Handelsstreit: Pessimismus macht sich wieder breit – US-Futures drehen ins Minus – Dax sackt weiter ab

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Etwa eine Stunde vor Eröffnung in den USA ist die Stimmung bezüglich des Handelsstreites in den USA  gekippt. Die Futures der großen US-Indizes deuteten zunächst ein Fortsetzung der Rekordjagd an der Wall Street an, sind aber mittlerweile ins Minus gedreht. Auch der Dax lässt sich von dem Stimmungswechsel anstecken und baut seine Verluste deutlich aus. Der deutsche Leitindex liegt mittlerweile rund 0,60 Prozent im Minus.

Doch kein Phase 1 Deal mit China noch in diesem Jahr?

Mood in Beijing about #trade deal is pessimistic, government source tells me. #China troubled after Trump said no tariff rollback. (China thought both had agreed in principle.) Strategy now to talk but wait due to impeachment, US election. Also prioritize China economic support.

— Eunice Yoon (@onlyyoontv) November 18, 2019

Verantwortlich für den Stimmungswechsel soll ein Tweet von Eunice Yoon sein, die wohl frische Nachrichten aus der Parteizentrale aufgeschnappt hat. „Die Stimmung in Peking zum #trade Deal ist pessimistisch, hat mir eine Regierungsquelle gesagt. #China ist beunruhigt von der Trump Aussage sagte, dass keine Strafzölle zurückgenommen werden sollen. (China dachte, beide hätten sich im Prinzip geeinigt.) Die aktuelle Strategie ist jetzt zu reden, aber den Ausgang des Amtsenthebungsverfahrens und der US-Wahl abzuwarten.  China konzentriert sich jetzt darauf die eigene Wirtschaft zu unterstützen.“ Ein offizielle Bestätigung aus Peking zu dem Tweet gibt es allerdings nicht. Es war bislang nur auffällig, dass China auf die Aussagen von Larry Kudlow von Freitag eher verhalten reagiert hat

Noch kein Ton von Trump, Mnuchin oder Kudlow

Erst am Freitag hatte der US-Wirtschaftsberater die US-Indizes mit der Aussage man stehe „kurz vor einer Einigung“ auf Rekordhochs getrieben. Jetzt dürfen die Anleger gespannt sein, ob das Weiße Haus auf den Tweet reagiert und ein neuerliches Update zum Stand der Verhandlungen mit China abgibt. Die Volksrepublik hatte in den vergangenen Tagen kein großes Geheimnis daraus gemacht, dass der Wegfall einiger Strafzölle für sie Voraussetzung für ein Phase 1 Deal ist. Trump hatte diesen zuletzt verneint. Daher kamen immer mehr Zweifel auf, die Kudlow am Freitag mit einer Aussage vom Tisch wischte. Allerdings bleibt jetzt abzuwarten, ob sich der US-Wirtschaftsberater vielleicht doch ein Stück zu weit aus dem Fenster gelehnt hat.

Neu wäre das jedenfalls nicht wirklich. Kudlow hat schon einige Male den Handelsstreit positiver dargestellt, als er wirklich war. Am 28. Februar 2019, behauptete Kudlow, die Handelsgespräche seien „fantastisch“ verlaufen“. Zu einer Einigung führten die „fantastisch“ gelaufenen Gespräche allerdings nicht. Also wurde weiter verhandelt und nicht einmal zwei Monate später, am 3. April, kam die Aussage von Kudlow, dass “gute Fortschritte gemacht“ wurden und die USA und China einem Abkommen “näher kommen” werden, wenn die Gespräche wieder aufgenommen werden. Diese positive Äußerung verlief nicht nur im Sand, sie wurde sogar etwa einen Monat später widerlegt. Am 10 Mai erhöhten die USA die Strafzölle für Fleisch, Weizen, Wein und Flüssiggas von 10 auf 25 Prozent und dass trotz „guter Fortschritte“

Auf die Goldwaage sollten Anleger die Worte von Larry Kudlow daher nicht unbedingt. Mal schauen, ob wenigstens er sich heute noch einmal äußert.

Von Markus Weingran

Foto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

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