EZB: Euro legt nach Maßnahmenpaket 1 Prozent Swing hin – Zweifel an der Nachhaltigkeit und Dauer des QE-Programms

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die EZB hat heute ein umfassendes Paket verabschiedet, um die Märkte und die Konjunktur zu stützen. Zusammengefasst: Der Leitzins bleibt weiter bei Null, der Strafzins für Banken verschärft sich von -0,4 auf – 0,5 Prozent, Staffelzinsen für Banken kommen, um die negative Wirkung auf den Sektor abzufedern, und vor allem: Ein neues QE-Programm mit 20 Milliarden Euro Volumen monatlich soll ab 1. November gestartet werden.

Zunächst kam das Maßnahmenpaket gut an bei den Anlegern, deren Erwartungen an eine aggressive Lockerung kürzlich durch die Kommentare einiger EZB-Entscheidungsträger beeinträchtigt worden waren. Die Aktienmärkte sind angezogen und der Euro hat einen Swing von knapp einem Prozent hingelegt und stand kurz mit minus 0,6 Prozent unter 1,10 Euro pro Dollar. Angesichts der derzeitig heiklen Exportlage, bedingt durch den Handelsstreit ist ein schwächerer Euro gut für die exportorientierte EU-Wirtschaft. Nicht umsonst hat Trump kurz nach der Entscheidung wieder Kritik geübt und die US-Notenbank FED unter Druck gesetzt, ebenfalls Maßnahmen zu ergreifen, damit der Dollar nicht zu stark aufwertet.

Positive Wirkung hält nur kurz

Im Laufe der Pressekonferenz von Mario Draghi stiegen jedoch die deutschen Kreditkosten, während der Euro vom Tief wieder fast 1 Prozent nach oben zugelegt hat. „Es war ein großes Paket, aber auf der Pressekonferenz wurde ein wenig klar, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen stößt“, sagte Rainer Guntermann, Zinsstratege bei der Commerzbank in Frankfurt. „Draghi betonte die Notwendigkeit fiskalischer Ausgaben, vielleicht hat dies den Markt ein wenig belastet.“

Analysten sagten, der Euro sei gestiegen, nachdem Draghi gegenüber Reportern keine Diskussion über die Anhebung der Anleiheemittentenlimits im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten geführt habe. Dies habe Zweifel darüber aufkommen lassen, wie lange das QE-Programm dauern könne. Einige Experten gehen davon aus, dass das QE-Programm bei den derzeitigen selbst gesetzten Limits maximal 12 Monate laufen kann.

Wie sehen diese Limits aus?

Es gibt Positionslimits für Anleihen von maximal einem Drittel für jede Emission und Emittenten – das heißt, die EZB kann grundsätzlich nicht mehr als ein Drittel des Wertes jeder einzelnen Anleihe kaufen und darüber hinaus nicht mehr als ein Drittel aller im Umlauf befindlichen Anleihen von einem EU-Mitgliedstaat halten.

„Die Preisreaktion bestätigt, dass die Märkte besorgt sind, dass der EZB die Optionen ausgehen“, sagte Valentin Marinov, Leiter der G10-FX-Strategie bei Credit Agricole. „Das angekündigte Lockerungspaket scheint ein weiterer Kompromiss zwischen den Tauben und Falken im EZB-Rat zu sein. Hier könnte es für den Euro einige Aufwärtsrisiken geben.“

Ein QE-Programm, das nur äußerst begrenzt läuft, bedeutet somit im Endeffekt weniger Liquidität für den Markt als angenommen. Diese These könnte eine Erklärung für die zunächst unverständlich erscheinende starke Aufwärtsbewegung des Euros sein.

onvista-Redaktion/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: welcomia / Shutterstock.com

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