onvista-Börsenfuchs: Angst ist kein guter Ratgeber für Anleger

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Jetzt hat’s wieder reingehauen. Warum? Die Sorgen sind zwar nicht neu, nehmen aber zu. Wenn dann die Indizes in die Knie gehen, kommen nicht nur die Algorithmen der Profis verstärkend ins Spiel - sondern auch die Psychologie. Die Börsianer stecken sich an, sodass der Aktienhandel ziemlich Eigendynamik entwickeln kann. Ihr kennt ja die (sinnvolle) Warnung: Angst und Gier sind keine guten Ratgeber. Das gilt auch in diesen Tagen.

Vergangene Woche war es so weit: Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen lugte erstmals seit 2019 über die Nulllinie. Das vermeintliche Ende der Ära der Minuszinsen führte allerdings nicht zu einer Party unter den Anlegern. Angesichts der hohen Inflation bleibt die Realverzinsung auf absehbare Zeit negativ, auch wenn die Fed-Leitzinserwartungen zu dem Zinsauftrieb beigetragen haben und zu teils kräftigen Rückgängen an den globalen Aktienmärkten führten. Hey, diese Feststellung Frankfurter Analysten ist ganz wichtig. Auch höhere Zinsen minus steigender Inflation werden weiterhin real ein Minus bedeuten. Das sollte also die Börse nicht erschrecken.

Aber die Amis sind uns in jeder Hinsicht voraus. Die Fundamentaldaten sprechen eigentlich für eine Leitzinserhöhung nächste Woche (na und?). Erfahrene Volkswirte sehen allerdings einen guten Grund, der dagegenspricht: Die Fed dürfte eine Verunsicherung der Märkte vermeiden wollen. Spätestens im März aber sollte es so weit sein. Die derzeitige Corona-Welle hat der globalen Konjunktur erneut einen Dämpfer versetzt, doch mit einem voraussichtlichen Abflauen der Welle (vielleicht) im März dürfte sich auch die Weltwirtschaft wieder beleben. Für Europa rechnen nicht wenige Fachleute ohnehin mit einem kräftigen Wachstumsschub ab dem zweiten Quartal.

Außerdem haben aktuelle Untersuchungen von Analysten ergeben, dass die zeitweise heftigen Kurskorrekturen der Technologiewerte ausstrahlen. Die derzeitige Schwäche dieser Growth-Aktien hat vor allem mit dem zu erwartenden Kurswechsel der Ami-Notenbank zu tun. Allerdings sollte man nicht übersehen, dass der Markt bereits jetzt schon voll massiv auf den nahenden Zinsanstieg reagiert hat. In Europa haben sich Growth- gegenüber Value-Aktien auf Monatssicht so schlecht wie niemals zuvor seit Mitte 1997 entwickelt. Bezogen auf den MSCI World gilt dies sogar zurück bis Mitte der 1970er Jahre! Angesichts der Tatsache, dass die Zinsen bzw. die Zinserwartungen in früheren Phasen, in denen die Geldpolitik vor einem Kurswechsel stand (zuletzt Ende der 1990er, 2004 und 2015), deutlich stärker anstiegen, scheint von daher dieses Mal die Reaktion an den Kapitalmärkten übertrieben zu sein.

Übertrieben ist mein Stichwort. Bleiben wir im Inland, meine Freunde. Mein Bauchgefühl macht den schwachen Dax (noch) nicht mit. Trotzdem will ich nicht zum „Verbilligen“ bestehender Aktienbestände raten. Nachkaufen zu sinkenden Kursen kann erfahrungsgemäß enttäuschend (und damit teuer) werden. Bleibt, wenn’s geht, einigermaßen cool! Nicht vergessen: Die Angst vor einer Gefahr kann manchmal die größte Gefahr sein.

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