Höhere Inflation und Zinsen? Kein Thema.

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Wer vor ein paar Monaten befürchtet (oder gehofft) hatte, jetzt sei das Ende der fast inflationsfreien Zeit gekommen, lag voll daneben. Gerade nach den jüngsten Zahlen geben auch die letzten Volkswirte Entwarnung. Unsere Inflationsrate ist nämlich im Mai auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr gefallen. Langsamer steigende Energiepreise drückten sie auf 1,5 Prozent - im April hatte die Teuerungsrate noch bei 2,0 Prozent gelegen. Und von Reuters befragte Ökonomen hatten diesmal mit 1,6 Prozent gerechnet. Immerhin, fast ein Volltreffer. Die EZB spricht bei Werten von knapp unter 2 Prozent von stabilen Preisen. Sorgen über zu starke Preissteigerungen sind also nicht angebracht.

Hauptgrund für die nachlassende Inflation ist die Entwicklung bei Energie: Sie kostete nur 2,0 Prozent mehr als im Mai 2016. In den beiden Vormonaten gab es hier jeweils noch ein Plus von 5,1 Prozent. Auch bei Dienstleistungen hat der Preisdruck nachgelassen, weil nach den Osterferien das Reisen wieder billiger wurde. Gegen den Trend verteuerten sich Nahrungsmittel: Sie kosteten 2,4 Prozent mehr als vor einem Jahr, nach einem Plus von 1,8 Prozent im Vormonat.

Experten rechnen damit, dass sich die Teuerungsrate in den kommenden Monaten in etwa auf dem aktuellen Niveau halten wird, also mit einer Art Seitwärtsbewegung. Das würde steigende Kaufkraft für viele Bundesbürger bedeuten, denn die Verdienste der rund 17 Millionen Beschäftigten in Deutschland mit einem Tarifvertrag legten im ersten Quartal um durchschnittlich 2,8 Prozent zu und damit deutlich stärker als die Verbraucherpreise.

Aus Börsensicht wichtiger: Mit der geringeren Inflation in der größten Volkswirtschaft Europas sinkt der Druck auf unsere Zentralbanker, rasch aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik auszusteigen. Mario Draghi will sich vor der Zinssitzung am 8. Juni nicht in die Karten schauen lassen. Er bleibt sowieso auf Kurs - allen Meckerern zum Trotz. Zwar seien die Gefahren für die Konjunkturentwicklung seit dem Jahresende 2016 messbar zurückgegangen, sagte der Notenbank-Chef im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europa-Parlaments in Brüssel. Die EZB sei aber fest davon überzeugt, dass ein “außergewöhnliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung” immer noch nötig sei. Draghi ist vor allem die Inflation immer noch zu niedrig.

Hey, Ihr falsch sparenden Nicht-Anleger, macht Euch keine Hoffnung auf spürbar steigende Zinsen bei Anleihen und auf Euren Bankkonten (deswegen im ersten Satz „oder gehofft“)! Und Ihr, meine Freunde, braucht Euch zumindest wegen Inflation und Zinsen keine Sorgen über die Aktienkurse zu machen. Moment: Ob es demnächst weiter deutlich aufwärts gehen wird mit Dow, Dax & Co., ist trotzdem fraglich. Also nochmal: Gewinnmitnahmen nicht vergessen! Gestern hat eine gute Bekannte von mir endlich ihre Drillisch-Aktien verkloppt - mit 230% Gewinn. Glückwunsch! Aber sooo lange würde ich nicht warten.

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