onvista-Börsenfuchs: Hat der Dax jetzt mehr Risiken als Chancen?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Glaubt ja nicht, dass der Börsenfuchs immer mit der rosaroten Brille unterwegs ist. Nee, ich bin zwar hartnäckiger Optimist (= Börsen-Bulle), beobachte Märkte und ihr Umfeld aber von allen Seiten. Was denn sonst. Heute zur Abwechslung mal eine skeptische Stimme zum Dax. Sie kommt von den Analysten der Helaba, die ich seit vielen Jahren beobachte (und schätze).

Sie stellen zunächst mal fest, dass sich die Aktienmärkte in Europa allen Widersprüchen zum Trotz bisher auf hohen Niveaus behaupten können. Außerdem ist bemerkenswert, wie die Akteure die durchaus vorhandenen Belastungsfaktoren ausblenden (z.B. die von der Fed angekündigte Drosselung der Anleihekäufe, die Inflationsproblematik oder die Unklarheiten über den künftigen Verlauf der Corona-Pandemie). Darüber hinaus spielen andere risikoträchtige Entwicklungen bisher keine Rolle. So ist die US-Renditekurve zwischen 5- und 30-jährigen Anleihen auf ein Einjahrestief gesunken und Aktien der Emerging Markets weisen auf Jahressicht eine schwache Performance auf. Bei Aktien von kleineren und mittelgroßen Unternehmen mussten zum Teil bereits Kursverluste hingenommen werden. Der US-Index Russel 2000 tendiert seit März seitwärts. Zwischenfazit der Frankfurter Analysten: „Die nicht mehr vorhandene Marktbreite ist zu bemängeln.“

Die zuletzt vollzogenen Kursgewinne wurden wesentlich von wenigen, hochgewichteten Papieren getragen. Damit wiederholt sich das Bild, das bereits im Vorjahr beobachtet werden konnte. Spannend wird es in naher Zukunft vor allem mit Blick auf die Technologiewerte, da diese unter einer weniger expansiven Geldpolitik deutlicher als andere zu leiden hätten. Bekanntlich zählen die Monate September und Oktober zu den schwächsten im Börsenjahr. Insofern ist mit einem zu- nehmenden Einfluss saisonaler Aspekte zu rechnen.

Der US-Markt für hochverzinsliche Anleihen notierte zuletzt auf dem schwächsten Niveau seit Juni, obwohl gleichzeitig die Aktienkurse weiter in neue Höhen vordringen konnten. Ähnliche Muster wurden in der Vergangenheit häufiger beobachtet - meist ging es am Ende für die Aktienmärkte nicht gut aus. Insbesondere wenn sich die Spreads ausweiteten und gleichzeitig der VIX (CBOE Volatility Index) nachgab. Das von dieser Konstellation ausgehende Warnsignal gilt es im Hinterkopf zu behalten.

Auch der Ausgang der Bundestagswahl spielt für die Entwicklung des hiesigen Aktienmarktes eine wichtige Rolle. Auf Basis der aktuellen Umfragewerte wäre ein Linksbündnis möglich - sicherlich nicht die von den Marktteilnehmern bevorzugte Konstellation.

Soweit die risikobetonende Börsenbetrachtung der Helaba-Vordenker. Mir ist sie zu „bärisch“. Zwar wird nicht vor einer nachhaltigen Baisse-Phase oder gar einem Crash gewarnt. Doch werden für meinen Geschmack einige Aspekte übergewichtet bzw. andere vernachlässigt. Denn ich möchte den genannten Risikofaktoren vor allem gegenüberstellen, dass eine Konkurrenz für Aktien durch attraktiv hohe Zinsen nicht in Sicht ist und eine Belastung durch empfindlichen Liquiditätsentzug seitens der Notenbanken auch nicht droht. Wohin mit der Kohle also? Aktien bleiben demzufolge eine konkurrenzlose Anlageform.

Hey, so schlimm sieht es eigentlich auch bei den Helaba-lern nicht aus: Mutig-konkret sehen sie zwar den Dax im vierten Quartal in Richtung 14.500 Punkte abrutschen. Doch schon im ersten Vierteljahr 2022 soll es wieder aufwärts bis 15.000 gehen und anschließend im dritten Quartal bis auf 15.700. Eine relativ kurze Schwäche würde demnach rasch wieder wettgemacht. Also kein Grund zur Panik, meine Freunde.

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