onvista-Börsenfuchs: Alles wackelt

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Mir gefällt die Börse nicht. Europa mit unserem Dax droht abzurutschen, während es bei den Amis noch relativ gut aussieht. Unsere Basis wird dagegen immer wackliger - ich meine die fundamentalen Wirtschaftsdaten. Führende Strategen machen keinen Hehl aus ihrer Verunsicherung: Die europäische Berichtssaison verläuft bisher enttäuschend, Großbritannien stehen schwierige Zeiten bevor, lese ich heute Morgen. Gemessen an der Marktkapitalisierung hat inzwischen ein Drittel des Stoxx 600 Quartalsergebnisse vorgelegt. Ein Großteil ist eher frustrierend. Nur 45 Prozent der Unternehmen konnten dabei die Prognosen übertreffen - so wenige wie zuletzt 2014. Positive Ausnahmen stellen die Sektoren Energie und Grundstoffe dar.

Nachdem sich die Daten zur deutschen Industrieproduktion in eine Reihe mit zuletzt enttäuschenden Wirtschaftsindikatoren für die Eurozone eingereiht haben, trüben sich die Konjunkturerwartungen für die Währungsunion zunehmend ein. So sah sich gestern auch die EU-Kommission veranlasst, ihre BIP-Prognose für den Euroraum deutlich zu senken. Noch düsterer sieht die Korrektur der Konjunkturerwartungen bei uns aus: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Ergebnisse seiner jüngsten Konjunkturumfrage unter rund 27.000 Unternehmen vorgestellt und dabei die Wachstumsprognose für 2019 von zuletzt 1,7 Prozent auf nunmehr 0,9 Prozent kräftig zurückgeschraubt. Das ist ganz schön heftig, das Konjunkturbild in Deutschland verschlechtert sich also deutlich.

Optimisten werden abwinken und argumentieren, das sind doch nur Meinungen und in jedem Jahr werden solche Prognosen korrigiert (manchmal mehrfach). Außerdem droht ja (noch) keine tiefe Rezession - also keine Panik!? Kann man so sehen. Aber das Rezessionsrisiko steigt. Und bitte nicht vergessen: Innerhalb eines Jahres haben sich die ökonomischen Vorzeichen für die Entwicklung der Weltwirtschaft voll gedreht. Anfang 2018 waren die meisten Frühindikatoren auf einem sehr hohen Niveau, sodass fast alle Ökonomen von einer Fortsetzung der damals starken konjunkturellen Dynamik ausgingen. Doch sieht’s jetzt ganz anders aus. Die Ursache für den abrupten wirtschaftlichen Kurswechsel ist in erster Linie in den politischen Entwicklungen zu finden. Kommentieren Analysten, die ich schätze: Die Hoffnung, dass die verantwortlichen Politiker zur Vernunft kommen, hat sich zumindest bislang nicht erfüllt. Stattdessen bewahrheiten sich mehr und mehr die Befürchtungen, dass die Weltwirtschaft ungebremst auf eine neue ökonomische Krise zusteuert.

Gerade bei uns in Europa sieht‘s nun mal ziemlich mau aus - nicht nur wegen der Engländer. Der Euro ist sauschwach, der Dax kämpft inzwischen mit der 11.000er Marke. Und trotzdem zeigt die letzte Stimmungserhebung an der Börse Frankfurt, dass die meisten privaten Anleger unverdrossen sorglos und positiv geblieben sind, während vielen Profis die Lust auf Aktien erst einmal vergangen ist. Strich drunter: Ich empfehle vorläufig höchste Vorsicht, meine Freunde!

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