Könnte Microsoft noch dieses Jahr ein 1 Billionen-Dollar-Unternehmen werden?

Fool.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Apple und Amazon wurden im vergangenen Jahr beide kurzzeitig zu Billionen-Dollar-Unternehmen. Allerdings konnte weder das eine noch das andere Unternehmen über der Schwelle bleiben, und Analysten suchen jetzt nach dem nächsten Billionen-Dollar-Konzern, den sie krönen können.

Einer der Top-Kandidaten auf den Thron ist Microsoft, das derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 860 Milliarden USD hat. Analysten von Wedbush Securities stimmten vor kurzem im Chor der Optimisten ein und sagten, dass das Wachstum der Cloud-Services die Marktkapitalisierung im Laufe dieses Jahres über die 1-Billionen-Dollar-Hürde bringen würde. Kann das tatsächlich passieren, oder übertreiben die Analysten einfach nur?

Ist die Marktkapitalisierung eines Unternehmens wichtig?

Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens ergibt sich aus der Multiplikation der Anzahl der ausstehenden Aktien mit dem Preis pro Aktie. Aber das ist keine ideale Kennzahl, um ein Unternehmen zu bewerten, da so der Wert dieser Aktien nicht im Verhältnis zum  Gewinn gemessen wird.

Zum Beispiel wurde Apple nur zum 16-fachen der erwarteten Gewinne gehandelt, als man vergangenen August die 1-Billionen-Dollar-Marke durchbrach. Amazons Kurs-Gewinn-Verhältnis lag bei etwa 100, als es im folgenden Monat diese Marke erreichte. Würden also Apple und Amazon zum gleichen KGV gehandelt werden, wäre die Marktkapitalisierung von Apple viel höher als die von Amazon.

Manche Aktien haben aber auch höhere Kurs-Gewinn-Verhältnisse, weil Investoren eben bereit sind, für zukünftiges Ertragswachstum weitaus mehr zu zahlen. Aktien haben idealerweise ein Kurs-Gewinn-Verhältnis, das niedriger ist als die prognostizierte Gewinnwachstumsrate. Wie sehen die Wachstumsraten der erwarteten Gewinne von Apple, Amazon und Microsoft im Vergleich zu ihren erwarteten Gewinn-Verhältnissen derzeit aus?

Basierend auf dieser Tabelle sind die Aktien von Apple und Amazon im Vergleich zu ihrem Ertragswachstumspotenzial billiger als die Aktien von Microsoft - was Zweifel aufwirft, ob Microsoft die nächste Billionen-Dollar-Aktie sein wird.

Warum Microsoft in diesem Jahr wohl nicht die 1 Billion Dollar knackt

Um eine Marktkapitalisierung von 1 Billion USD zu erreichen, muss die Microsoft-Aktie um 16 % auf etwa 130 USD steigen, vorausgesetzt, dass die Anzahl der ausgegebenen Aktien ungefähr gleich bleibt. Dies würde das Forward-Gewinn-Verhältnis auf 26 erhöhen, was einer Verdoppelung der prognostizierten Gewinnwachstumsrate für das Jahr entspricht.

Analysten erwarten aber, dass das Jahresergebnis von Microsoft in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich um 14% steigen wird. Damit ergibt sich ein 5-Jahres-PEG-Verhältnis von 1,8, das deutlich höher ist als Apples PEG-Verhältnis von 1,2 und Amazons PEG-Verhältnis von 1,4. Ein PEG-Verhältnis unter 1 bedeutet, dass eine Aktie „unterbewertet“ ist - die Microsoft-Aktie erscheint im Verhältnis zu ihrem langfristigen Ertragswachstumspotenzial also am teuersten.

Aber was ist mit dem Geschäft mit der Cloud?

Das Cloud-Geschäft von Microsoft ist sicherlich die wichtigste Wachstumssäule des Unternehmens. Der Umsatz mit der Enterprise-Cloud stieg jährlich um 48 % auf 9 Milliarden USD und machte 31 % des Umsatzes im letzten Quartal aus. Das Wachstum dieses Geschäfts im Geschäftsjahr 2019 bleibt jedoch unter seinen Wachstumsraten von über 50 % im gesamten Geschäftsjahr 2018:

Das Wachstum der Cloud-Plattform Azure - immerhin nach Amazon Web Services (AWS) der weltweit zweitgrößte Provider der Cloud-Infrastruktur - hat sich im ersten Halbjahr 2019 ebenfalls verlangsamt. Auch Office 365 und Dynamics CRM, die beiden anderen Säulen des Cloud-Geschäfts, erzielten im Vergleich zu den Vorjahresquartalen ein geringeres Wachstum.

Wachstum gegenüber Vorjahr. Quelle: Microsofts Quartalsberichte.

Diese Wachstumsraten sind nach wie vor beeindruckend, deuten aber darauf hin, dass geringere Unternehmensinvestitionen oder ein härterer Wettbewerb durch AWS und Salesforce im CRM-Markt das langfristige Cloudwachstum doch drosseln könnten.

Microsoft könnte der Konkurrenz mit Preissenkungen begegnen, aber das würde das Gewinnwachstum belasten und es dann noch einmal schwieriger machen, eine Bewertung von 1 Billion USD zu rechtfertigen.

Vergiss die Marktkapitalisierung, konzentriere dich auf die Bewertungen

Ich denke, dass Microsoft immer noch eine großartige Anlage im Tech-Bereich ist. Jedoch ist die Aktie derzeit nicht gerade preiswert, und ein Ziel von 1 Billion USD für das Unternehmen würde mehr auf Publicity als auf der Realität basieren. Daher sollten sich Anleger anstatt auf die Marktkapitalisierung lieber auf die Bewertung von Microsoft konzentrieren, um zu entscheiden, ob sich die Aktie als Investition wirklich lohnt.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Apple und Salesforce.com und besitzt Aktien von Microsoft. Leo Sun besitzt Aktien von Amazon und Apple. Dieser Artikel erschien am 27.2.2019 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
Titelfoto: Ken Wolter / Shutterstock.com

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