Geht’s auch eine Nummer kleiner?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Am Wochenende gab’s genug Anlässe, sich richtig aufzuregen, zumindest zu ärgern - nicht nur über den G20-Gipfel in Hamburg. Gemeint sind wieder mal die Medien und ihr Geschreibsel über die Börse. Ich krieg halt einen richtig dicken Hals, wenn mit der Sprache viel zu locker-flockig umgegangen wird mit der Folge, dass beim Anleger ein falscher Eindruck entstehen muss. Hier Beispiele aus der führenden Wirtschaftspresse:

Da heißt es in einem Dax-Ausblick: „Entspannung erst unter 12.000 Punkten. Spekulationen über eine Straffung der Geldpolitik im Euroraum dürften auch in der kommenden Woche für hohe Nervosität an den Börsen sorgen. Auf kurze Sicht sollten Anleger daher nicht zu optimistisch werden [ … ] Es sind vor allem anhaltende Spekulationen über die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die Anleger auch in der nächsten Woche in Atem halten dürften.“ Häh? Von „hoher Nervosität“, die angeblich weiter vorherrschen soll, ist doch keine Spur. Deshalb halten die Anleger auch nicht den Atem an.

Und es geht weiter so: „Seit der Ende Juni gehaltenen Rede Mario Draghis im portugiesischen Sintra herrscht Aufruhr an den Börsen. Marktbeobachter rätseln immer noch, ob sich aus den Äußerungen des EZB-Präsidenten ein nahes Ende der bisherigen Liquiditätsflut ableiten lässt - einem maßgeblichen Treiber der langjährigen Aktienhausse. Die Stimmung ist gekippt. Investoren halten sich mit Käufen zurück. Die wichtigsten Leitindizes in Europa befinden sich im Rückwärtsgang.“ Aufruhr an den Börsen? Der Autor spinnt gewaltig! Und die Stimmung ist auch nicht gekippt.

Wenn ich sowas höre oder lese, frage ich mich, wer denn diese Journalisten ausgebildet hat. Um die Frage der Headline zu beantworten, und zwar im doppeltem Sinn: Ja, es geht eine Nummer kleiner - für Dax & Co., wobei kein Mensch wissen kann, wann und wie tief der Index sich abseilt. Stichwort Konsolidierungsphase. Und im übertragenen Sinn wäre es halt schön, wenn die Schreiberlinge nicht so oft übertreiben würden. Denn mit ihrer drastischen Wortwahl erschrecken sie vor allem unerfahrene Anleger (Ob die Medienmenschen wissen, wie das ankommt, was sie den Lesern als Info von den Märkten verkaufen?).

Ich wiederhole mich gerne: Keine Angst vor Kursrückgängen! Deshalb zum Wochenbeginn ein paar erfreuliche Stimmen. Ein namhafter Fondsmanager spricht in einem Interview davon, dass vor allem europäische Aktien „schöne Jahre“ vor sich hätten, nachdem sie in der jüngeren Vergangenheit deutlich schlechter abgeschnitten hatten als Ami-Aktien. Unsere Firmenmanager bleiben ebenfalls gelassen: Vorstände und Aufsichtsräte haben keine Angst vor einem Börsencrash. Größere Verkaufspositionen gibt es jedenfalls keine.

Noch was Internationales: Die FAANMG, also die sechs wertvollsten US-Tech-Giganten von Facebook bis Google, stehen für eine Marktkapitalisierung von rund 2,85 Billionen Dollar. Doch kennt Ihr, meine Freunde, auch die HATTS? Diese fünf asiatischen Tech-Konzerne von Hon Hai bis Samsung bringen etwa 1,2 Billionen US-Dollar auf die Waage - mehr als die circa 1,16 Billionen US-Dollar, die alle 30 Dax-Konzerne zusammen wert sind. Für Konsumenten wie auch als globale Zulieferer sind Asiens Tech-Schmieden nicht mehr wegzudenken. So haben sich HATTS-Aktien in den vergangenen zwei Jahren 70 Prozent Kurszuwachs erarbeitet, wobei ihre Bewertungen längst nicht an die ihrer US-Pendants heranreichen. Da ist nach Analystenmeinung also noch Luft nach oben!

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