Ihr müsst Euch an die Volatilität gewöhnen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Die lange vorhergesagte Volatilität ist da. Das ist zunächst nix Schlimmes, aber es erschwert die Anlageentscheidungen. Und wenn Ihr glaubt, durch noch mehr aktuelle Informationen den Durchblick zu behalten, werdet Ihr leicht enttäuscht. Denn das unsichere Auf und Ab der Kurse spiegelt sich ja auch im Börsenumfeld wider bzw. umgekehrt - unsicheres Umfeld überträgt sich auf Stimmung und Kurse an den Märkten. Gemütliche Zeiten sind nicht in Sicht.

Gerade krieg ich die “Perspektiven am Morgen“ der Deutschen Bank auf den Schirm, deren Strategen ähnliches schreiben: Seit Anfang Februar ist die Volatilität in den USA und Europa so hoch wie zuletzt im Umfeld der Wahlen in Frankreich oder Amerika. Bei Aktienderivaten sind die Umsätze seitdem um über 40 Prozent, am Bond- und Devisenmarkt um rund ein Drittel gestiegen. Hatte zuvor ein robustes Wachstum mit wenig Inflation für Ruhe gesorgt, rücken nun wieder Konjunkturdaten in den Mittelpunkt - und die Frage, wie diese die Geldpolitik beeinflussen könnten. Für Investoren wird die Lage schwieriger. Sie dürfte sich aber positiv auf die Handelsergebnisse der kapitalmarktabhängigen Banken in den USA und Europa auswirken.

Stichwort Konjunktur. Gestern ist wieder mal klargeworden, wie schwierig und unterschiedlich angeblich so wichtige, aussagekräftige Stimmungsindikatoren interpretiert werden können: Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Februar 2018 um 2,6 Punkte gesunken. Der Indikator beträgt somit aktuell 17,8 Punkte. Der langfristige Durchschnitt liegt bei 23,7 Punkten und wird weiterhin leicht unterschritten. Das sieht sooo gut eigentlich nicht mehr aus. Aber der ZEW-Präsident kommentiert die Monatsergebnisse mit ungebrochenem Optimismus: „Die neuen Umfrageergebnisse zeigen für Deutschland weiterhin einen unverändert positiven Ausblick. Die Lagebeurteilung ist nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau und die Erwartungen weisen auf eine Verbesserung der Lage in sechs Monaten hin.“ Alles paletti?

Am gleichen Tag melden die Agenturen aus Brüssel, dass sich die Kauflaune im Euro-Raum im Februar „überraschend deutlich verschlechtert“ hat. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen fiel nach Erreichen eines 17-Jahres-Hochs im Januar nun um 1,3 Zähler auf plus 0,1 Punkte, wie aus den von der EU-Kommission vorgelegten Daten hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 1,0 Zähler gerechnet.

Richtig spannend wird’s aber erst durch den neuen „Sentix Overconfidence Index“, weil der nämlich misst, ob Anleger dazu neigen, den Trend eines Markts „naiv und damit risikoerhöhend“ fortzuschreiben. Gefährlich ist das Erreichen von +/- 7. Nun berichten die Stimmungsanalysten von Sentix von einer ungewöhnlich heiklen Konstellation: Aktuell steht das Signal für Ami-Aktien bei + 7 und für Anleihen bei - 7. Anleger setzen demnach auf Fortsetzung des positiven Aktientrends und Fortsetzung des negativen Anleihetrends. Deshalb die Sentix-Warnung: „Wann immer das Zutrauen in Aktien relativ zu den Bonds so groß war, waren heftige Korrekturen in der relativen Performance von Aktien zu Bonds nahe. Das dürfte auch dieses Mal so sein.“ Alles klar?

Vielleicht bekommen die Recht. Aber das kann in ein paar Tagen auch wieder anders aussehen. Gucken wir jetzt auf die bevorstehende Veröffentlichung des Ifo-Index. Bleibt cool, meine Freunde, aber seid wachsam!

Neueste exklusive Artikel