onvista-Börsenfuchs: Von Gewinnmitnahmen, Tech-ETFs und Goldfantasie

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Wart auch Ihr in den letzten Wochen besonders aktiv? In Ami-Land beobachten Investmentbanker jedenfalls reges Handeln des privaten Publikums (offenbar nicht aus Trump-Lust oder Trump-Frust). Und die Verhaltensanalysten an der Frankfurter Börse berichten ebenfalls von lebhaftem Rein und Raus der Privatanleger. An der Wall Street spricht man von der „ungewöhnlichen Wiederkehr der Kleinanleger“. Während des Lockdowns hielten viele Amis Ausschau nach Aktivitäten, die sie zu Hause ausüben konnten. Und was würde sich besser eignen, als an den Märkten mitzuspielen? Etwa von Mitte März bis Mai sind infolgedessen die Depoteröffnungen und Handelsvolumen steil gestiegen. Kriegen auch wir eine Menge von „Virus-Spekulanten“, die sich zu neuen Anlegern weiterentwickeln? Mir fehlt noch der Glaube. Und jetzt beginnt ja die Zeit der großen Ferien (ob mit oder ohne Mundschutz), da lassen sich (nicht nur) die Germanen bekanntlich lieber an Stränden grillen, als nach Alternativen für Wirecard-Aktien zu fahnden.

Aktien sind allgemein auch nicht mehr ganz „billig“ (ich mag diese Bezeichnung nicht), Selbst gegenüber Staatsanleihen weisen sie nach Analystenbewertungen inzwischen nur noch eine unterdurchschnittliche Risikoprämie auf. Jetzt müssen die Fundamentaldaten das nachvollziehen, was Dax & Co. schon vorweggenommen haben. Für die kommenden Monate besteht somit kaum Aufwärtspotenzial für Dividendentitel, glauben jedenfalls die Strategen der Frankfurter Helaba und empfehlen: Angesichts des derzeit nicht sonderlich attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses sollten für den Aktienkauf mögliche Schwächephasen abgewartet werden. Das kann ich gut nachvollziehen. Ihr solltet aber nicht nur über Käufe grübeln, meine Freunde, sondern auch über die Gegenseite: Besser mit Gewinnmitnahmen nicht mehr lange warten! Es kann angesichts der Gefahren, die auf die Börse in diesem Jahr noch zukommen, nicht schaden, zwischendurch wenigstens einen Teil der Performance in Cash umzuwandeln.

Wer unbedingt will, kann sich auch den ETF-Fans anschließen. Die sind voll in Kauflaune. In allen Bereichen dominieren seit Wochen die Zuflüsse, berichten internationale Banker. Auffällig ist derzeit das Interesse an Technologie-ETFs. Entsprechende TecDax-Fonds lassen Dax-Fonds weit hinter sich. Die hohe Nachfrage gilt aber nicht nur den ganz großen Tech-ETFs, gesucht sind auch Spezialitäten wie Cyber-Security-Indexfonds.

Auch Gold glänzt preislich, wie es kaum einer erwartet hatte. Legt das Edelmetall jetzt erst mal eine Sommerpause ein, um mittelfristig (in ein paar Monaten) einen neuen historischen Höchststand anzupeilen? Kaum vorhersehbar. Ist mir aber auch wurscht, weil ich völlig losgelöst von der kurzfristigen Preisentwicklung dringend zum physischen Goldkauf als Sicherheitskomponente fürs Portfolio rate. Die von Anlageberatern meist empfohlenen 5 bis 10 Prozent Goldanteil sind für meinen Geschmack viel zu wenig.

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