onvista-Börsenfuchs: Kaum zu glauben: Überall nur Aufschwung!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Ich habe (fast) immer Bock auf Diskussionen, bei denen es um besseres Verständnis von aktuellen Informationen geht. Heute wär‘ mal wieder Anlass, über den Unterschied zwischen Glauben und Wissen zu streiten. Besser nicht akademisch-philosophisch (= zu kompliziert), sondern möglichst praxisnah, weil es um Wirtschaft und Börse geht. Aber viel einfacher wird’s auch nicht, weil dann die (Selbst-)Einschätzungen, Analysen, Prognosen und Infos von draußen einfließen, mit denen man es in der Wirtschaft jeden Tag zu tun hat. Warum jetzt das Grübeln?

Vorhin liefert Sentix, ein führender Anbieter von Stimmungsanalysen, seinen neuen Konjunkturindex. Dazu gehört eine Übersicht zur konjunkturellen Situation nach Ländern und Regionen: Euroland, Deutschland, Schweiz, Österreich, Osteuropa, USA, Japan, Asien ex Japan, Lateinamerika und Globales Aggregat. Ratet mal, meine Freunde, was überall (!) dahintersteht: AUFSCHWUNG. Hey, ich kann’s kaum glauben - die ganze Welt (gerade noch in tiefer Rezession) ist schon wieder im Aufschwung. Hurra! Was ist die Grundlage für diese Aussage? Die Frankfurter Sentix GmbH gilt als Pionier von Sentiment-Analysen (Behavioral Finance) in Europa. Seit 2001 befragt das Unternehmen wöchentlich mehr als 5.000 Anleger aus über 20 Ländern zu ihren Erwartungen an die Finanzmärkte sowie zur wirtschaftlichen Entwicklung und ihren Portfoliomaßnahmen.

Warum überraschen die August-Zahlen nicht nur auf den ersten Blick? Immer mehr steht nun die Entwicklung der „Lagewerte“ im Fokus. In den Vormonaten waren die „Erwartungswerte“ deutlich geklettert und damit sozusagen in Vorleistung gegangen. Vor allem für Euroland und Deutschland wurde die vierte Verbesserung in Folge gemessen - die Lagewerte steigen hier kräftig an, die Erwartungswerte bleiben äußerst positiv und zeugen von keinen Ängsten vor einer zweiten Corona-Infektionswelle. Auch das dritte Quartal trägt immer noch „rezessive Züge“, schreiben die Sentiment-Analysten. Dennoch schreitet die Erholung voran, zumal die Erwartungswerte auch im August ihren Vormonatsstand bestätigen.

Coole Börsenexperten! Denn ich will es nicht glauben, dass eine zweite Corona-Infektionswelle keinen neuen Angstreflex in den Konjunkturindikatoren hinterlässt! Das fördert auch die Fantasie, dass der Tiefpunkt definitiv durchschritten ist und die eingeleitete Erholung weitergehen kann. Interessant auch, welche Parallelen zu 2009 bestehen und was dies für die Kapitalmärkte in den nächsten Wochen bedeuten kann (kann!). Vergleicht man nämlich die Entwicklung der Lagewerte nach der Finanzkrise im Jahr 2009 mit der Erholungsbewegung der aktuellen Sentix Konjunkturindizes, so fällt ein bemerkenswert ähnlicher Verlauf auf. Damals stiegen auch zuerst die Erwartungswerte an. Die Lagewerte dümpelten lange Zeit im tiefroten Bereich. Erst im Sommer 2009 setze dann eine Erholung der Lagewerte ein. Sehr ähnlich verläuft nun auch der Pfad in 2020. Damit entsteht die Fantasie, dass der Tiefpunkt definitiv durchschritten ist und die eingeleitete Erholung weitergehen kann.

Was soll man glauben? Leute, ich weiß es nicht und weiß auch (noch) nicht, ob ich mit Tam-Tam wieder ins Bullenlager zurückkehren soll. Tam-Tam? Die Zahlen aus China machen wirklich Mut.

Also spekuliert schön weiter - vor allem aber bleibt gesund!

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