Marktausblick Woche 23: Grüne Entzauberung

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Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock






BlackRock Marktausblick 15. Juni 2021



Vielleicht wird das vergangene Wochenende als dasjenige in Erinnerung bleiben, an dem die Hoffnung auf eine grüne Wende einen erheblichen Dämpfer erfuhr - zumindest vorübergehend. Denn der Parteitag der Grünen machte deutlich, dass es kaum gelingen wird, die deutschen Wähler von einer sozial verträglichen (sprich: für den Verbraucher weitgehend kostenneutralen) Energiewende zu überzeugen. Gerade Parteichef Robert Habeck versuchte in seiner Rede gewohnt eloquent, den vermeintlichen Widerspruch zwischen Freiheit und einer grüneren Ausrichtung auszulösen. Aber auch er vermochte es nicht, die Skepsis zu zerstreuen. Noch weniger gelang dies seiner Parteichefkollegin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, die fahrig wirkte und zudem beeindruckt von den Fehlern, die ihr in den vergangenen Wochen unterlaufen waren. Insgesamt verpuffte also die Chance, die sich den Grünen mit dem Parteitag und der Präsentation ihres Wahlprogramms geboten hatte, weitestgehend ungenutzt. Dass die Grünen nun in der sogenannten Sonntagsfrage wieder deutlich hinter die CDU/CSU zurückgefallen sind, liegt an der schwer vermittelbaren Wahrheit, dass ein qualitativ hochwertigeres und auch für künftige Generationen besseres Leben, sprich die Bekämpfung des Klimawandels, nicht zum Nulltarif zu haben sein wird. Denjenigen Interessengruppen, deren Zielsetzung die grüne Transformation ohnehin ein Dorn im Auge ist, also nahezu dem gesamten Spektrum rechts der politischen Mitte zuzüglich Teilen der klassischen Sozialdemokratie, spielte dieser Konflikt sichtbar in die Karten. Selten hat es eine so massierte Medienkampagne zur Abwehr politischen Wechselklimas im Land gegeben wie nach Baerbocks Nominierung als Kanzlerkandidatin und dem damit verbundenen Höhenflug der Grünen. Die Angst vor dem Machtverlust muss gerade CDU und CSU, aber auch vielen Wirtschaftsverbänden und damit der FDP (in deren Fall in Gestalt der davonschwimmenden Felle einer nahen Rückkehr an die Macht), gewaltig in die Glieder gefahren sein. Nun kann die Anti-Baerbock-Front die gebuchten Seiten in wirtschaftsnahen Publikationen stornieren. Mission accomplished.

Auch in der Schweiz haben grüne Hoffnungen über das Wochenende einen empfindlichen Dämpfer erfahren. Denn mit Volksabstimmungen über die CO2-Bepreisung, den Einsatz von Pestiziden und die Trinkwasserreinheit wurden gleich drei mit dem Thema Umweltschutz verbundene Vorschläge abgelehnt. Besonders das CO2-Referendum, welches mit einer Ablehnung von 51,6% knapp scheiterte, ist bemerkenswert, denn es verband höhere Preise für CO2-Emission mit der Idee, die resultierenden Mehreinnahmen den Verbrauchern zurückzuerstatten, ganz ähnlich wie dies im Wahlprogramm der Grünen in Deutschland vorgesehen ist und wo dieses Konzept - siehe oben - nicht zu zünden scheint. Bemerkenswert ist an dem Schweizer CO2-Referendum auch, dass das eidgenössische CO2-Reduktionsziel (Halbierung des Ausstoßes gegenüber dem Wert von 1990 bis zum Jahr 2030) weniger ambitioniert ausfällt als in Deutschland (minus 65% im gleichen Zeitraum). Und trotz der Naturverbundenheit sehr vieler Menschen in der Schweiz und der Schutzwürdigkeit der einzigartigen Bergwelt und ihrer Gletscher scheint es, ähnlich wie im größeren Nachbarland, großes Zögern zu geben, sobald es an den Geldbeutel geht. Aus Kapitalmarktsicht ergibt sich damit eine interessante Perspektive. Denn das Zögern der Politik, das es zweifelsohne infolge derartiger Weichenstellungen gibt, verschafft Anlegern eventuell mehr Zeit, ihre Portfolios klimagerechter zu gestalten, bevor die Regulierung sie dazu zwingt und entsprechende Umpositionierung wesentlich teurer wird. Denn DASS die grüne Transformation kommen wird, ist unumstritten. Ereignisse wie die Entzauberung der Grünen vor der Bundestagswahl in Deutschland oder das überraschende Ergebnis der Referenden in der Schweiz sorgen lediglich für einen Aufschub, nicht aber für ein Ende dieser Umstellung.

US-Inflation bei 5%, aber die Zehnjahreszinsen sinken

Im Mai stiegen die Verbraucherpreise in den USA um 5%, und selbst der um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Index legte um 3,8% zu. Dennoch sank über den Wochenverlauf die Verzinsung der zehnjährigen Staatsanleihen um 10 Basispunkte. Damit hat der Zehnjahreszins seit Ende Februar, also in einer Phase, in der die Preissteigerung massiv angezogen hat, um rund 30 Basispunkte nachgegeben. Was sagt uns das? Unter anderem, dass immer mehr Marktteilnehmer den Zentralbanken in der Einschätzung zustimmen, dass es sich beim Inflationsanstieg um ein post-Covid-Phänomen, mit anderen Worten einen temporären Effekt handelt und es deshalb falsch wäre, darauf mit einer Straffung der Geldpolitik zu reagieren. Christine Lagarde hat das für die EZB am vergangenen Donnerstag klargestellt, und Jerome Powell dürfte das gleiche für die Fed am morgigen Mittwoch tun. Auch die Märkte bleiben cool. Negative Realzinsen sind schließlich Treibstoff für die Aktienpreise, und es spricht wenig dafür, dass sich an dieser Konstellation so bald etwas ändern wird.


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