie bekannt. Das Erholungspotenzial ist deshalb ausgiebig, aber nicht überdurchschnittlich. Dann bevorzuge ich die Möglichkeiten, die im Zusammenbruch der Westbörsen entstanden sind, beschränkt auf Deutschland: Der Ausverkauf in DAX & Co erreichte 38 % in 20 Börsentagen. Ohne Ausnahme. Das gab es noch nie und deshalb ist die deutsche Börse wie ein Supermarkt, in dem sie alle Qualitätsprodukte zum halben Preis bekommen. Das wiederum ist eine Einmaligkeit, die es an der deutschen Börse noch nie gab. Denn das Erholungspotenzial wird in jedem Falle über 50 % liegen und maximal über 100 %. Laufzeit zwischen 15 und 24 Monaten. Noch nicht einmal New York kommt auf derartige Relationen.

onvista-Redaktion: Wie schätzen Sie derzeitig die Situation am Anleihemarkt ein? Ist dort gut aufgehoben, wer weiterhin auf Nummer Sicher gehen will, oder sollte man lieber auf andere Pferde setzen?

Die Anleihenmärkte differenzieren stärker, als dem Laien erkennbar wird. Erste Adressen als Staatsanleihen bleiben außerhalb der Diskussion. Wie viele Risikoanleihen oder auch High Yield Bonds genannt, werden infolge der Krise ihren Wert deutlich verlieren? Die Schätzungen liegen zwischen 8 - 9 Bio. $. Verbunden damit ist eine deutliche Differenzierung der Renditen je nach Bonität. Ohne diese Bereinigung des internationalen Bondmarktes wird es nicht gehen. Dafür ist entscheidend, dass Banken diesmal deutlich weniger tangiert sind. Aus diesem Grunde ist der genannte Supermarkt für Aktien die intelligenteste Alternative für Kapitalanlagen, die sich zurzeit denken lässt.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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