Intel: Neue Chip-Generation = neuer Schwung für die Aktie?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Bei Intel muss dringend neuer Schwung in die Bude kommen. Die erst kürzlich veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal haben das unter Beweis gestellt. Sie kamen nicht gut bei den Anlegern an, da der Chipproduzent weiterhin eher auf der Stelle tritt. Zwar konnte der US-Konzern mehr Prozessoren für Notebooks verkaufen, dafür lahmt das Geschäfts mit Rechenzentren, da sich hier Nvidia und AMD immer besser in Position bringen. Unterm Strich traten Umsatz und Gewinn im Vergleich zu Vorjahreszeitraum in etwa auf der Stelle. Zu wenig für steigende Kurse.

Neuer Mann, kräftige Ansage

Intel hatte zuletzt mit anhaltenden Fertigungsproblemen und Produktverzögerungen im Kerngeschäft der x86-Prozessoren zu kämpfen. Anfang des Jahres kam es zu einem Führungswechsel. Der neue Chef Pat Gelsinger kündigte in seiner Antrittsrede vor der Intel-Belegschaft an, sich im Prozessorgeschäft von Apple nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Sein Unternehmen müsse für das PC-Ökosystem „bessere Produkte“ liefern als „jedes mögliche Ding, dass eine Lifestyle-Firma aus Cupertino“ liefern könne.

Geschäft mit High-Tech-Kameras wird aufgegeben

Zum Kurswechsel, den Gelsinger eingeleitet hat, gehört auch der Fokus auf das Kerngeschäft. So gibt Intel die jahrelang vorangetriebene Entwicklung von High-Tech-Kameras für den Einsatz in Roboter-Technik und 3D-Scannern auf, bestätigte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Intels RealSense-Kameras waren für Anwendungen konzipiert, mit denen Computer ihre Umgebung und Objekte erkennen sollen. Dazu gehörte zum Beispiel ein Modul zur Gesichtserkennung. Die Verpflichtungen bei bestehenden Kunden sollen eingehalten werden, betonte Intel.

Neue Chip-Generation soll es richten 

Der Halbleiter-Riese Intel will noch in diesem Jahr eine Chip-Generation auf den Markt bringen, die deutlich weniger Strom verbraucht als das Vorgängermodell. Zuerst sollen die neuen Prozessoren der 12. Generation („Alder Lake“) in Desktop-PCs und Laptops für private Verbraucher auftauchen, kündigte der kalifornische Konzern am Donnerstag auf seinem „Architecture Day 2021“ an. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Intel aus der Produktion von High-Tech-Kameras aussteigt, um sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.

Die Auswirkungen der neuen Chip-Architektur sind beachtlich: Im Vergleich zu den bisherigen 4-Kerne-Systemen sei die neue Architektur um 80 Prozent energieeffizienter, sagte Frank Kuypers, Technologie-Experte bei Intel, der dpa. Bei einer gleichbleibenden Energiezufuhr könne man 80 Prozent mehr Leistung aus dem 4-Kerne-System herausholen.

Um diesen Fortschritt zu erreichen, hat sich Intel dem Konzept genähert, das vor allem von Apple und Samsung in der Entwicklung eigener Chips verfolgt wird. Dabei verfügt der Chip über unterschiedliche Rechenkerne. Die einen sind auf eine möglichst hohe Leistung hin optimiert, die anderen erledigen weniger anspruchsvolle Rechenaufgaben besonders energieeffizient.

Mit dieser neuen Architektur werden PC-Hersteller wie Lenovo, HP Inc , Dell oder Asus in die Lage versetzt, sehr leistungsfähige Rechner zu bauen, die deutlich weniger Wärme produzieren. Damit kann in vielen Fällen auch auf den Einsatz von Lüftern verzichtet werden, die viele Anwenderinnen und Anwender wegen der Geräuschkulisse als störend empfinden.

Intel wird die Alder-Lake-Prozessoren für drei verschiedene Geräteklassen anbieten: den klassischen Desktop-PC, den Laptop und für ultramobile Notebooks. In den Top-Modellen werden dann acht Performance-Kerne und acht Energiespar-Kerne im Einsatz sein.

Die neue Chip-Architektur läuft zunächst nur mit dem kommenden Microsoft -Betriebssystem Windows 11. Andere Systeme würden folgen, kündigte Kuypers an. Dafür gebe es aber noch kein konkretes Datum. Im kommenden Jahr soll die neue Chip-Architektur auch Einzug in die Rechenzentren halten. Dabei geht es vor allem um die Herausforderung, bei ständig wachsenden Rechenanforderungen von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz den Strombedarf zu deckeln.

Aktie kein Liebling

Während Intel mit hausgemachten Problemen zu kämpfen hatte, schlief die Konkurrenz nicht. Im Gegensatz zu Intel hat Konkurrent AMD starke Wachstumsraten mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal präsentiert. Auch Nvidia, die im Bereich Rechenzentren sich einiges vorgenommen haben, konnte Mittwoch nach Börsenschluss gute Zahlen auf den Tisch legen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Charts der drei Konzerne wider.

Gaming-Boom beschert Nvidia Rekorderlöse und Gewinnsprung

Screenshot, Chart oder sonstiges Schmuckbild Vergleichschart Intel, AMD und Nvidia von 01.01.2020 bis 19.08.2021

Zwischen den Quartalszahlen hoffen die Anleger bei Intel immer wieder, dass die Aktie ein gewisse Nachholpotenzial gegenüber der Konkurrenz ausspielt. Mit den Zahlen wird diese Erwartung in vielen Fällen dann enttäuscht. On die neue Chip-Generation von Intel die Wende bringen kann, dass muss der US-Konzern erst noch unter Beweis stellen. Der neue Vorstandsvorsitzende Pat Gelsinger hat zwar kernige Worte Richtung Apple gefunden, unterm Strich steht jedoch fest, dass sich Intel mit dem Verkauf der Modem-Chip-Sparte an Apple sich selbst ins Knie geschossen hat, da die Sparte mittlerweile Prozessoren für alle Geräte aus Cupertino produziert.

Solange Intel mit seinen Zahlen den Beweis erbringt, dass ein Licht am Ende des Tunnel zu sehen ist, sollten Anleger lieber schwächere Tage bei Apple, AMD oder Nvidia ausnutzen. Aktuell sind diese Titel die durchaus bessere Wahl, wie der oben gezeigt Vergleichschart bekräftigt.

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Von Markus Weingran

Foto: JHVEPhoto / shutterstock.com

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