Kriegsgefahren

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Nix ist klar nach den jüngsten Wirtschaftsindikatoren. Eher das Gegenteil. Und so krieg ich am laufenden Band ängstlich klingende Fragen, welche Faktoren wichtiger seien für die Börse - die Anleger wollen also wissen, wie man Chancen und Risiken gewichten muss. Muss? Nee, das gibt’s nicht, denn gerade diese Woche hat wieder mal gezeigt, dass man die Nachrichten so oder so interpretieren kann. Eine total unberechenbare Gefahr für die Märkte sind nicht Konjunktur und Geldpolitik, sondern internationale Krisen und Kriege. Aber alles hängt ja zusammen.

Schon der monatliche ZEW-Indikator hat am Dienstag den Rückwärtsgang eingelegt, was die Forscher aber überhaupt nicht beunruhig („unverändert positiver Ausblick“ für Deutschland). Gestern dann der nächste Minuspunkt: Die sehr gute Stimmung in den deutschen Chefetagen hat einen deutlichen Dämpfer erhalten. Der Ifo Geschäftsklimaindex ist im Februar auf 115,4 Punkte gesunken, nach 117,6 im Januar. Die Unternehmer sind also weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. dennoch ist der Wert der zweithöchste seit 1991. Aber sie nehmen den optimistischen Ausblick auf die kommenden Monate merklich zurück. Und nicht nur die deutsche Wirtschaft tritt auf die Euphoriebremse - das Geschäftsklima hat sich auch bei unseren französischen Nachbarn eingetrübt.

Was mir allerdings schwerer im Magen liegt sind die Kriegsgefahren - gemeint sind damit momentan nicht etwa drohende militärische Konflikte, sondern Währungskriege und Handelskriege. Heutiger Handelsblatt-Titel: „Der neue Handelskrieg. Wie die USA und China die Weltwirtschaft gefährden.“ Unverhohlen haben kürzlich Top-Leute der EZB gewarnt: „Das letzte, was die Welt heute braucht, ist ein Währungskrieg. Wir sehen, dass zuletzt durch verschiedene Aussagen eine Menge Volatilität geschaffen wurde, das ist schlicht nicht hilfreich.“ Das bezieht sich auf Aussagen von Ami-Finanzminister Steven Mnuchin, der einen schwachen Dollar als vorteilhaft bezeichnet hatte.

Dazu kommen Drohungen von Donald J., die auf einen Handelskrieg hinauslaufen können (können!): Handelsminister Wilbur Ross hat seinem President vor ein paar Tagen mehrere Optionen für Zölle vorgelegt. Eine Option sei es, auf sämtliche Stahlimporte aus allen Ländern weltweit einen Zoll von mindestens 24 Prozent zu erheben und für Aluminiumprodukte 7,7 Prozent. Alternativ könne man auch spezifische Zölle auf Produkte nur aus bestimmten Ländern wie Russland, China und Venezuela erheben. Oder es würden für alle Länder Quoten beschlossen, die die Einfuhren deutlich drosseln würden. Das sind Maßnahmen wie von gestern - Handelskriege sollten eigentlich der Vergangenheit angehören. Kein Wunder, dass Europa für den Fall von US-Sanktionen mit Gegenmaßnahmen gedroht.

Das wäre kein Spaß für die betroffenen Branchen und Unternehmen. Und ein politisch schwaches Europa würde wohl zu den Verlierern gehören. Wirtschaftskriege dürften schließlich auch die Anleger verunsichern und den Börsen schwer im Magen liegen. Aber so weit sind wir noch nicht. Und ich pirsche nach wie vor im Bullenlager. Ich will nur, dass Ihr spürt, wenn neue Risiken drohen.

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