onvista-Börsenfuchs: Wer braucht noch den Anlageberater?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Nee, mir gefällt nicht jeder innovative Trend - vor allem dann nicht, wenn er den Menschen verdrängt. Die Anlageberatung ist so ein Fall. Aber du kannst nix dagegen machen, um die durch Digitalisierung und Globalisierung beschleunigte Entwicklung aufzuhalten. Mehr, größer, schneller - die Veränderung an den modernen Finanzmärkten und drumherum sind voll krass. Und ohne fortgeschrittene Englischkenntnisse (fachenglisch) verlierst du als Privatanleger schnell die Peilung. Halt! In unserer Sprache heißt die Ansammlung von Fremdwörtern seit eh und je „fachchinesisch“ - ist das etwa ein Fingerzeig auf die Zukunft? Vielleicht setzt sich in ein paar Jahren für „Robo-Advisor“ ein Begriff in Mandarin durch (= das Hochchinesisch, wird von den meisten Chinesen gesprochen) …

Die Finanztechnologie (englisch financial technology) wird meist auf „Fintech“ verkürzt. Der Sammelbegriff steht für technologisch weiterentwickelte Finanzinnovationen, also für neue Finanzinstrumente, -dienstleistungen und entsprechend die anbietenten Firmen. Es entstehen also nicht nur neue Produkte und Varianten davon, sondern auch neue Finanzdienstleister als Konkurrenten zu den klassischen Banken. Die wiederum schrumpfen quantitativ (lassen wir die Qualität mal außen vor) durch Filialschließungen und Fusionen. Außerdem ziehen sich immer mehr Institute schon seit Jahren aus der individuellen Wertpapierberatung zurück (es gibt ja Fonds und ETFs). Zuletzt zählte die Finanzaufsichtsbehörde Bafin deutschlandweit nur noch rund 117.500 Anlageberater. Vor einigen Jahren waren es noch mehr als 160.000 gewesen, wie das Fachmagazin „Fonds professionell online“ herausgefunden hat. Damit sinkt die Zahl der Anlageberater ähnlich schnell wie die der Zweigstellen. Auch für die Finanzaufsicht ist der Trend eindeutig: Mit dem Abbau der Filialen geht auch die Anlageberatung zurück.

Ein Thema, das zu den Veränderungen beiträgt, ist die Einhaltung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG), denn das Bewusstsein für Nachhaltigkeit nimmt rapide zu. Das zeigen insbesondere die sehr hohen Zuflüsse in ESG-Fonds. Und am laufenden Band werden neue ESG-Fonds aufgelegt. Anleger selbst müssen in mühsamer Kleinarbeit die Spreu vom Weizen zu trennen. Quantitative Analyse-Methoden, wie etwa das Morningstar Sustainability Rating, helfen dabei. Jetzt hat das renommierte Analysehaus ein neues Research-Tool entwickelt, das „Morningstar ESG Commitment Level“ für Fonds. Auch andere Finanzdienstleister bemühen sich um die Weiterentwicklung der Instrumente für die Anlageauswahl und -beratung. Ein Beispiel: Der Rosenheimer TM Börsenverlag ist mit dem „BOTSI-Advisor“ herausgekommen, einem nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Trendfolge entwickelter Anlageroboter. Der filtert die weltweit trendstärksten Technologie-Aktien für ein einfach nachzubildendes Musterdepot des boerse.de-Trendinvestor Technologie-Aktien heraus.

Achtung, zum Schluss noch ein Modewort: Als Anhänger der Sowohl-als-auch-Philosophie gefallen mir neuartige „Hybrid“-Modelle in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung. Also Mischformen von jungen Firmen, die Vorteile von Mensch und Maschine kombinieren - im Interesse der Anleger. Probiert die mal aus, meine Freunde!

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