Inflation in Eurozone fällt auf 1,0 Prozent – Niedrigster Stand seit 2016 – Was wird die EZB nun tun?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Inflation in der Eurozone hat sich im Juli deutlich abgeschwächt und den tiefsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren erreicht. Die Inflationsrate sei von 1,3 Prozent im Vormonat auf 1,0 Prozent gesunken, teilte das Statistikamt Eurostat am Montag nach einer zweiten Schätzung mit. Damit wurde die erste Erhebung leicht um 0,1 Prozentpunkte nach unten revidiert. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 1,1 Prozent und damit mit einer Bestätigung der ersten Schätzung gerechnet. Im Monatsvergleich sanken die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. Eine detaillierte Übersicht der Ergebnisse von der Eurostat finden Sie hier.

Die Inflation ist in der Eurozone damit so schwach wie seit November 2016 nicht mehr. Die Kerninflation, die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie ausklammert, fiel im Juli von 1,1 auf 0,9 Prozent. Hier wurde die erste Schätzung wie erwartet bestätigt. Die Kernteuerung gilt als Orientierungsgröße für den Inflationstrend.

Am deutlichsten verteuerten sich im Juli Lebensmittel, die im Durchschnitt 1,9 Prozent mehr kosteten als ein Jahr zuvor. Dienstleistungen, zu denen auch Mieten zählen, waren 1,2 Prozent teurer. Energie und Industriegüter verteuerten sich dagegen jeweils unterdurchschnittlich.

Was wird die EZB nun tun?

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) beobachtet die Kerninflation genau. Die EZB ist für stabile Preise zuständig und strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an. Wegen der ungewöhnlich schwachen Inflation und der sich abschwächenden Konjunktur prüft die Notenbank derzeit eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik.

Bereits letzte Woche hat sich EZB-Ratsmitglied Olli Rehn für eine deutliche Lockerung der Geldpolitik ausgesprochen. Die Notenbank solle auf ihrer nächsten Sitzung im September mit einem „wirksamen und umfassenden“ Paket aufwarten, sagte der finnische Notenbankchef der US-Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“. Es sei besser, die Markterwartungen zu übertreffen als sie zu verfehlen. Am Markt wird mit einer Zinssenkung durch die EZB gerechnet.

Eine niedrige Inflation bis hin zur Deflation ist Gift für den Motor der Wirtschaft, da Ausgaben, Investitionen und Konsum generell sinken und in eine Teufelsspirale fallen können, die die Wirtschaft nachhaltig in eine Rezession zieht. Deswegen hat die EZB das Ziel, eine bestimmte Inflation aufrecht zu erhalten. Das wird seit der letzten Finanzkrise 2008 und der folgenden Jahre des Nullzins immer schwieriger. Es bleibt spannend zu sehen, ob die EZB weitere Maßnahmen ergreifen wird, um die Inflation anzukurbeln. Denkbar wäre beispielsweise die Wiederaufnahme eines QE-Programms, bei dem Unternehmensanleihen von der EZB aufgekauft werden, um dem Markt wieder genügend Liquidität zu geben.

Wichtige geldpolitische Termine:

Am 12.9.2019 findet die nächste Sitzung der EZB mit anschließender Pressekonferenz statt. Bereits vorher werden entscheidende Signale aus den USA kommen. Zur Wochenmitte veröffentlicht die Fed ihr Protokoll zur jüngsten Zinssitzung, bei der die Währungshüter erstmals seit mehr als zehn Jahren die Zinsen gesenkt hatten.

Außerdem startet gegen Ende der Woche die stark beachtete Notenbankkonferenz im amerikanischen Jackson Hole. Dort ist eine Rede des Fed-Präsidenten Jerome Powell geplant. „Das Symposium in Jackson Hole zu den ‚Herausforderungen der Geldpolitik‘ dürfte eine angemessene Plattform für Fed-Chef Powell sein, um den Markt auf die aktuelle Haltung der Fed einzustimmen“, kommentierte Anleiheexperte Rainer Guntermann von der Commerzbank.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Noska Photo / Shutterstock.com

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