onvista-Börsenfuchs: Es muss nicht immer Rally oder Crash sein

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! An der Prognosefront geht’s momentan ganz schön durcheinander. Man könnte daraus zwei Stapel bilden - einer nur mit bullischen Analysen, der andere mit bärischen Vorhersagen. Wie üblich sind viele Prophezeiungen wie eine bunte Gemüsesuppe: viele gesunde Zutaten frisch gemischt. Muss man nicht mögen. Oder man kriegt hinterher nervöse Schulterzucken nach dem Motto „Musste ich das schlucken?“ Ich will Autoren und Leser zunächst nur daran erinnern (was jeder weiß), dass es wirklich nicht dauernd um eine rasante Rally oder einen blutigen Crash gehen muss. Es gibt doch auch lahme, langweilige, nervöse, ziellose, uneinheitliche, bewegungsarme, müde und andere Phasen mit ziemlich wenig Kursbewegung in der Breite. Und ab und zu wissen selbst die Profis nicht, wo’s lang geht und wie man handeln sollte. Vor allem müssen Trends nicht so dramatisch verlaufen, wie sie von Börsenbeobachtern zuspitzend gern beschrieben werden.

In diesen Tagen sind die Strategen munter dabei, vor allem die (irgendwo am Horizont) angeblich drohende Gefahr einer Re-Inflationierung begleitet von einer Wende der extrem spendenfreundlichen Geldpolitik der Notenbanken zu beschreiben. Das Wort Crash taucht da nur selten auf. Aber auch eine Fortsetzung der Aktienrally wird in Verbindung mit dem jüngsten Anstieg der Anleiherenditen zunehmend angezweifelt. Na und? Ich sehe keinen Anlass, die langfristige Aktienanlage irgendwie in Frage zu stellen.

Nee, dafür ein Lob den Genossen: Das Research der DZ Bank, das immer öfter durch klare Aussagen und Trendprognosen auffällt, greift gut getimt die aktuelle Diskussion auf und kommt zum Ergebnis: Auch wenn sich in einigen Segmenten Übertreibungen aufgebaut haben dürften, sehen wir keine Anzeichen für eine Blase an den breiten Aktienmärkten Europas. Und welche Entwicklung der führenden Indizes wie den Dax, EuroStoxx 50 oder S&P500 halten wir am wahrscheinlichsten bis Ende des Jahres? Unsere Indexprognosen per Jahresende lauten Dax 15.000, EuroStoxx 3.800 und S&P500 4.100. Die Zinsen bleiben mittelfristig weiterhin niedrig und die gelisteten Unternehmen, insbesondere im Dax, sind von der Pandemie nicht so stark betroffen wie kleinere Firmen. Außerdem rechnen wir weiterhin mit einem Post-Corona-Boom in der zweiten Jahreshälfte.

Ähnlich beruhigend wirken auch die Sparkassenkollegen mit ihrer frischen Analyse und der Betonung, dass gegenwärtig sehr viel kurzfristige, spekulative Nachfrage das Kursgeschehen an den Märkten dominiert. Also sehr hohe Handelsvolumina an der Wall Street. Derart viele Aktien wechselten sonst nur in Ausverkaufsphasen den Besitzer. Nachdem die Zwischenberichtssaison in Ami-Land weitgehend gelaufen ist und fast 80% der Unternehmen aus dem S&P500 positiv überraschen konnten, nehmen kurzfristig agierende Investoren nach dem Motto „Sell on Good News“ erst einmal Gewinne mit. Kurzfristige Kursrücksetzer sollte man daher auf der Rechnung haben. Resümee der Helaba: Unseres Erachtens eröffnen diese jedoch die Möglichkeit, selektiv Aktienpositionen aufzubauen. Schließlich sprechen sich verbessernde Konjunkturaussichten bei anhaltender Liquiditätsflut gegen eine Trendwende an den Aktienmärkten. So sei es.

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