Pioneer Funds - Emerging Markets Bond: Warum sollten Anleger jetzt in Schwellenländer investieren, Herr Syzdykov?

DAS INVESTMENT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

"Die Herausforderung beim Investieren in Emerging Markets ist, sich die Risiken angemessen bezahlen zu lassen", sagt Yerlan Syzdykov, Fondsmanager des Pioneer Funds - Emerging Markets Bond. Wieso Anleger jetzt die Emerging Markets in den Blick nehmen sollten, erklärt der Schwellenland-Bond-Experte im Interview mit DAS INVESTMENT.com.

In der Folge des britischen Brexit-Votums konnte man weltweit Markteinbrüche beobachten, auch in Schwellenländern, die nur wenig an der britischen Ökonomie hängen, möchte man meinen. Fallen mittlerweile die Märkte weltweit immer stärker in einen Gleichklang?

Wir sind der Meinung, dass der Brexit die Wertentwicklung von Emerging-Market-Anlagen nicht maßgeblich beeinflusst. Er hat aber das britische Pfund gegenüber dem US-Dollar geschwächt. Da der Dollar ein wichtiger Transmissionsmechanismus für die Emerging Markets ist, behalten wir diesen Aspekt im Auge.

Das wichtigere Thema am Markt ist die Reflationierungspolitik der Zentralbanken. Ihre Bemühungen, mit geldpolitischen Mitteln das Wachstum anzukurbeln, haben die Anleihemärkte in den letzten Jahren beflügelt. In vielen Industrieländern sind die Renditen gefallen - bei Staatsanleihen zunehmend auch in den negativen Bereich.

Wirkt sich die Zentralbankpolitik der Industrieländer auch auf Schwellenländer aus?

Seit die EZB in Europa Anleihen kauft, fließt mehr Kapital in die Emerging Markets. Das hat damit zu tun, dass die Renditen europäischer Staatsanleihen den Ertragsanforderungen von Vorsorge- und Pensionsfonds immer weniger genügen. Die Vorzüge eines Investments für einen potenziellen Käufer spiegeln oft seine Bedürfnisse wider. So könnten Emerging-Market-Anleihen aufgrund ihrer höheren Rendite für einen europäischen Pensionsfondsmanager attraktiver sein als etwa vergleichbare Industrieländerstaatsanleihen mit negativer Rendite. Ein Investor mit anderen Prioritäten könnte dies anders sehen.

Dennoch, Emerging-Market-Anlagen bieten den Investoren nach wie vor Zugang zu wachsenden und immer vielfältigeren Volkswirtschaften. Zwar sind die Bewertungen gestiegen. Aber die Geldpolitik kann hier vielleicht noch konventioneller vorgehen als in den Industrie-ländern. Bewertung ist immer relativ. Wir sehen zurzeit viel Interessantes, empfinden es aber teilweise als teuer.

Nennen Sie uns bitte 3 starke Argumente, warum Anleger in Emerging Markets statt in entwickelte Märkte investieren sollten.

Emerging-Market-Anleihen bieten Investoren Zugang zu Ländern, die sich rasch diversifizieren und untereinander relativ schwach korreliert sind. In einer Zeit, in der die Geldpolitik weltweit sowohl die schwächeren Wachstumsaussichten reifer Volkswirtschaften als auch alternde Bevölkerungen widerspiegelt, können sich Investoren mit Emerging-Market-Anlagen das Wachstumspotenzial ganz anders strukturierter Volkswirtschaften erschließen.

So gehören die Anleihemärkte der Emerging Markets weltweit noch zu den wenigen, die noch positive Realzinsen und -renditen bieten, auch wenn infolge der Kapitalzuflüsse bereits viele Bewertungsspielräume ausgeschöpft sind.

Insgesamt bieten die Emerging Markets weiter eine reelle Möglichkeit, sich dem vorherrschenden geldpolitischen Risiko zu entziehen. Vielleicht erklärt das auch den Anstieg der Mit-telzuflüsse in den letzten acht Wochen.

