IBM auf Wolke 7: Tech-Gigant setzt auf das nächste Zukunftsthema

onvista · Uhr

Es wird die größte Übernahme der 107-jährigen Unternehmensgeschichte von IBM. Dafür legt der weltweit größte IT-Dienstleister 34 Milliarden Dollar für den Kauf des Linux-Spezialisten Red Hat auf den Tisch. Die Produkte des Linux-Spezialisten kommen unter anderem für den Betrieb von Cloud-Anwendungen zum Einsatz. Damit steigt IBM zur Nummer 1 im Cloudgeschäft und tritt in direkte Konkurrenz zu Amazon, Alphabet und Microsoft.

IBM plant für die Zukunft

Vorstandsvorsitzende Ginni Rometty will den IT-Dino zukunftssicher machen, indem sie wenig profitable alte Geschäftsbereiche schrumpft und dafür stärker auf künstliche Intelligenz und Cloud-Dienste setzt. IBM hat jahrelang mit sinkenden Umsätzen gekämpft. Romettys Sanierungskurs trug zuletzt Früchte, weil IBM drei Quartale in Folge mit Wachstum schaffte. Doch zuletzt gab es wieder ein Vierteljahr mit sinkenden Erlösen, das setzte auch die Aktie unter Druck.

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Linux gute Wahl

Das Betriebssystem Linux, mit dem zum Beispiel viele Server in Rechenzentren laufen, ist eine sogenannte quelloffene Software. Das heißt, ihr Programmiercode ist öffentlich und kann von allen eingesetzt werden. Auf dieser Basis können Softwareanbieter Instrumente zur besseren Nutzung von Linux entwickeln. Red Hat wurde nach der Gründung vor rund 25 Jahren zu einem führenden Spezialisten in diesem Geschäft.

Zukäufe groß in Mode

IBM schließt sich mit der milliardenschweren Übernahme einem Trend in der Technologiebranche an. In der jüngsten Vergangenheit haben viele Großkonzerne ihren Konzernumbau mit Zukäufen unterstützt. So erwarb Microsoft die von vielen Linux-Entwicklern genutzte Plattform Github, der Chiphersteller Broadcom griff für fast 19 Milliarden Dollar beim Konkurrenten CA zu und Adobe stärkte sich mit dem Marketing-Softwarespezialisten Marketo.

IBM steigt auf

„IBM wird der weltweite Hybrid-Cloud-Anbieter Nummer eins“, sagt Vorstandschefin Rometty. Unter Hybrid-Cloud versteht man einen gemischten Betrieb von Cloud-Anwendungen und selbst betriebenen Servern. Die Integration dürfte auch nicht zu schwerfallen, da beide Parteien schon in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet haben.  Alle rund 12 600 Mitarbeiter von Red Hat sollen übernommen werden, so die Cheflenkerin gegenüber dem „Wall Street Journal“. Auf der Umsatzseite dürfte IBM damit ebenfalls wieder vorankommen. Im abgelaufenen Quartal kletterten die Erlöse des Softwarespezialisten um fast 14 Prozent. Der Großteil kam aus dem Abogeschäft. Das dürfte nun IBMs wiederkehrende Einnahmen deutlich anschieben.

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Gut positioniert für die Zukunft

 Nach der Übernahme von Mobileye, dem Spezialisten für „Autonomes Fahren“, positioniert sich IBM mit der Übernahme von Red Hat in einem weiteren wichtigen Zukunftsfeld. Cloud Computing und künstliche Intelligenz rücken damit immer mehr in den Fokus von IBM.

Gutes hat seinen Preis

Mit 190 Dollar je Aktie bietet IBM einen satten Aufschlag von gut 60 Prozent auf den Schlusskurs von Red Hat von Freitag. Der Preis von 34 Milliarden Dollar schließt auch Schulden von Red Hat ein, IBM will dafür neben seinen Geldreserven auch auf Kredite zurückgreifen. Zudem kündigte der Tech-Konzern an, für die Übernahme sein in den Jahren 2020 und 2021 geplantes Aktienrückkaufprogramm auszusetzen, um die Finanzierung zu erleichtern. Mit dem Abschluss des Deals rechnen die Unternehmen im zweiten Halbjahr 2019.

Aktie läuft dieses Jahr nicht

Was Wertpapier von IBM gehört in diesem Jahr nicht zu den besseren Werten im Dow Jones. Seit Anfang Januar hat die Aktie fast 20 Prozent an Wert verloren. Zunächst reagieren die Anleger etwas verschreckt auf die größte Übernahme der Unternehmensgeschichte. Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Analysten den neuen Deal einordnen.

Von Markus Weingran

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Foto: Laborant / Shutterstock

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