Experten: Unzureichende Überwachung von Corona-Varianten

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Corona-Mutanten wie die in Großbritannien kursierende Variante könnten Experten zufolge in Deutschland vergleichsweise lange unerkannt bleiben. Mehrere deutsche Forscher weisen darauf hin, dass ein ausreichendes System, um Erbgut-Mutationen des Virus frühzeitig zu erkennen, hierzulande fehlt. So sagte der Freiburger Virologe Hartmut Hengel in der "Tagesschau": "Was wir brauchen ist eine ... generelle organisierte Überwachung, um solche Virusvarianten frühzeitig zu erkennen und zu verfolgen."

Viren verändern sich mit der Zeit. Dabei geht es um Mutationen, also minimale Modifizierungen im Erbgut. Sie können die Eigenschaften eines Virus beeinflussen, ihn also beispielsweise harmloser oder auch gefährlicher machen. Die in Großbritannien nachgewiesene Variante ist mit großer Wahrscheinlichkeit leichter übertragbar als bislang dominierende Varianten.

Um solche Mutationen in einem Virus zu entdecken, müssen Forscher dessen Erbgut entziffern. Wird das sehr häufig gemacht, steigt die Chance, dass Varianten frühzeitig entdeckt und ihre Verbreitung nachverfolgt werden kann. Wird hingegen nur stichprobenartig Erbgut entziffert, gibt es nur Zufallsfunde.

Jörg Timm, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Düsseldorf, entziffert laut "Spiegel" pro Woche die Erbgutsequenzen von 20 bis 30 Proben. Dies reiche aber bei Weitem nicht aus, um auszuschließen, dass die neue Variante möglicherweise schon in Düsseldorf zirkuliert, sagte Timm dem "Spiegel". Clemens Wendtner, Chefarzt an der München Klinik Schwabing, sagte dem "Spiegel": "Nur durch stringentes Testen ist es den Briten gelungen, diese neue Variante zu erkennen."

Am Dienstag hatte der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, Labore und Forschungsinstitute "dringend aufgefordert", vorliegende Ergebnisse zu Sequenzierungen in öffentliche Datenbanken einzustellen. Bis Dienstagmorgen sei die neue Variante in Deutschland nicht nachgewiesen worden./vf/DP/nas

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