Ein Grund, warum ich nicht nur Wirecard, sondern auch Rocket Internet langfristig im DAX sehe

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Was hat der denn geraucht? So oder so ähnlich werden viele Anleger denken, wenn sie hören, dass ich Rocket Internet (WKN:A12UKK) im DAX sehe. Selbst das Wort langfristig wird daran wahrscheinlich nichts ändern. Bei Wirecard (WKN:747206) hingegen scheint die Sache klar zu sein. Den Aufstieg in den DAX scheinen viele Anleger bereits fest für den September dieses Jahres eingeplant zu haben.

Auf den ersten Blick völlig zu Recht. Mit einer Wertsteigerung von über 600 % in den letzten fünf Jahren hat sich das Münchner Unternehmen mit Riesenschritten zu einem Technologiegiganten entwickelt (Stand: 07.08.2018). Dafür brauchte der DAX-Anwärter weniger als 20 Jahre seit seiner Gründung.

Mit visionärem Eifer zum Erfolg

Längst nicht jeder Wert aus dem MDAX oder dem TecDAX hat einen solchen Aufstieg geschafft. Warum gerade Wirecard? War alles nur Glück? Gar nur Zufall? Meiner Meinung nach ist der Grund für Wirecards Erfolg trivial: Unternehmen, die heute die Technologien für die Welt von morgen entwickeln, werden in Zukunft den Markt dominieren.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wieso es Unternehmen gibt, die dieser einfachen Formel nichts abgewinnen können. Aber es gibt sie. Für viele mag sich das heute lächerlich anhören, doch es ist gar nicht lange her, da wurden die neuen Medien hierzulande mehrheitlich als unbedeutendes Randphänomen wahrgenommen. Derartige Schlafphasen machen auch nicht vor Branchengrößen halt. Softwareriesen verschliefen das Internet, Internetriesen verschliefen Social Media, Social-Media-Riesen verschliefen Blockchain.

Was mich an Wirecard fasziniert, ist die Tatsache, dass das Unternehmen auch nach beinahe zwei Jahrzehnten stets an Ideen arbeitet, die vielleicht erst in mehreren Jahren oder gar Jahrzehnten zur Marktreife gelangen werden. Ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte ist die biometrische Zahlungsabwicklung. Diese Idee könnte das bargeldlose Bezahlen revolutionieren. Vielleicht nicht heute und wahrscheinlich auch nicht morgen. Aber in zehn Jahren werden wir uns dann wahrscheinlich fragen, wie wir früher ohne diese Technologie einkaufen konnten.

Auch Rocket Internet arbeitet an der Zukunft

Da niemand die Zukunft vorhersagen kann, lege ich viel Wert auf diesen speziellen visionären Geist, der von besonders interessanten Unternehmen gepflegt wird. Neben Wirecard passt meiner Meinung nach auch Rocket Internet in diese Kategorie.

Die Aktie des Berliner Beteiligungsunternehmens kam nach dem Börsengang im Jahr 2014 zunächst nicht recht in Fahrt. Doch auf Jahressicht kam zuletzt wieder ein ordentliches Plus von etwa 60 % zustande. Der MDAX, in dem sich auch Rocket Internet befindet, verteuerte sich im selben Zeitraum nur um magere 6 % (Stand für beide Kurse: 08.08.2018).

Für mich ist die neue Lust der Anleger auf Rocket Internet kein Zufall. Denn die Beteiligungen von Rocket Internet machten auf mich stets einen sehr guten Eindruck. Allen voran Delivery Hero (WKN:A2E4K4). Seit dem Börsengang im Sommer 2017 verteuerte sich die Aktie der Onlineplattform um etwa 70 % (Stand: 10.08.2018). Mit den Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora kümmert sich Delivery Hero in 40 Ländern um das leibliche Wohl seiner Kunden. Scheinbar mit Erfolg. Im ersten Halbjahr 2018 stieg der Umsatz des Unternehmens basierend auf der Berichtswährung um 48 %.

