Kutzers Zwischenruf: (Noch) Keine Angst vor der Konjunktur

Hermann Kutzer · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Jeder weiß, dass Gier und Angst schlechte Ratgeber für die Kapitalanlage sind. Für die Gier ist momentan kaum Platz, anders sieht es bei der Angst aus. Die Veröffentlichung neuer Wirtschaftsanalysen und -prognosen hat mich heute Vormittag veranlasst, wieder einmal „Waage“ zu spielen - die einzelnen Nachrichten werden dabei virtuell in die rechte und linke Hand gelegt, um die Gewichtung zu messen. Ergebnis: ziemlich ausgeglichen, unsicher schwankend, aber nicht schlimm. Gute und schlechte News halten sich also einigermaßen die Waage. Heute jedenfalls. Was wieder einmal auffällt, ist der Einfluss der Medien auf den ersten Eindruck, den der Leser gewinnen kann. Denn die üblicherweise stark verkürzenden Headlines dramatisieren nicht selten den Inhalt. Was gibt’s also Neues?

Die deutsche Industrie wird angesichts der Abkühlung der Weltwirtschaft immer pessimistischer. “Beim Auslandsgeschäft sind die Erwartungen so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr”, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Dienstag. “Das ist ein Alarmsignal.” Zumindest der Einzelhandel und die Baubranche blickten weiter auf gute Geschäfte. Beide Wirtschaftszweige tragen derzeit die deutsche Konjunktur. Der DIHK hat in seiner Frühjahresumfrage Antworten von mehr als 25.000 Unternehmen bekommen. Daraufhin senkte der Verband nun die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr auf 0,6 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte er noch 0,9 Prozent erwartet. Das klingt zwar heftig, bestätigt aber nur bereits bekannte Vorhersagen anderer Institutionen. Die Verbraucherstimmung ist laut GfK im Mai fast unverändert geblieben. Das klingt beruhigend. Die Einkommenserwartung legt leicht zu, während Konjunkturerwartung und Anschaffungsneigung geringe Einbußen hinnehmen müssen.

Und was melden heute unsere Nachbarn? Die Kauflaune der Franzosen hat sich im Mai überraschend deutlich aufgehellt. Und die Schweizer Wirtschaft wächst deutlich stärker als erwartet.

Gerade eben kommt noch eine Meldung des CDU-Wirtschaftsrats basierend auf einer Umfrage. Ergebnis: Nur noch wenig Vertrauen in Große Koalition. Ich glaube, auch damit kann die Börse leben. Ist also für Sie, geschätzte Anleger, alles klar? Nein, das gewiss nicht. Und ich bleibe gelassen-vorsichtig am Grenzzaun zwischen Bullenweide und Bärengehege.

Foto: Naluenart Pimu / Shutterstock.com

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