Außerdem sind Emerging-Market-Unternehmensanleihen in den vergangenen Jahren eine wichtige Ertragsquelle für internationale Investoren geworden, weil sie andere Risiken haben als vergleichbare Staatsanleihen. Bei Staatsanleihen ist zu beachten, dass viele Schwellenländer die Wechselkursbindung vergangener Jahrzehnte zugunsten offenerer Modelle aufgegeben haben.

Sehen Sie in einer Assetklassen oder einer bestimmten Regionen ein besonderes Schnäppchen? >>

"Emerging Markets bieten momentan sicherere Anlagechancen als entwickelte Länder" - würden Sie dieser Aussage zustimmen?

Nein. Emerging-Market-Anlagen sind eine risikoreiche Assetklasse. Das liegt am raschen Wandel in den zugrunde liegenden Volkswirtschaften, der die unterschiedlichsten Konsequenzen mit sich bringen kann, die für Investoren je nach dem ein großes Risiko darstellen können. Im traditionellen Sinne "sicher" sind sie also nicht, auch wenn die Entwicklungen dieser Volkswirtschaften Chancen eröffnen und dadurch von Zeit zu Zeit Emerging-Market-Anlagen zu einer attraktiven Anlagechance machen.

Wenn Sie mit Ihrer Frage auf den derzeitigen Bewertungsunterschied zwischen europäischen Staatsanleihen mit sehr niedrigen Renditen und höher verzinslichen Emerging-Market-Anleihen anspielen: Auch im Vergleich mit anderen reifen Märkten bieten die Emerging Markets immer noch höhere Renditen. Obwohl dieser Renditevorteil etwas zurückgegangen ist, ist er immer noch erheblich. Die Mittelzuflüsse in die Emerging Markets im letzten Quartal zeigen, dass viele Investoren diese Märkte zurzeit für interessant halten. Offenbar drängen die niedrigeren Renditen in den USA und Europa die Investoren in Alternativen.

Sehen Sie in einer oder mehreren Assetklassen oder bestimmten Regionen derzeit ein besonderes Schnäppchen, das Anleger noch nicht richtig in den Blick genommen haben?

Ein "besonderes Schnäppchen" - nein. Wir meinen, dass in den Emerging Markets der richtige Investmentansatz zählt. Mit einer flexiblen segmentübergreifenden Strategie können Anleger attraktive Erträge erzielen. Außerdem erspart ihnen der richtige Ansatz auch die Evaluierung der relativen Stärken verschiedener Marktsegmente, wie zum Beispiel Lokal- und Fremdwährungsanleihen.

Zudem sprechen wir schon seit Langem mit Investoren über die Vorzüge von Emerging-Market-Unternehmensanleihen. Die steigenden Mittelzuflüsse in dieses Segment sind daher sicherlich erfreulich, denn in den Emerging Markets sind Unternehmensanleihen unseres Erachtens eine genauso wichtige Ertragsquelle wie Staatsanleihen. Unternehmensanleihen er-möglichen uns Erträge, wenn Staatsanleihen weniger interessant sind, und umgekehrt. Gemessen am CEMBI Broad Diversified ist der Unternehmensanleihemarkt heute ungefähr ge-nauso groß wie der Markt für Fremdwährungs-Staatsanleihen und wahrscheinlich noch grö-ßer, wenn man Titel außerhalb der Benchmark dazurechnet.

Die Schwierigkeit des Investierens in den Emerging Markets liegt unseres Erachtens vielmehr darin, für das Risiko angemessen kompensiert zu werden. Um sich das gesamte Chancenspektrum zu erschließen, braucht man eine Art Werkzeugkasten - gut, wenn nicht nur ein Hammer darin ist.

Nach wie vor interessiert uns Lateinamerika unter den Regionen, hier gibt es unserer Ansicht nach trotz einer kräftigen Rally immer noch einige relativ günstig bewertete Anlagechancen.

