Nach Fed-Entscheid: Dax-Anleger guter Stimmung – Euro unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Notenbanker haben ihren Leitzins zwar nicht erhöht, halten aber an ihren Plänen für höhere Zinsen fest. Das treibt den Dollar nach oben - und die Aktienkurse gleich mit.

Nach der Leitzinsentscheidung in den Vereinigten Staaten steht die Börsenampel am deutschen Aktienmarkt auf Grün: Der Dax startete mit einem Plus von rund 0,3 Prozent in den Donnerstagshandel und kletterte auf rund 12.600 Punkte. Rückenwind kommt vom schwächeren Euro. Die Gemeinschaftswährung war im Vergleich zum Dollar unter Druck geraten, da die US-Währung von den Aussagen der US-Notenbank profitierte.

Die Fed ließ die Leitzinsen zwar wie erwartet unverändert. Gleichzeitig bekräftigten die Notenbanker aber, die Zinsen in diesem Jahr ein weiteres Mal anzuheben. Das dürfte im Dezember passieren. Für kommendes Jahr gehen die Notenbanker um die Chefin Janet Yellen von drei weiteren Zinsanhebungen aus. Auch dies entspricht der bisherigen Zinsprognose vom Juni. Zudem will die Fed ab Oktober ihre aufgeblähte Bilanz abbauen.

Gemeinschaftswährung knickt ein

Am Mittwochabend, unmittelbar nach Bekanntwerden der Ergebnisse der Fed-Sitzung, sackte der Euro ab und fiel im Tagestief bis auf 1,1862 US-Dollar. Kurz vor den Entscheidungen der US-Währungshüter war die Gemeinschaftswährung noch knapp über 1,20 Dollar gehandelt worden. Der Euro fiel damit erstmals seit Donnerstag vergangener Woche wieder unter die Marke von 1,19 Dollar. Die US-Währung legte auch zum britischen Pfund und zum Yen zu.

Die Fed-Chefin Janet Yellen wolle “offensichtlich ihr Wort halten und dieses Jahr noch einmal an der Zinsschraube drehen”, schrieb Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners, in einer ersten Einschätzung. Damit stärke die Notenbankerin den Dollar. Höhere Zinsen machten Anlagen im Dollar-Raum attraktiver und erhöhten damit die Nachfrage nach der Währung, was den Kurs der US-Währung anschiebt.

Wall Street zeigt sich unbeeindruckt

An den US-Aktienmärkten ist die mit großer Spannung erwartete Fed-Sitzung indes weitgehend verpufft. Zwar rutschten die Kurse kurz nach der Veröffentlichung des Fed-Statements etwas ab; sie holten die Verluste aber wieder auf. Kurz vor der Schlussglocke stiegen der Dow Jones Index und der S&P-500 sogar noch auf neue Rekordstände. Lediglich Technologiewerte schlossen leicht im Minus.

Der Dow Jones Industrial schloss 0,2 Prozent höher auf 22.413 Punkte und ließ somit erstmals in seiner Geschichte die Marke von 22.400 Punkten hinter sich. Der 500 Aktien umfassende S&P-Index beendete den Handel 0,1 Prozent höher auf 2508 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 gab um 0,3 Prozent auf 5974 Punkte etwas nach.

Wie reagiert die EZB?

Auf Konjunkturseite richten sich die Blicke nun zurück nach Europa: “Nun, da die Fed durchaus für Klarheit über den Kurs der nächsten Monate geschaffen hat, steht die EZB im Mittelpunkt. Also werden die Aussagen der europäischen Notenbanker auf Aussagen untersucht werden, die etwas mehr Licht ins Dunkle bringen”, schrieb Dirk Gojny von der National-Bank. Anleger dürften daher eine im Tagesverlauf anstehende Rede von EZB-Chef Mario Draghi genauer verfolgen. Zu hohe Erwartungen an diese sollte man aber nicht haben, so Gojny.

Hurrikan belastet Prognosen

Auf Unternehmensseite steht am Morgen die Versicherungsbranche nach einer Warnung durch Talanx und Hannover Rück im Mittelpunkt. Die Zerstörungen durch Hurrikan “Maria” und das Erdbeben in Mexiko stellen die Gewinnziele des Versicherers und seiner Tochter in Frage.

Bankensektor im Fokus

Auch die Banken sollten im Auge behalten werden – sie gehören nach dem Fed-Entscheid zu den Dax-Favoriten. Insbesondere die Commerzbank dürfte nach einem Bericht der “Wirtschaftswoche” noch stärker in den Fokus rücken. Das Blatt berichtete unter Berufung auf Finanz- und Politikkreise, dass in Berlin “offenbar” ein Zusammenschluss mit der französischen BNP Paribas favorisiert wird.

onvista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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