Microsoft: Software-Gigant knackt Marktkapitalisierung von 2 Billionen Dollar ++ Gamestop: Aktienverkäufe spülen über 1 Milliarde Dollar in die Kasse ++ Vonovia: Übernahmeangebot startet

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Jerome Powell hat zumindest die amerikanischen Anleger weiter beruhigt. Nach Aussage des Fed-Chefs vor einem Unterausschuss im Repräsentantenhaus dürfte die Teuerung nur vorübergehender Natur sein. Sobald sich Engpässe auf der Angebotsseite abschwächten, werde die Inflation wieder zurückgehen. Damit bekräftigte er seine Einschätzung, beruhigte die zuletzt ein wenig nervösen Investoren weiter. Die US-Aktien hatten daraufhin zugelegt, die Technologiebörse Nasdaq meldete Rekordhochs der großen Indizes.

Wichtig dürfte auch gewesen sein, dass Powell kein Fahrplan für die kommenden Monate präsentiert hat. Obwohl im Entscheidungsgremium der amerikanischen Notenbank die Stimmen nach einer Drosselung der Anleihenkäufe größer werden, gab es zu diesem Punkt keine Neuigkeiten. Was die Anleger zusätzlich beruhigt haben dürfte. Die guten Vorgaben aus den USA nimmt der Dax heute früh allerdings nur bedingt auf.

Dax: Powell beruhigt nur bedingt

Die beruhigende Worte von Jerome Powell in Sachen Inflation haben den Kursen dem deutschen Aktienmarkt am Mittwoch nicht lange geholfen. Der Leitindex Dax rückte in den ersten Handelsminuten um 0,16 Prozent auf 15.661 Punkte vor. Danach war es aber schon vorbei mit den grünen Vorzeichen. Mittlerweile ist der deutsche Leitindex schon leicht unter das Vortagsniveau abgerutscht.

Für den MDax der mittelgroßen Börsentitel ging es um 0,10 Prozent auf 34 270 Zähler nach oben. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone zeigte sich noch etwas fester.

Microsoft: Zwei Billionen Dollar Börsenwert

Der Software-Gigant ist an der Börse erstmals zwei Billionen Dollar wert. Die Papiere profitierten am Dienstag von der allgemeinen Markterholung nach der schwachen Vorwoche und stiegen bis zum Handelsschluss unter den Favoriten im Dow Jones Industrial um gut 1 Prozent auf 265,51 US-Dollar. Der US-Leitindex rückte am Ende um 0,2 Prozent vor.

Microsoft ist damit nach dem Computerkonzern Apple die zweite US-Aktiengesellschaft, die eine Marktkapitalisierung von zwei Billionen Dollar aufweisen kann. In der Rangliste der wertvollsten börsennotierten US-Konzerne hält Apple aktuell den ersten Platz mit gut 2,23 Billionen Dollar.

Der Online-Händler Amazon und die Google-Mutter Alphabet liegen hinter Microsoft. Auf den weiteren Plätzen folgen das Online-Netzwerk Facebook , die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway und der Elektroautobauer Tesla .

Seit Jahresbeginn haben die Aktien von Microsoft bereits um gut 19 Prozent zugelegt. Die Anleger wetten derzeit darauf, dass die Dominanz des Unternehmens im Geschäft mit Mietsoftware über das Internet (Cloud) und auf dem Gebiet der Unternehmenssoftware nach der Corona-Krise sogar noch zunehmen wird.

An diesem Dienstag stützte auch ein positiver Analystenkommentar den Kurs. Möglicherweise werde Microsoft auf einer am Donnerstag anstehenden Veranstaltung das neue Betriebssystem „Windows 11“ vorstellen, schrieb der Experte Karl Keirstead von der schweizerischen Großbank UBS . Für ihn von Interesse sei dabei nicht nur die Software an sich, sondern auch die potenzielle Einführung eines Abo-Lizenzmodells. Die Bewertung der Microsoft-Aktien erscheine auf dem aktuellen Niveau gerechtfertigt.

Gamestopp: Über eine Milliarde Dollar frisch in der Kasse

Der US-Videospielhändler Gamestop , den eine außergewöhnliche Kursrally in die Schlagzeilen brachte, hat mehr als eine Milliarde Dollar mit einem Aktienverkauf eingenommen. Das lange kriselnde Unternehmen profitiert damit weiter von der Kampagne der im Internet organisierten Kleinanleger, die zum Jahresbeginn den Aktienpreis steigen ließ.

Gamestop verkaufte in den vergangenen Wochen fünf Millionen Anteilsscheine für insgesamt knapp 1,13 Milliarden Dollar (946 Mio Euro). Das Geld soll für „Wachstumsinitiativen“ und zur Stärkung der Bilanz verwendet werden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Die Aktie kostete noch Anfang Januar weniger als 20 Dollar – und stieg dann binnen weniger Wochen auf in der Spitze knapp 350 Dollar, bevor eine Talfahrt einsetzte. Im frühen US-Handel am Dienstag legte der Kurs nach der Ankündigung um über sechs Prozent auf rund 213 Dollar zu.