Welches war Ihre beste Wette bei Anlagen in Schwellenländern?

Welches war Ihre beste Wette bei Anlagen in Schwellenländern?

Wie unser Name schon sagt, ist Pioneer ein Vorreiter in verschiedenen neuen Assetklassen. Im Laufe unserer 16-jährigen Anlagetätigkeit in den Emerging Markets haben wir unsere segmentübergreifende Strategie zunächst um Lokalwährungsanleihen und später um Unter-nehmensanleihen erweitert. Diese jüngste Innovation hat unsere Erträge in letzter Zeit am stärksten beeinflusst, denn wir haben Unternehmensanleihen ziemlich hoch gewichtet.

Im letzten Jahr waren wir vor allem in Argentinien erfolgreich, das jetzt im Portfolio am stärksten übergewichtet ist. In Argentinien finden wir seit Langem Ertragschancen. In letzter Zeit haben wir dort flexibel in Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Wir halten derzeit Staatsanleihen, die wir frühzeitig nach der letzten Wahl kauften. Sie kommen der Fondsper-formance in diesem Jahr zugute.

Im CEMEA-Raum gefällt uns die Türkei, wo die Märkte nach dem Putsch bereits die Herab-stufung des Länderratings auf Junk-Niveau vorwegnahmen. Wir waren vor dem Ausverkauf in der Türkei untergewichtet und haben vor kurzem die negative Anlegerstimmung für Zukäu-fe genutzt.

Der Emerging Markets Bond von Pioneer ist, wie sein Name schon verrät, ein Rentenfonds. Mischen Sie Ihrem Portfolio auch einen Aktienanteil bei?

Das Portfolio hat einen kleinen Aktienteil, der in der Regel mit unseren Anlagen in ausfallge-fährdeten und notleidenden Unternehmensanleihen verbunden ist. Wir haben Spezialisten für solche Anleihen und waren in den letzten Jahren in diesem Bereich erfolgreich. Laut Pros-pekt können wir bis zu 10% des Portfolios in diese Assetklasse investieren, was wir aber in der Paxis bei Weitem nicht ausschöpfen.

Das Portfolio des Pioneer Funds - Emerging Markets Bond soll ein diversifizierter Mix aus Staats- und Unternehmensanleihen in Fremd- und Lokalwährung sein.

Bevorzugen Sie eher Staats- oder Unternehmensanleihen?

Im Anleihebereich haben wir in den letzten Jahren Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen bevorzugt. Mit Unternehmensanleihen können wir in einem weniger effizienten Markt vielfältige Chancen nutzen. Manchmal finden wir an diesem Markt attraktive Investmentchancen, die unsere Gesamtstrategie ergänzen. Wenn wir beispielsweise eine Lokalwährung für überbewertet halten, können wir diese Einschätzung mit Fremdwährungsanleihen eines lokalen Exportunternehmens zielführend umsetzen. Wenn die Währung abwertet, dürften die Anleihen des Exportunternehmens wegen der voraussichtlich steigenden Margen zulegen. Diese Möglichkeit, volkswirtschaftliche Überlegungen zu nutzen, zeichnet Unternehmensanleihen aus.

Nicht nur wir mögen den Unternehmensanleihemarkt, der in den letzten sieben Jahren stark gewachsen ist. Deshalb interessieren wir uns weiterhin für Staatsanleihen, die ebenfalls attraktive Renditen bieten können. Bei Investoren, die sich in den Emerging Markets engagieren wollen, haben sich die Vorteile unseres stärker diversifizierten Ansatzes herumgesprochen. Unsere Strategie hat gezeigt, dass sie an steigenden Märkten partizipieren und Abschwünge abfedern kann. Kapitalverluste zu vermeiden, ist bei einem Anleihemanager eine wichtige Fähigkeit. Wir empfehlen den Investoren daher, sowohl auf die Sortino Ratio als auch auf die Sharpe Ratio zu achten.

