Libanons Botschafter in Deutschland als Regierungschef in Beirut nominiert

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Beirut (Reuters) - Libanons bisheriger Botschafter in Deutschland, Mustapha Adib, soll neuer Ministerpräsident seines Landes werden.

Präsident Michel Aoun nominierte Adib am Montag. Zuvor hatten sich eine Reihe früherer Regierungschefs sowie die Mehrheit der Abgeordneten für den 48-Jährigen ausgesprochen. Er wolle so schnell wie möglich eine neue Regierung bilden, erklärte Adib nach seiner Nominierung. Diese solle aus Experten bestehen und die nötigen Reformen umsetzen, um auf Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgreifen zu können. "Die Möglichkeiten für unser Land sind gering."

Die libanesische Regierung war nach der gewaltigen Explosion am Hafen von Beirut am 4. August, bei der fast 200 Menschen getötet wurden, massiv unter Druck geraten und knapp eine Woche später zurückgetreten. Adib ist promovierter Jurist und Politologe und hatte dem früheren Ministerpräsidenten Nadschib Mikati als Berater gedient. Seit 2013 ist er Botschafter in Deutschland. Zu seinen Unterstützern gehört Saad al-Hariri, der Chef der größten Sunnniten-Partei im Libanon. Der Ministerpräsident des Landes muss ein Sunnit sein. Die Schiitenpartei Hisbollah stellte sich ebenfalls hinter Adibs Nominierung.

Am Montagabend wurde der französische Präsident Emmanuel Macron im Libanon erwartet. In libanesischen Regierungskreisen hieß es, Macron habe die Führung in Beirut gedrängt, sich rasch auf einen neuen Ministerpräsidenten zu einigen. Der französische Präsident hat die Führung der internationalen Bemühungen übernommen, die Elite des Landes dazu zu bewegen, gegen die verheerende Finanzkrise dort vorzugehen. Diese hatte den Libanon bereits gelähmt, lange bevor es zu der Katastrophe am Hafen von Beirut kam. Nach bisherigen Erkenntnissen war hochexplosives Material jahrelang unsicher gelagert worden. Weite Teile von Beirut wurden durch die Explosion zerstört. Mehr als 6000 Menschen wurden verletzt. Dies fachte die Wut der Bevölkerung wieder an, die bereits zuvor Korruption und Misswirtschaft angeprangert hatten.

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