onvista-Börsenfuchs: Auch das noch …

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Die Zuspitzung der Türkei-Krise mit dem Lira-Crash vor dem Wochenende hat uns gerade noch gefehlt. Nee, nee, wir haben zu viele Großbaustellen auf der Welt, allesamt sind irgendwie gefährlich und hängen irgendwo zusammen („Architekt“ Trump). Unsere Banken sind zumindest „besorgt“, denn Erdogans Appell an seine Bevölkerung, Dollar- und Goldbestände zu verkaufen, hat alles nur noch schlimmer gemacht. Und ein Wirtschaftskrieg wäre brandgefährlich: 92 Prozent der öffentlichen Auslandsschulden sind in US-Dollar oder Euro denominiert. Die Verbindlichkeiten türkischer Unternehmen in Fremdwährung sind teilweise nicht durch Währungsreserven gedeckt - allein in den nächsten zwölf Monaten werden davon 66 Milliarden US-Dollar fällig, lese ich bei der Deutschen Bank.

Clemens Fuest, Chef der Münchner Ifo-Wirtschaftsforscher, hält die Türkei-Krise für hochgefährlich und rät dem Land dazu, Hilfen beim Internationalen Währungsfonds (IWF) zu beantragen. „Wir müssen uns massiv Sorgen machen”, kommentiert Fuest im heutigen Handelsblatt den jüngsten Absturz der türkischen Lira und die Wirtschaftsprobleme des Landes. Fuest spricht von einer „klassischen Wirtschafts- und Währungskrise”. Die Türken sollten nun um Hilfe beim IWF nachsuchen, die Europäer diesen Weg unterstützen. Einfache Lösungen gebe es nicht. „Langfristig hilft der Türkei nur ein grundlegender Politikwechsel”, glaubt der Ifo-Chef.

Was kann das für uns bedeuten? Die einen sagen: Macht euch nicht gleich verrückt, das Problem ist überschaubar. Andere Experten sehen das düsterer: Fatal, gerade jetzt, denn die Türkei-Krise verschärft die ohnehin schon schwierige Lage für die Weltwirtschaft, die schon durch die US-Strafzölle und den sich ausbreitenden Protektionismus sowie den Brexit (wenn er denn kommt) belastet ist.

Die türkische Notenbank hat vorhin erklärt, sie werde den Banken jedwede Liquidität zur Verfügung stellen, die sie benötigten. Sie kündigte an, sie werde den Markt und die Preisbildung genau beobachten und alle notwendigen Schritte ergreifen, um die Finanzstabilität zu sichern. Na ja, ob man damit allein die Krise in den Griff bekommt, ist mehr als fraglich.

Und was bedeutet das für Euch, meine Freunde? Ich spekuliere mal.  Bei den Profis wird die Risikobereitschaft weiter sinken - man wird noch vorsichtiger, man handelt (wenn überhaupt) noch kurzfristiger. Den Aktien fällt es zunehmend schwerer, sich nach einem Auf und Ab wieder zu stabilisieren. Wir sollten uns deshalb auf eher schwächer tendierende Kurse einstellen. Bis auf weiteres. Profiteure internationaler Kapitalströme könnten Wall Street mit dem Dollar und die Schweizer Börse mit dem Franken werden.

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