Gamestop steckte mit seinen Läden eigentlich schon länger in der Krise, dann eröffnete der Kursaufschwung dem Unternehmen neue Möglichkeiten. Nun will die Firma sich vom angestaubten Geschäftsmodell einer klassischen Einzelhandelskette verabschieden und zu einem modernen Technologie-Anbieter für Online-Gamer werden.

Auch geschäftlich lief es bei Gamestop zuletzt wieder etwas besser. In den drei Monaten bis Anfang Mai stieg der Umsatz im Jahresvergleich um rund ein Viertel auf 1,3 Milliarden Dollar. Gamestop schrieb zwar weiter rote Zahlen, verringerte den Verlust aber binnen eines Jahres von 165,7 auf 66,8 Millionen Dollar.

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Kurz & knapp:

Vonovia: Deutschlands größter Immobilienkonzern beginnt mit der geplanten Übernahme der Deutsche Wohnen . Die Aktionäre des Konkurrenten haben bis zum 21. Juli um Mitternacht Zeit, die Offerte anzunehmen, wie Vonovia am Mittwoch in Bochum mitteilte. Vonovia hatte sich Ende Mai mit der Deutsche Wohnen auf die Übernahme geeinigt. Der Konzern bietet den Aktionären der Deutsche Wohnen pro Aktie 52 Euro in bar.

Shop Apotheke: Das Bankhaus Metzler hat Shop Apotheke von „Buy“ auf „Hold“ abgestuft und das Kursziel von 158 auf 155 Euro gesenkt. Die Einführung des elektronischen Rezepts könnte holpriger verlaufen als erwartet, schrieb Analyst Tom Diedrich in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. In den zurückliegenden Monaten habe sich die Aktie außerdem besser geschlagen als die Konkurrenz. Der Spielraum nach oben sei nun begrenzt.

Tui: Der Touristikkonzernsieht die konzerneigene Flugzeugflotte nach den Sparbeschlüssen und Corona-Einbrüchen nun besser gerüstet, lässt sich beim Thema Staatshilfen-Rückzahlung aber noch Zeit. Der weltgrößte Reiseanbieter könne im Sommer mehr Geld einnehmen und belastbarer werden, sagte Finanzchef Sebastian Ebel den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Ab wann Teile der steuerfinanzierten Milliardenkredite zurückfließen, ist derzeit aber noch nicht genau abzusehen.

Bike24: Der Online-Fahrradspezialist hat die letzte Hürde auf dem Weg zu seinem Börsengang gerade so genommen. Der Preis für die angebotenen Aktien sei auf 15 Euro je Papier festgelegt worden, teilte das auf Fahrräder, Fahrradzubehör und -bekleidung spezialisierte Unternehmen am Dienstagabend in Dresden mit. Damit wurde nur das untere Ende der zuvor angegebenen Preisspanne erreicht, die bei 15 bis 19 Euro gelegen hatte. Insgesamt seien 21,5 Millionen Aktien bei institutionellen Investoren platziert worden, hieß es. Davon stammen 14,8 Millionen hauptsächlich aus dem Bestand des aktuellen Mehrheitseigentümers, einer mit dem europäischen Riverside Fonds verbundenen Gesellschaft. Vom Gesamt-Bruttoerlös in Höhe von 322 Millionen Euro erhält Bike24 mit 100 Millionen Euro weniger als ein Drittel. Das Geld will das Unternehmen den Angaben zufolge in die weitere Beschleunigung seines internationalen Wachstums stecken. Die anfängliche Marktkapitalisierung liegt bei 662 Millionen Euro. Der erste Handelstag im Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse soll am 25. Juni sein.

Krispy Kreme: Die zum Firmenimperium der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehörende US-Donutkette hofft auf Einnahmen von mehr als 600 Millionen Dollar bei ihrem anstehenden Börsengang. Am oberen Ende der Preisspanne von bis zu 24 Dollar pro Aktie würde die Bewertung von Krispy Kreme in Richtung der Marke von vier Milliarden Dollar gehen, wie aus einem aktualisierten Börsenprospekt am Dienstag hervorging. Die Anteilsscheine sollen an der Börse Nasdaq unter dem Kürzel „DNUT“ notiert werden. Die Reimann-Investmentholding JAB hatte Krispy Kreme 2016 für rund 1,35 Milliarden Dollar gekauft und von der Börse genommen. Die Kette verkaufte im vergangenen Geschäftsjahr 1,3 Milliarden Donuts, setzt inzwischen aber auch stärker auf den Online-Handel. Die Familie will auch nach dem Börsengang eine klare Mehrheit von knapp 80 Prozent der Anteile behalten. Zur JAB-Holding gehören unter anderem auch die Gastronomie-Kette Pret A Manger und Panera Bread.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: JeanLucIchard / shutterstock.com

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