"Die Ausfallquoten von Unternehmensanleihen sind etwa so hoch wie in Europa oder den USA" >>

Die durchschnittliche Bonität der Anleihen im PF des Pioneer Funds - Emerging Markets Bond liegt im Bereich HY (BB+). Können Sie unter diesen Bedingungen ruhig schlafen - vertrauen Sie auf Ihre Schuldner?

In einer Zeit, in der viele amerikanische High-Yield-Emittenten aus dem Energiesektor in Schwierigkeiten sind, ist das eine berechtigte Frage. In den letzten Jahren haben die Ausfallquoten von Unternehmensanleihen in den Emerging Markets etwa so hoch wie in Europa und den USA. Dabei muss man bedenken, dass diese Ausfallquoten Durchschnitte sind und es in jeder Region deutliche Unterschiede in der Emittenten-Qualität gibt. Aufgrund dieser Vielfalt sind diese Märkte ideal für angewandtes Credit-Research.

Gründliches Credit-Research schafft Vertrauen. Wir haben viel in unser Credit-Research investiert und ein Emerging-Market-Team mit 13 erfahrenen Credit-Analysten aufgebaut. Dieses Team beurteilt systematisch die Kreditqualität in unserem Universum und macht unseren Investmentansatz sehr fundiert. Auch dank unseres High-Yield-Credit-Research hat unser Portfoliomanagementprozess hohe Erträge erwirtschaftet, bei einer durchschnittlichen jährlichen Ausfallquote von 0,59% im Pioneer Funds - Emerging Market Bond. Das Vertrauen in unsere Einzelwertauswahl lässt unsere Portfoliomanager in den meisten Nächten relativ ruhig schlafen.

Sie haben knapp 400 Positionen im Portfolio. Wo sehen Sie den Vorteil eines solch ausgedehnten Portfolios?

Wir haben rund 130 Emittenten in unserem Portfolio - manche mit Anleihen unterschiedlicher Laufzeit. Für diesen Ansatz gibt es im Wesentlichen drei Gründe.

Erstens können wir mit unterschiedlich lange laufenden Anleihen eines Emittenten Fehlbe-wertungen entlang seiner Renditekurve nutzen. Das kann sowohl die Rendite steigern als auch die Durationssteuerung erleichtern. Zweitens bietet die Risikostreuung über mehrere High-Yield-Emittenten die Chance, Kapitalmaßnahmen einzelner Emittenten zu nutzen. In Venezuela zum Beispiel sind wir bei der staatlichen Ölgesellschaft (PDVSA) engagiert, die möglicherweise neue Kurzläufer emittieren wird. Weil wir die Risiken streuen, können wir diese Situation vielleicht für unsere Investoren nutzen.

Zweitens ist mit unseren Fonds auch unsere durchschnittliche Positionsgröße gewachsen. Das macht uns zwar zu einem führenden Investor, zwingt uns aber auch, unser Liquiditätsmanagement weiterzuentwickeln. Die Rechnung ist einfach: Der Pioneer Funds - Emerging Markets Bond hat jetzt ein Volumen von 4 Milliarden US-Dollar. Auf eine 3%-Position entfallen somit 120 Millionen US-Dollar. Ehrlich gesagt würden wir es in vielen Fällen sogar bevor-zugen, ein geringeres Engagement in einer einzelnen Anleihe zu haben - und zwar aus Liquiditätsgründen. Daher ist es besser, das Risiko breiter zu streuen und den Diversifikationseffekt zu nutzen.

Drittens haben wir ganz einfach die nötigen Ressourcen, um die Risiken zu diversifizieren und effizient zu kontrollieren. Jeder unserer Credit-Analysten beobachtet im Durchschnitt 60 Unternehmen. So können wir in jedem Land und jedem Sektor vielversprechende Unternehmen finden. Nicht jedes Emerging-Market-Team kann sich diesen Luxus leisten - umso besser für uns.

Dieser Artikel wird bereitgestellt von www.dasinvestment.com

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