Vor kurzer Zeit präsentierte Niklas Östberg, CEO von Delivery Hero, in einem Interview die Idee, zukünftig nicht nur fertige Gerichte, sondern auch Kochboxen auszuliefern. Die Zutaten sollen dabei nicht von Delivery Hero, sondern von den Lieblingsrestaurants der Kunden zusammengestellt werden. Die finale Zubereitung soll der Kunde selbst bei sich zu Hause erledigen.

Wenn sich Restaurants und Kunden mit dieser Idee anfreunden, sehe ich äußerst lukrative Geschäfte auf Delivery Hero zukommen. Das Problem erkalteter Lieferungen würde mit einem Schlag der Vergangenheit angehören. Zudem könnten so auch Kunden überzeugt werden, die sich bisher aufgrund von hygienischen Bedenken hinsichtlich externer Küchen einer Bestellung verweigert haben.

Rocket Internet hat beim Thema „Kochboxen“ ohnehin schon länger einen Fuß in der Tür. HelloFresh (WKN:A16140), mehrheitlich im Besitz der Berliner Beteiligungsgesellschaft, experimentiert seit 2011 mit dieser Idee.

An der Börse kaufe ich am liebsten Zukunft

Ich könnte eines Tages aufwachen, feststellen, dass die Kombination aus leerem Kühlschrank und Sonntag nicht geeignet ist für ein ausgiebiges Frühstück, und mir dann wie selbstverständlich die Zutaten für mein Lieblingsomelette von meinem Lieblingsrestaurant zusammenstellen lassen. In diesem Szenario wäre Rocket Internet vermutlich schon längst im DAX und man würde wie selbstverständlich über die marktbeherrschende Stellung von Delivery Hero als die Onlineplattform für die alltägliche Nahrungsversorgung sprechen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Zukunft, deren technologische Grundlagen heute entwickelt werden, längst Realität sein. „Wenn ich damals Rocket Internet für 29 Euro gekauft hätte, wäre ich jetzt reich“, könnte in dieser Zukunft ein beliebtes Zitat sein.

Doch es könnte auch alles ganz anders kommen. Nicht jede Technologie, die heute in der Entwicklung ist, wird sich in Zukunft etablieren können. Zufälle, Demografie, neue Trends, rechtliche oder politische Probleme, plötzliche Technologierevolutionen - ich könnte mir viele Gründe ausmalen, warum Rocket Internet oder Wirecard niemals in den DAX aufsteigen werden. Vielleicht wird so etwas Ähnliches wie der Replikator aus Star Trek die gesamte Lebensmittelbranche zerlegen und Kochboxen überflüssig machen.

Wie auch immer die Zukunft aussehen mag, entscheidend ist meiner Meinung nach, ob wir heute den Mut haben, in die Zukunft zu investieren. Wie diese konkret aussehen wird, kann ich nicht kontrollieren. Ich kann nur kontrollieren, ob und wie viel ich heute in die Zukunft investiere. Umso besser, dass es Unternehmen wie Wirecard oder Rocket Internet zu kaufen gibt, die das offenbar genauso sehen wie ich.

Das einfache Geheimnis, die besten Aktien zu kaufen

Wie Warren Buffett einmal sagte, musst du keinen IQ eines Genies haben, um ein großartiger Investor zu sein. Alles was du dafür brauchst ist einfache Mathematik, das Wissen auf welche Zahlen du schauen musst und etwas gesunden Menschenverstand. In unserem kostenlosen Spezialbericht "15 Bilanzkennzahlen, die dich zu einem besseren Anleger machen" teilen wir 15 Bilanzkennzahlen mit dir, mit Hilfe derer du die Aktien mit den besten Zukunftsaussichten identifizieren kannst. Klick hier, um kostenlosen Zugang zu diesem Sonderbericht zu erhalten.

Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2018

Foto: Getty Images

Meistgelesene Artikel