Drei Fragen an Bernecker: Zeitenwechsel für die Tech-Werte, hat Gold einen Schwächeanfall und ist Aixtron ein unterschätzer Diamant?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe wollen wir wissen, ob der Abverkauf bei den Tech-Werten, der in den letzten Wochen zu beobachten war, vielleicht einen größeren Paradigmenwechsel herbeiläuten könnte, wie es derzeit um Gold bestellt ist und ob Aixtron nicht vielleicht unterbewertet ist.

onvista-Redaktion: Aixtron ist als Hightech-Maschinenbauer ein Zulieferer für viele der Megatrends unserer Zeit, egal ob Elektromobilität, autonomes Fahren, 5G-Mobilfunk und das Internet der Dinge. An der Börse ist die Aktie zwar auch gut gelaufen, doch von einem Kursexzess kann man im Vergleich zu anderen Tech-Highflyern nicht unbedingt reden. Zudem ist eine Marktkapitalisierung von knapp 2 Milliarden auch recht schmal für dieses Wachstumsfeld. Ist die Aktie unterbewertet?

Aixtron ist eine deutsche Spezialität im Sektor Hightech. Als führender Hersteller von MOCVD (Metal Organic Chemical Vapor Deposition) werden Anlagen zur Synthese von Verbindungshalbleitern und anderen Multikomponentenmaterialien entwickelt und angeboten. Damit ist Aixtron in sehr verschiedenen Sektoren der Technologie unterwegs und in der Einschätzung relativ komplex. 2 Mrd. € Marktwert sind deshalb schwer einzuordnen. Es geht um die Qualität der Entwicklungen und deren Vermarktung für viele Jahre und nicht von Jahr zu Jahr. Daraus entsteht eine relativ hohe Volatilität in der Einschätzung. Der wichtigste Abnehmer ist die Tech-Industrie Asiens, die in der Regel kurzfristig ordert, woraus eine schwierig einzuschätzende Gesamttendenz entsteht. Also: In Aixtron zu investieren, bedeutet: Investiert bleiben und jede größere Korrektur dafür nutzen, die Positionen auszubauen.

onvista-Redaktion: Gold hat es derzeit schwer. Trotz der wachsenden Inflationssorgen kann das Edelmetall nicht gut performen, da die wachsenden Renditen an den Anleihemärkten das zinslose Asset weniger attraktiv machen. Auch nimmt der Bitcoin als neues digitales Gold einen guten Teil des Kapitalflusses weg, der sonst vielleicht in Gold geflossen wäre. Wie schätzen Sie die Lage von Gold ein. Kommt bald das Comeback oder bleibt der Preisdruck vorerst bestehen?

Gold bildete in den letzten Tagen auf der Ebene rd. 1.700 Dollar/Unze einen ersten Stabilisierungsboden. Es wäre die gerundete 50-%-Korrektur auf den Gesamtanstieg des Goldpreises von etwa 1.250/1.300 bis auf knapp über 2.000 Dollar vor einigen Monaten. Gold stand deshalb im Schatten der bekannten Alternativen Silber oder Bitcoin als Spielfelder. Die langfristige Preisprognose von rd. 3.000 Dollar per 2025 halte ich aufrecht. Der Weg dahin muss nicht rasant verlaufen, dafür nachhaltig. Ich bin am Mittwoch erneut long gegangen. Siehe Actien-Börse Nr. 10/21.

onvista-Redaktion: Tech-Werte mussten in den letzten Tagen und Wochen Prügel beziehen, während Krisenverlierer gefragt waren. Doch die Tech-Werte waren es größtenteils, die in den letzten Jahren die Gesamtmärkte mit unglaublichen Kursschüben nach oben gezogen haben. Wird nun ein Zeitenwechsel eingeleitet und erleben wir eine großflächige Korrektur bei den Tech-Riesen, die das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben scheinen?

Von der Technik und Technologie lebt die Welt. Nur von dieser Seite kommen die Anstöße für alles, was Fortschritt bedeutet. Auch die Pharmazeutik gehört dazu. Deshalb gibt es Entwicklungsschübe aufgrund von Basisinnovationen und anschließenden Folgeinnovationen, womit in der Regel auch gewisse Endpunkte erreicht werden, wenn die Potenziale ausgeschöpft sind. Das ließ sich in den vergangenen Monaten bis heute gut nachvollziehen. Entsprechend fallen technische Korrekturen aus, wenn die Erwartungen überzogen waren. Das gerundete Risiko liegt dann bei etwa 25 - 30 % gegenüber den Spitzennotierungen und auch 50 % bei den absoluten Übertreibungen, wie jüngst in Sachen Batterie und Brennstoffzelle in den bekannten kleineren Titeln. Bis der Markt dies verarbeitet hat, braucht es etwa 6 - 8 Monate, wie dies in allen ähnlichen Zyklen seit über 50 Jahren gut nachzuvollziehen ist. In allen diesen Zyklen war ich gut dabei. Also: Warten wir die Beruhigung der Märkte auf diesen Feldern ab, um neu in Position zu gehen. Die neuen Favoriten werden dann aber nicht zwingend die alten sein.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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